Mehrfamilienhäuser mit tausenden Wohnungen werden in einem Neubaugebiet gebaut.
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Bau- und Immobilienbranche fordert Milliarden für den Wohnungsbau

    Immobilienbranche fordert Milliarden für den Wohnungsbau

    Deutschlandweit entstehen zu wenig neue Wohnungen. Hauptursache sind hohe Preise und die wieder teurer gewordene Finanzierung. Die Bau- und Immobilienbranche wirft der Bundesregierung vor, zu wenig zu tun. Sie hat jetzt sechs Forderungen aufgestellt.

    In Deutschland werden zu wenig Wohnungen gebaut. Ein Bündnis von 30 Verbänden und Organisationen der Bau- und Immobilienwirtschaft hat deshalb jetzt unter dem Titel "Impulse für den Wohnungsbau" einen offenen Brief an Landes- und Bundespolitik geschrieben.

    Sie schlagen einen Sechs-Punkte-Notfallplan vor, der den "Abwärtstrend beim Neubau von Wohnungen" stoppen soll. Der Staat müsse jetzt "entschieden gegensteuern" heißt es dort. Ziel sei es, eine weitere Verschärfung auf den "ohnehin angespannten Wohnungsmärkten" zu vermeiden. Vor allem beim sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau gebe es erheblichen Nachholbedarf.

    Inflation und Zinsen bremsen Wohnungsbau

    Als Hauptursache für die schwierige Lage nennt das Bündnis die hohen Energiepreise, die weiter steigenden Materialpreise und die höheren Zinsen, die Kredite fürs Bauen deutlich verteuerten. Die Wohnungsbauziele der Bundesregierung rückten dadurch "in weite Ferne". Damit sich das ändere, müsse die Branche wieder besser planen und kalkulieren können. Die Absage von geplanten Bauprojekten auf Grund der schwierigen Lage führe außerdem zum Verlust von Fachkräften, deren Zahl in den vergangenen zehn Jahren aufgebaut worden sei.

    Baubranche fordert Sechs-Punkte-Notfallplan

    Bisherige Maßnahmen der Bundesregierung, wie die Verbesserung der Abschreibungen im Mietwohnungsbau und die Maßnahmen des "Bündnisses für bezahlbaren Wohnraums" seien zwar richtig, reichten aber nicht. Weitere Maßnahmen seien wichtig, um "dringend benötigten Wohnraum" zu schaffen, die "Baukonjunktur zu stabilisieren" und die Kapazitäten in der Branche zu erhalten.

    • Forderung 1: Neubau-Förderung attraktiver gestalten

    Die vom Bund ausgeschriebene Förderung von 1,1 Milliarden Euro im Neubau soll, so der Vorschlag der Verbände, deutlich erhöht werden. Um eine "spürbare Wirkung" zu erzielen, müssten es aber zehn Milliarden Euro im Jahr sein, um hohe Baupreise und signifikante Mehrkosten für Energiesparhäuser ausgleichen zu können. Diese Förderung müsse aber noch um eine soziale Komponente erweitert werden. Damit könnten "bezahlbare" Neubauwohnungen mit einer Obergrenze bei den Mieten gebaut werden.

    • Forderung 2: Unterstützung für sozialen Wohnungsbau ausweiten

    Die vom Bund geplante Ausweitung der sozialen Wohnraumförderung von ein auf 3,5 Milliarden Euro reiche nicht, um wieder mehr Sozialwohnungen zu erhalten, so das Bündnis. Derzeit gebe es nur noch 1,1 Millionen solcher Wohnungen – mit abnehmender Tendenz, da nur wenige neue Wohnungen auf den Markt kämen und jedes Jahr zahlreiche Sozialwohnungen aus der "Belegungsbindung" herausfielen.

    Ziel müsse es sein, den Bestand an Sozialwohnungen bis 2030 durch den Neubau von jährlich 100.000 Sozialwohnungen sowie den Ankauf von Preis- und Belegungsbedingungen im Bestand auf mindestens zwei Millionen Wohnungen aufzustocken. Derzeit entstünden jährlich nur gut 20.000 neue Sozialwohnungen.

    • Forderung 3: Hilfe bei selbstgenutzten Immobilien nicht auf Zinsen beschränken

    Die von der Bundesregierung geplante Unterstützung beim Bau von selbstgenutzten Immobilien soll vor allem durch günstige Zinsen erfolgen. Gerade bei jungen Familien helfe das aber nicht, das meist noch fehlende Eigenkapital aufzustocken, so die "Impulse für den Wohnungsbau". Hier brauche es "eigenkapitalersetzende Darlehen".

    Für Bezieher niedriger Einkommen wäre, so heißt es, darüber hinaus ein Förderbonus sinnvoll, damit der aufwändig gedämmte EH 40 NH-Standard im Neubau erreicht werden könne. Außerdem solle es weniger wohlhabenden Haushalten ermöglicht werden, auch Bestandsbauten zu erwerben, wenn sie nach dem Kauf energetisch modernisiert würden.

    • Forderung 4: Energetische Sanierung des Bestands verstärken

    Um die Klimaziele bis 2045 auch im Gebäudebestand erreichen zu können, müsse deutlich mehr saniert werden, bei der Isolierung der Immobilien, wie auch den genutzten Heizsystemen. Hier brauche es "zusätzliche Impulse". Dabei müsse aber die Belastung der Mieter im Blick behalten werden. Bei der Warmmiete solle sich durch Sanierungsarbeiten "annähernd" nichts verändern.

    • Forderung 5: Baurecht und Bürokratie vereinfachen

    Der Bau- und Immobilienbranche sind viele gesetzliche Vorgaben zu "kompliziert und kostentreibend". Das erschwere effizientes Bauen. Planungs-, Genehmigungs- und Bauprozesse müssten schlanker und schneller werden. Dazu beitragen könnten mehr Personal in den Behörden, mehr Digitalisierung und die Einführung von sogenannten Typengenehmigungen.

    Auch die Erteilung von Nachweisen für neue Produkte am Bau müsse beschleunigt werden. Hilfe müsse es darüber hinaus bei der Versorgung mit Baurohstoffen geben, zum Beispiel durch die Sicherung der heimischen Rohstoffgewinnung.

    • Forderung 6: Fachkräfte für die Branche sichern

    Wie in anderen Branchen auch, zeichnet sich ein wachsender Mangel an Fachkräften ab. Hier könnte Zuwanderung nach Deutschland Abhilfe schaffen, heißt es. Dafür müssten Hürden abgebaut werden, um den Einstieg zu erleichtern. Auch die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse sollte dafür vereinfacht werden und das Fachkräfteeinwanderungsgesetz für junge Menschen geöffnet werden, damit diese hier eine Ausbildung absolvieren könnten.

    Wohnungsbedarf in Deutschland und Bayern ist groß

    Deutschlandweit fehlen zurzeit rund 700.000 Wohnungen. Jährlich sollten etwa 400.000 neue dazukommen, um den Bedarf decken zu können. 100.000 davon sollen Sozialwohnungen sein. 2022 wurden in Deutschland aber lediglich rund 250.000 neue Wohnungen gebaut.

    In Bayern hat die Staatsregierung das Ziel ausgerufen, jährlich 70.000 Wohnungen neu zu schaffen. Das allerdings wurde bislang nie erreicht. Auch die neue staatliche Baugesellschaft BayernHeim hat bislang kaum etwas dazu beigetragen. Statt der geplanten 10.000 neuen Wohnungen bis Ende 2024 werden es wohl nur wenige hundert sein, ein Großteil davon auch gar nicht selber gebaut.

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