Die Stimmen der Parlamentswahl in Israel sind ausgezählt und klarer Gewinner ist der rechtskonservative Oppositionsführer Benjamin Netanjahu. Sein rechts-religiöses Lager konnte sich eine Mehrheit von 64 der 120 Sitze im Parlament (Knesset) sichern, wie mehrere israelische Medien am Donnerstagabend übereinstimmend berichteten. Die Likud-Partei des 73-Jährigen wurde demnach stärkste Kraft mit 32 Parlamentssitzen.
Lapid gratuliert seinem Gegner zum Wahlsieg
Zweitstärkste Kraft wurde die Zukunftspartei des liberalen Ministerpräsidenten Jair Lapid mit 24 Mandaten. Lapid räumte seine Wahlniederlage am Abend ein und gratulierte seinem politischen Kontrahenten zum Wahlsieg. Der Staat Israel stehe über allen politischen Erwägungen, schrieb er nach einem Telefonat mit Netanjahu auf Twitter. Er wünsche ihm "Glück zum Wohle des israelischen Volkes und des Staates Israel". Er habe alle Abteilungen des Ministerpräsidentenbüros angewiesen, sich auf eine geordnete Machtübergabe vorzubereiten.
Rechtsextremes Bündnis auf Platz drei
Zum ersten Mal in der Geschichte Israels schaffte es ein rechtsextremes Bündnis auf den dritten Platz. Die Religiös-Zionistische Partei von Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir gilt als Königsmacher für Netanjahu und kam auf 14 Sitze. Die linksliberale Meretz-Partei sowie die arabische Balad-Partei scheiterten knapp an der 3,25-Prozent-Hürde.
Fünfte Wahl innerhalb von dreieinhalb Jahren
Die Menschen in Israel hatten am Dienstag zum fünften Mal innerhalb von nur dreieinhalb Jahren über die Zusammensetzung der Knesset abgestimmt. Die Wahlbeteiligung war dennoch mit 71,3 Prozent vergleichsweise hoch. Die aktuelle Acht-Parteien-Koalition war im Juni zerbrochen, nachdem sie nach nur zwölf Monaten ihre Mehrheit verloren hatte.
Das offizielle Endergebnis wird am kommenden Mittwoch veröffentlicht. Anschließend hat Präsident Izchak Herzog bis zum 16. November Zeit, einen Kandidaten mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Dieser hat dafür 28 Tage Zeit, mit einer möglichen Verlängerung um weitere 14 Tage.
Korruptionsprozess gegen Netanjahu
Laut der Nachrichtenagentur AP waren die Wähler waren uneins, ob Netanjahu angesichts seines Korruptionsprozesses für das Amt des Ministerpräsidenten überhaupt geeignet sei. Vorgeworfen werden ihm Betrug, Bestechlichkeit und Untreue. Er selbst bestreitet die Vorwürfe. 2021 wurde er nach zwölf Jahren abgewählt. Er war der am längsten regierende Ministerpräsident in der Geschichte Israels - und könnte nun an diesen Posten zurückkehren.
Mit Informationen von dpa und AP
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