Mattarella ließ das Präsidialamt erklären, er brauche noch Zeit zum Nachdenken und zögerte einen Auftrag zur Regierungsbildung an Conte damit hinaus. Ab 11.00 Uhr kommt Mattarella mit den Präsidenten des Parlaments zu Beratungen zusammen, möglicherweise vor allem, um Zeit zu gewinnen. Wann er sich zu einem Regierungsauftrag äußern will, ließ der Präsident völlig offen. Die Zeit drängt. Italien braucht dringend politische Stabilität.
Unruhe in der EU
Die Pläne der ungleichen Partner, vom Sparkurs abzurücken und milliardenschwere Vorhaben wie Steuersenkungen durchzusetzen, sorgen für große Unruhe in Europa. Obwohl Italien weltweit zu den Ländern mit der höchsten Staatsverschuldung gehört, wollen die Lega und die Fünf Sterne Steuern senken, ein Grundeinkommen einführen und das Rentenalter absenken - teure Versprechen. "Neu diskutieren" wollen sie auch die europäischen Verträge in Sachen Staatsverschuldung und Haushaltsdefizit. Das lässt die Alarmglocken in Europa schrillen.
"Die Banken werden einbrechen"
"Die Zeichen stehen auf Sturm", sagte der EU-Parlamentarier Elmar Brok (CDU) der "Saarbrücker Zeitung". Sollte Italien abrupt seinen Kurs ändern, habe das Land keinen Anspruch auf europäische Solidarität. "Deshalb wird die Wirtschaft dort einbrechen. Die italienischen Banken werden einbrechen." Die Bundesregierung forderte er auf, einer neuen Regierung in Rom im Rahmen der Euro-Gruppe "reinen Wein" einzuschenken und die Grenzen der Möglichkeiten aufzuzeigen.
Empörung über "deutsche Drohungen"
Was Lega-Chef Matteo Salvini und Sterne-Anführer Di Maio von solchen Forderungen halten, haben sie schon mehrfach deutlich gemacht. "Lasst uns erst anfangen, dann könnt ihr uns kritisieren (...), aber lasst uns wenigstens erst anfangen", forderte Di Maio am Montag. Salvini beschwerte sich auf Twitter über "deutsche Drohungen" und forderte Politiker wie CSU-Europapolitiker Manfred Weber seinerseits auf, sich um ihr eigenes Land zu kümmern.