Zwei Jahre lang haben wir das Arbeiten zu Hause trainiert, bis viele Corona-Vorschriften wieder verschwunden sind. Nun hat die Gas-Krise die Debatte um eine Homeoffice-Pflicht wieder in Gang gebracht. Doch sind wir dafür inzwischen besser gerüstet als noch vor zwei Jahren?
Laptop, Headset, Schneckennetz?
Das technische Equipment steht in vielen Heim-Büros wohl noch immer parat. Wir haben so ziemlich alle inzwischen ein funktionsfähiges Laptop und ein Headset in der Schublade. Fraglich ist allerdings, ob wir damit inzwischen schneller ins Internet kommen, als noch vor zwei Jahren. Ein Blick in den aktuellen Tätigkeitsbericht der Bundesnetzagentur lässt da zumindest Zweifel aufkommen. Das über 300 Seiten lange Werk listet auf, was sich in Punkto Telekommunikation und Internet in Deutschland bis Ende 2021 getan hat – neuere Daten gibt es noch nicht.
Demnach haben in Deutschland rund 95 Prozent der Haushalte einen Breitbandanschluss - mehr als der europäische Durchschnitt, der bei 85 Prozent liegt. "Gigabit für alle - wir sind weiter auf Kurs!" jubelte der damalige Bundesminister Andreas Scheuer (CSU). Doch während die Zahl der Breitbandanschlüsse zuletzt nur noch langsam gestiegen ist, auf 36,5 Millionen, hat das gesamte Datenvolumen seit Corona sprunghaft zugelegt hat. Und vor allem: Breitband ist nicht gleich Breitband.
Mehr Tröpfel- als Giga-Internet
Richtig schnelles Internet mit Datenraten von einem Gigabit pro Sekunde, wie es zum Beispiel Glasfaserkabel schaffen, gab es nur 2021 bei rund 1,3 Millionen Anschlüssen. Bei deutlich mehr – nämlich bei 1,9 Millionen Anschlüssen – tröpfelte das Internet hingegen noch immer mit einer Datenrate von weniger als zehn Megabit ins Haus und war damit 100 mal langsamer. Dazu kommt das Problem, dass oft eine Leitung von mehreren Haushalten gemeinsam genutzt wird. Wenn sich am Morgen alle zu Bürobeginn gleichzeitig anmelden, geht oft fast gar nichts mehr. Dann können auch 100 Megabit zum Kriechgang werden. Dagegen lässt sich auch wenig unternehmen.
Auch ein Anbieterwechsel nützt oft wenig
Wer glaubt, mit einem Anbieterwechsel an den Nachbarn datenmäßig vorbeizuziehen, hat sich getäuscht. Alle Nutzerinnen und Nutzer einer DSL-Leitung teilen sich diese Zugangsleitung gleichberechtigt - egal, ob die einen bei der Telekom sind und die anderen bei 1&1, Telefonica oder Vodafone.
Hoffen auf Glasfaser
Die Corona-Pandemie hat offenbar das Interesse an Glasfaser-Anschlüssen sprunghaft ansteigen lassen. Kein Wunder, denn hier können eben Datengeschwindigkeiten von einem Gigabit pro Sekunde erreicht werden, und das nicht nur im Download, sondern auch im Upload – was ja im Homeoffice wichtig sein kann, um große Dateien schnell in die Firma zu schicken.
Stephan Albers, Geschäftsführer des Branchenverbandes Breko, berichtet davon, dass in den Gemeinden nun immer weniger Überzeugungsarbeit nötig ist, um die minimale Anzahl von Haushalten zu erreichen, ab der sich für eine Firma der Glasfaserausbau lohnt. Meist warten die Glasfaseranbieter, bis 40 Prozent einen Vorvertrag unterschrieben haben, bis sie ihre Bagger losschicken. Inzwischen wird das laut Albers regelmäßig erreicht. Außerdem ist laut Breko viel Geld von privaten Investoren im Markt, mit dem der Glasfaserausbau in Deutschland finanziert werden kann. Beim Verband spricht man von 50 Milliarden Euro.
Glasfaser: Bayern bundesweit auf Platz 4
Und so ist inzwischen laut Breitbandatlas des Bundesministerium für Digitales und Verkehr der Anteil der Haushalten in denen Glasfaser verfügbar ist, bundesweit von 2019 auf 2021 von 11,8 auf 15,8 Prozent gestiegen.
Bayern liegt aktuell mit 18,2 Prozent leicht darüber. Der Freistaat ist damit Nummer vier unter den Bundesländern hinter Sachsen, Schleswig Holstein und Hamburg. Trotzdem gucken derzeit auch die allermeisten bayerischen Haushalte noch in die (DSL-)Röhre. Glasfaser wird es für sie bis zum Winter und der womöglich nächsten Homeoffice-Pflicht jedenfalls nicht geben. Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) hat das Jahr 2030 als Ziel ausgegeben.
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