Stricke vor einer iranischen Flagge (Archivbild von einer Demonstration)
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Stricke vor einer iranischen Flagge (Archivbild von einer Demonstration)

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Iran meldet zweite Hinrichtung eines Demonstranten

Seit Monaten protestieren die Menschen im Iran gegen das Regime. Nun ist laut Berichten staatlicher Medien das zweite Todesurteil vollstreckt worden. Aktivisten befürchten weitere Hinrichtungen, zahlreichen Protestlern droht dieses Urteil.

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Rund drei Monate nach Beginn der landesweiten Proteste im Iran ist laut Berichten regimetreuer Medien ein zweiter Teilnehmer hingerichtet worden. Das dem Justizwesen unterstellte Nachrichtenportal Misan identifizierte den getöteten Mann am Montag als Madschidresa Rahnaward.

Er sei dafür verurteilt worden, am 17. November angeblich zwei Angehörige der Sicherheitskräfte in Meschhed, der Hauptstadt der Provinz Chorasan, erstochen und vier weitere verletzt zu haben. Auch die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete über die Hinrichtung.

  • Zum Artikel: Iranische Aktivisten: "Protest ist nicht mehr zu stoppen"

Demonstrant wegen "Kriegs gegen Gott" verurteilt

Rahnaward wurde den Angaben zufolge am Montag öffentlich gehängt. Misan berichtete, er sei im Revolutionären Gericht von Meschhed verurteilt worden. Diese Tribunale werden international vielfach stark kritisiert, weil sie Angeklagten nicht die Möglichkeit einräumen, selbst Anwälte auszuwählen oder die gegen sie vorgebrachten Beweise zu sehen. Rahnaward war unter dem Vorwurf "Moharabeh" - "Krieg gegen Gott" - verurteilt worden. Darauf steht im Iran die Todesstrafe.

Staatliches Fernsehen verbreitet Videos von angeblicher Tat

Das Staatsfernsehen verbreitete Videoaufnahmen, die angeblich zeigen sollen, wie Rahnaward zwei Männer ersteche und dann wegrenne. In einem ersten Video ist zu sehen, wie ein Mann einen anderen Mann um eine Straßenecke herum verfolgt, dann über ihm steht und auf ihn einsticht, nachdem das Opfer gegen ein Motorrad gestürzt ist. Ein weiteres vom Staatsfernsehen verbreitetes Video zeigt denselben Mann im Anschluss beim Einstechen auf ein weiteres Opfer. Die Aufnahmen können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Der Misan-Bericht identifizierte die Toten als "studentische" Basidsch, paramilitärische Freiwillige unter dem Kommando der iranischen Revolutionsgarden, die in größeren Städten eingesetzt wurden und dort Demonstranten angriffen und festnahmen - in vielen Fällen mit Gegenwehr. Der Bericht nannte kein Motiv für den angeblichen Angriff. Rahnaward sei bei dem Versuch festgenommen worden, ins Ausland zu fliehen, hieß es.

Aktivisten warnen vor weiteren Hinrichtungen

Die erste Hinrichtung eines festgenommenen Teilnehmers der Protestaktionen hatte es am Donnerstag gegeben. Dabei hatte es sich um den Rap-Musiker Mohsen S. gehandelt. Er soll ein Basidsch-Mitglied mit einer Waffe angegriffen, Schrecken verbreitet und eine Straße blockiert haben. Seine Hinrichtung war im In- und Ausland scharf verurteilt worden. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezeichnete das Verfahren zum Todesurteil als "unfairen Scheinprozess".

Die Demonstrationen im Iran hatten sich am Tod der 22-jährigen Mahsa Amini am 16. September, nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei, entzündet. Sie haben sich zu einem der größten Widerstände gegen die iranische Theokratie seit der Islamischen Revolution 1979 entwickelt.

  • Zum Artikel: Proteste im Iran: "Eine veritable Gefahr für das Regime"

Aktivisten warnen, dass weitere Hinrichtungen folgen könnten. Bislang seien mindestens ein Dutzend Menschen wegen ihrer Beteiligung an den Demonstrationen hinter verschlossenen Türen zum Tode verurteilt worden. Mindestens 488 Menschen wurden seit Beginn der Demonstrationen nach Angaben iranischer Menschenrechtsaktivisten getötet. Weitere 18.200 Menschen wurden demnach festgenommen.

Mit Informationen von AFP, dpa und Reuters

Im Iran ist erneut ein Regimegegner hingerichtet worden. Er soll zwei Mitglieder einer paramilitärischen Miliz getötet haben.
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Im Iran ist erneut ein Regimegegner hingerichtet worden. Er soll zwei Mitglieder einer paramilitärischen Miliz getötet haben.

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