Bildrechte: pa / dpa / Michele Tantussi

ICE fährt in Berlin ein

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

ICE-Pannenserie: Lokführer erheben schwere Vorwürfe gegen Bahn

Lokführer machen für die Pannenserie beim ICE neben dem Hersteller auch die Bahn selbst verantwortlich. Ein Lokführer der Eisenbahnergewerkschaft GDL sprach gegenüber dem BR wörtlich von "hausgemachten Problemen". Von Anton Rauch und Wolfram Schrag

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

So sei das Sicherheitssystem erst spät nachgerüstet und die Lokführer zu spät darüber informiert worden, sagte der Gewerkschafter. Das neue hochkomplexe Funksignalsystem „ETCS2 on“ war bereits ein Jahr auf der Strecke zwischen Erfurt und Halle/Leipzig ohne größere Probleme getestet worden. Allerdings nicht auf den kürzlich umgerüsteten Zügen (ICE3 und ICE1), die jetzt zum Einsatz kommen sollen.

Verspätetes Regelwerk

„Was uns den Todesstoß gegeben hat, war, dass wir für die Fahrten mit ‚ETCS 2 on‘ erst letzte Woche ein gültiges Regelwerk bekommen haben“, sagte ein Bevollmächtigter der Lokführergewerkschaft GDL dem Bayerischen Rundfunk wörtlich. Alle Lokführer seien zwar geschult worden und alle Züge technisch in Ordnung, aber Probebetrieb und realer Einsatz seien eben zwei paar Stiefel.

Riskanter "Kaltstart"

Beim „Kaltstart“ mit neuer Software und neuem Regelwerk zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember sei das der Bahn auf die Füße gefallen, so der Gewährsmann weiter. Als die neue Software gestartet wurde, habe es denn auch bei zwei von drei umgerüsteten Zügen Probleme gegeben - zumeist Kleinigkeiten, aber eben kein problemloser Start. Die Bahn hätte sich da zu sehr auf die Hersteller verlassen.

Lokführer "mundtot gemacht"

Auch seien SIM-Karten für die Digitalfunkhandys von Lokführen nicht freigeschaltet gewesen. Die Basis hätte schon vor Wochen einen Testbetrieb und die Freigabe des Regelwerks angemahnt, sei aber mundtot gemacht worden, so der Lokführer, der namentlich nicht genannt werden will.

Strecken-Zulassung erst vor kurzem

Ein Bahnsprecher erklärte gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, dass 110 Fahrzeuge auf das neue ETCS-2 System umgestellt wurden. Dieses ermöglicht eine Fahrt auf der ICE-Trasse zwischen Bamberg und Erfurt ohne sichtbare Signale an der Strecke. Demnach seien 30 Züge der ersten Baureihe (ICE 1), 70 Fahrzeuge des Typs ICE-T und 10 Triebwagen des ICE 3 (Sprinter) mit der neuen Software nachgerüstet worden. Zu den Vorwürfen des Lokführers sagte der Bahnsprecher lediglich, dass die Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt für die neue Strecke erst kurz vor Fahrplanwechsel erfolgte. 

Die Fahrzeuge ICE-T befahren die Strecke zwischen Halle/Leipzig und Erfurt schon seit mehr als einem Jahr mit Hilfe von ETCS-2. Die anderen Fahrzeuge wurden in den vergangenen Monaten nachgerüstet.

Seit der Jungfernfahrt am vergangenen Freitag hat es auf der neuen Intercity-Verbindung von München nach Berlin mehrfach Pannen und damit Zugverspätungen gegeben.