Aktivisten der Londoner Gruppe "Stage of Freedom" protestierten am 8. Oktober in Westminster gegen das brutale iranische Regime.
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Aktivisten der Londoner Gruppe "Stage of Freedom" protestierten am 8. Oktober in Westminster gegen das brutale iranische Regime.

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Iranerin nach mutmaßlicher Konfrontation mit Sittenpolizei tot

Iranerin nach mutmaßlicher Konfrontation mit Sittenpolizei tot

Das Schicksal einer jungen Iranerin erinnert viele an den Fall von Jina Mahsa Amini: Armita Garawand soll kein Kopftuch getragen haben, als sie mit der berüchtigten Sittenpolizei in der U-Bahn zusammentraf. Nach Wochen im Koma ist sie nun gestorben.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Eine 16-jährige Iranerin ist nach einer mutmaßlichen Konfrontation mit der berüchtigten Sittenpolizei gestorben. Die Schülerin Armita Garawand starb am Samstag in einer Klinik in der Hauptstadt Teheran, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete. Bereits vor rund einer Woche war die junge Frau für hirntot erklärt worden. Der Fall hatte weit über Irans Landesgrenzen für große Empörung gesorgt.

Kein Kopftuch: Von Sittenwächtern in U-Bahn konfrontiert

Die junge Frau soll Berichten von Menschenrechtlern zufolge vor rund einem Monat in einer U-Bahn von Sittenwächtern konfrontiert worden sein, weil sie kein Kopftuch trug. Staatsmedien dementierten Gewalt seitens der Moralpolizei. Garawand sei wegen niedrigen Blutdrucks gestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen, lautete die offizielle Erklärung.

Ein vielfach in Onlinemedien verbreitetes Video der Überwachungskameras der U-Bahn zeigte, wie die Jugendliche ohne Kopftuch weggebracht wurde, nachdem sie in einem Waggon ohnmächtig geworden war. Wochenlang lag die 16-Jährige im Koma.

Sacharow-Menschenrechtspreis poshum an Jina Mahsa Amini

Garawands Schicksal erinnert viele Iranerinnen und Iraner an den Fall der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini, die im Herbst 2022 von den Sittenwächtern wegen eines angeblich schlecht sitzenden Kopftuchs festgenommen worden war. Amini fiel ins Koma und starb. Ihr Tod löste im vergangenen Jahr die schwersten Proteste seit Jahrzehnten aus. Seitdem ignorieren viele Frauen demonstrativ die Kopftuchpflicht.

Die EU ehrte Amini posthum im Oktober mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis, sowie die iranische Bewegung "Frauen, Leben, Freiheit".

Baerbock: "Die Brutalität des Regimes hat ihre Zukunft geraubt"

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock schrieb auf der Plattform X: "Ein ganzes Leben lag noch vor ihr. Die Brutalität des Regimes hat ihre Zukunft geraubt."

Iran will Kopftuchgesetz deutlich verschärfen

Irans Regierung reagierte auf die zahlreichen Kopftuchverstöße unter anderem mit einer Strafreform. Das neue Kopftuchgesetz, das noch nicht in Kraft getreten ist, sieht in seiner jüngsten Fassung harte Strafen bei Missachtung der islamischen Kleidungsregeln vor. Diese umfassen bei mehrfachen Verstößen Geldbußen. In Extremfällen können bis zu 15 Jahre Haft und umgerechnet mehr als 5.000 Euro Strafe verhängt werden.

Irans berüchtigte Sittenwächter sind immer wieder scharfer Kritik auch aus der Mitte der Gesellschaft ausgesetzt. Während der Protestwelle im Herbst 2022 verschwanden die Einheiten zunächst vom Straßenbild, ehe Mitte Juli die Rückkehr der Moralpolizei verkündet wurde. Die Kopftuchpflicht ist seit mehr als 40 Jahren Gesetz in dem Land mit inzwischen fast 90 Millionen Einwohnern. Die Pflicht gilt als eine der ideologischen Grundsäulen der Islamischen Republik.

Mit Informationen von dpa

Proteste im Iran: Autorin Gilda Sahebi – "Der Widerstand wird nicht aufhören"

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