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Johannes Singhammer (CSU) hört auf

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Johannes Singhammer hört nach 23 Jahren auf

Johannes Singhammer hört nach 23 Jahren auf

Die letzte Sitzung des aktuellen Bundestags fand mit Johannes Singhammer statt, der neue Bundestag muss ohne ihn auskommen. Nach 23 Jahren hört der CSU-Politiker nun auf. Von Hans-Joachim Vieweger

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"So meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene Sitzung ist wiedereröffnet." Johannes Singhammer

Es klang so wie immer. Wie so oft in den vergangenen vier Jahren leitete Singhammer am vergangenen Dienstag als einer von sechs Vizepräsidenten Teile der Plenarsitzung. Allerdings war dies eine besondere Sitzung - für das Parlament wie für Singhammer.

"Ich selber werde auch mit dieser letzten Sitzung ausscheiden. Es war für mich ein Privileg, dem Hohen Haus anzugehören." Johannes Singhammer

Ein Mal Glück gehabt weben Stoiber

1994 war Singhammer erstmals in den Bundestag gekommen, der tagte damals noch in Bonn. Viermal gewann er das Direktmandat im umkämpften Wahlkreis im Münchner Norden, dreimal unterlag er seinem SPD-Gegenkandidaten. 2005 musste er sogar um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen. Doch Singhammer profitierte am Ende davon, dass damals Edmund Stoiber nicht als Minister unter Kanzlerin Angela Merkel nach Berlin ging. Singhammer rückte für Stoiber nach. In seinem Büro erinnern Fotos an wichtige Wegbegleiter. Singhammer ist da zu sehen mit Franz Josef Strauß oder mit Helmut Kohl, aber auch mit gleich drei Päpsten: Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus.

"Ja, das ist ein besonderes Privileg. Das hat damit zu tun, dass es für mich immer besonders wichtig war, das Verhältnis zur katholischen Kirche, nicht nur in Deutschland, sondern auch gerade mit dem Vatikan zu pflegen - wie immer auch durch persönliche Begegnungen, wenn man die Chance dazu bekommt." Johannes Singhammer

Aus seinem Christ-Sein hat Singhammer nie ein Hehl gemacht. Er war oft beim überparteilichen Gebetstreffen und engagierte sich besonders bei ethisch sensiblen Themen.

"Eines was mich sehr freut ist, dass es vor einigen Jahren gelang, die sogenannte Spätabtreibung fraktionsübergreifend neu zu regeln - was zunächst für sehr unwahrscheinlich gehalten wurde. Wir haben eine Beratung eingeführt und damit einen wichtigen Schritt vorangemacht." Johannes Singhammer

Eigene Partei überrascht

Vor gut einem Jahr hatte Singhammer - für viele seiner Parteikollegen überraschend - erklärt, dass er aufhören wolle. Er ist jetzt 64.

"Für mich persönlich war der richtige Zeitpunkt jetzt gekommen, nach 23 Jahren auch strapaziöser Zeit, des Pendelns, mit vielen Reisen, und mit einer durchaus auch Einbeziehung der Familie, die darunter schon gelegentlich leiden musste." Johannes Singhammer

Bei aller Freude auf mehr Zeit mit der Familie: Er weiß auch, was er vermissen wird - zum Beispiel die Begegnungen mit Kollegen über die Parteigrenzen hinweg. Ja, man könne verschiedener Meinung sein - und sich menschlich wunderbar verstehen.

"Eine der schönsten Erlebnisse, die man im Parlament hat, ist, dass man einander in politischer Gegnerschaft bekämpft, aber auch entdeckt, dass der Kollege ein wunderbarer Mensch ist und man sich in freundschaftlicher Weise verbunden fühlt. Das Zweite ist das Gefühl der öffentlichen Aufmerksamkeit - deshalb ist man ja auch in der Politik, um für seine Positionen öffentlich zu werben. Da kommt schon etwas Wehmut auf" Johannes Singhammer
Allerdings: Arbeitslos wird Singhammer sicher nicht, dazu hat er einfach zu viele Ideen, was er auch politisch noch anpacken könnte.