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Ein Schüler an einem Gymnasium in Straubing meldet sich im Unterricht.

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Jeder fünfte Schulleiter beklagt Schulpolitik

Wenn Lehrer den Schulpolitikern Noten geben dürften, würde mancher "Versetzung gefährdet" ins Zeugnis schreiben. Schulleiter leiden unter wachsenden Aufgaben, Bürokratie und Seiteneinsteigern mit Lehrer-Crash-Kurs. Eine Studie gibt neue Einblicke.

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Zu wenig Fachpersonal und zu wenig Zeit für zu viele Aufgaben und zu viel Bürokratie - das sind die Hauptprobleme der Schulleiter in Deutschland. Bei einer repräsentativen Befragung für den Verband Bildung und Erziehung (VBE) nannten 57 Prozent der 1.200 befragten Schulleiter Lehrermangel als ihr größtes Problem. 

Nicht genug Lehrer ausgebildet

Bei der Vorstellung der Studie beim Deutschen Schulleiterkongress in Düsseldorf verlangte VBE-Chef Udo Beckmann heute Konsequenzen der Kultusministerkonferenz: Jedes Land müsse genügend Lehrer für den eigenen Bedarf ausbilden statt sich gegenseitig die Fachkräfte abzuwerben. Er forderte außerdem mehr Studienplätze, eine bessere Ausbildung und multiprofessionelle Teams an den Schulen - etwa mit Sozialarbeitern, Jugendhelfern und Psychologen.

Aufgabe Integration

Wie aus der Forsa-Befragung hervorgeht, fühlen sich bundesweit 23 Prozent vor allem mit der Inklusion Behinderter und der Integration von Flüchtlingskindern überfordert. Gewalt benennt dagegen nur ein Prozent aller Befragten als größtes Problem an ihrer Schule. Im Mittel bewerteten die Schulleiter die Schulpolitik ihres eigenen Bundeslandes mit der Note 3,8. Jeder fünfte Schulleiter in Deutschland sieht die Schulpolitik als mangelhaft oder sogar "versetzungsgefährdet" (Note 6).

Lehrermangel

Rund 36 Prozent der deutschen Schulleiter gaben an, an der eigenen Schule akut mit Lehrermangel und unbesetzten Stellen zu kämpfen - an Gymnasien allerdings nur 25 Prozent. Im Durchschnitt sind laut Forsa-Befragung bundesweit sechs Prozent der Lehrerstellen an weiterführenden Schulen und sogar zwölf Prozent an Grundschulen nicht besetzt. 

Immer mehr Verwaltung

Rund 90 Prozent der Schulleiter klagen über wachsende Aufgaben und Verwaltungsarbeiten. Sie wünschen sich mehr Anrechnungsstunden auf ihre Leitungstätigkeit, um Aufgaben delegieren zu können. 

Auffällig: An mehr als jeder dritten Schule sind Seiteneinsteiger beschäftigt, von denen nach Angaben der Schulleiter aber 65 Prozent keine systematische pädagogische Vorbereitung erhalten haben. «Das ist pädagogischer Wahnsinn», kritisierte Beckmann. Die Politik sei es den Kindern und den neu hinzukommenden Fachkräften gleichermaßen schuldig, Seiteneinsteiger über mehrere Monate praxisnah zu qualifizieren. 

Trotz aller Probleme gehen 95 Prozent aller Schulleiter nach eigenen Angaben gerne zur Schule. Jeder vierte würde seinen Job "auf jeden Fall" weiterempfehlen - ebenso viele allerdings "auf keinen Fall".