Die Krankenhäuser leiden nicht nur an Personalmangel, auch die Energiekrise trifft sie hart.
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Die Krankenhäuser leiden nicht nur an Personalmangel, auch die Energiekrise trifft sie hart.

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Krankenhäuser fürchten Preisexplosion wegen hoher Energiekosten

Kliniken schlagen Alarm: Angesichts der Lage bei der Gasversorgung drohen finanzielle Schwierigkeiten, denn über 90 Prozent der Krankenhäuser nutzen Erdgas für ihren Betrieb. Aber auch sonst: Die Kosten für den Unterhalt werden sich vervielfachen.

Schwitzen in deutschen Krankenhäusern. Das ist in diesen Tagen eher die Regel als die Ausnahme, zumindest für die Patienten, die auf den normalen Stationen liegen. Denn die meisten Kliniken sind nicht gebaut für Sommertemperaturen von bis zu 40 Grad. Das stellt der Vorsitzende der deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, klar: "Patientenzimmer sind in den deutschen Krankenhäusern nur ausnahmsweise klimatisiert. Hier besteht noch ein großer Nachholbedarf und erhebliches Potenzial."

Betrieb von Krankenhäusern ist extrem teuer

Während es vielen Patienten also zum Teil viel zu warm sein dürfte und auch den Mitarbeitern in den Krankenhäusern, sind die OP-Säle und Intensivstationen natürlich ausreichend gekühlt, beruhigt Gaß. Der Betrieb von Klimaanlagen kostet viel Energie, wie überhaupt der Energiebedarf eines durchschnittlichen Krankenhauses extrem hoch ist, egal ob es Sommer oder Winter ist.

"Ein Krankenhaus mit 600 Betten und mehr hat heute einen durchschnittlichen Jahresverbrauch mit dem Gegenwert von ungefähr 800.000 Euro und wir müssen ja damit rechnen, dass sich das verdreifacht", so Gaß. "Das heißt, wir haben es dann mit 2,4 Millionen Euro zu tun. Und das ist natürlich eine gewaltige Kostensteigerung, die die Krankenhäuser nicht allein verkraften können."

Deutsche Kliniken werden hauptsächlich mit Gas betrieben

Wenn man sich bei den Energiekosten eines Krankenhauses allein den Anteil der Gaskosten zur Wärmeerzeugung anschaut, liegen die schon jetzt bei rund 345.0000 Euro. Das entspricht einem Jahresverbrauch von knapp 3.000 Einfamilienhäusern. Dabei hängen die deutschen Kliniken stark von der Gasversorgung ab, wie eine Studie des deutschen Krankenhausinstituts zeigt.

Die Untersuchung hat erstmals den Status Quo beim Energieverbrauch in deutschen Kliniken ermittelt. Demnach werden über 90 Prozent der Häuser mit Gas geheizt. Die Studie, die von Anna Levsen vom deutschen Krankenhausinstitut erstellt wurde, zeigt, dass die deutschen Krankenhäuser ziemliche Treiber beim CO2-Ausstoß sind. Denn verglichen mit weltweiten Daten, ist der Ausstoß von klimaschädlichen Kohlendioxid im deutschen Gesundheitswesen besonders hoch.

Energetische Sanierung der Kliniken ist überfällig

Laut Levsen muss dieser Wert dringend gesenkt werden, zum Beispiel durch Modernisierungsmaßnahmen. Viele Krankenhäuser wurden in den vergangenen Jahrzehnten nur teilweise energetisch saniert.

Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek fordert für die Anpassung an den Klimawandel eine jährliche Finanzspritze vom Bund von rund 500 Millionen Euro für die deutschen Krankenhäuser. Der Vorsitzende der Krankenhausgesellschaft, Gaß, findet, dass der Vorschlag in die richtige Richtung geht. Angesichts der eklatant steigenden Energiekosten fordert Gaß aber auch Soforthilfen in Milliardenhöhe.

Pro Jahr rechnet er mit einem Bedarf von vier bis fünf Milliarden Euro, um den Betrieb der Krankenhäuser zu gewährleisten. Wenn die Politik die wirtschaftliche Stabilität der Krankenhäuser nicht sicherstelle, müsse man damit rechnen, dass Krankenhäuser in diesem Jahr vom Netz gehen. 60 Prozent der Kliniken würden in diesem Jahr in die roten Zahlen rutschen, im nächsten Jahr sogar bis zu 80 Prozent. Insofern sei die Schließung von Krankenhäusern nicht ausgeschlossen: "Ich rechne sogar damit."

Damit das nicht passiert, muss schnell etwas passieren. Denn, so Gaß, der Betrieb unserer Krankenhäuser ist kein "nice to have", sondern ein Teil der staatlichen Fürsorge für die Menschen.

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