Hausärzteverband rechnet mit vierter Corona-Impfung ab Sommer
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Hausärzteverband rechnet mit vierter Corona-Impfung ab Sommer

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Hausärzteverband rechnet mit vierter Corona-Impfung ab Sommer

Der Deutsche Hausärzteverband rechnet nicht damit, dass eine dritte Impfung gegen das Coronavirus ausreichen wird, um die Pandemie einzudämmen. Vielmehr erwartet man, dass ab Sommer 2022 eine vierte Auffrischungs-Spritze notwendig sein wird.

Derzeit fordern Politiker, Virologen und Mediziner die Menschen dazu auf, sich eine dritte Corona-Impfung verabreichen zu lassen, um den Impfschutz aufzufrischen. Der Deutsche Hausärzteverband erwartet, dass diese Booster-Impfung nicht die letzte sein wird, die für den dauerhaften Schutz vor einer schweren Covid 19-Erkrankung notwendig ist.

Vierte Impfung im Sommer, spätestens Herbst 2022

Verbandschef Ulrich Weigeldt erklärte in der "Bild"-Zeitung, man rechne damit, dass im Sommer, spätestens im Herbst eine vierte Impfung nötig sein werde. Er hoffe, dass die vierte Corona-Impfung "schon in Verbindung mit der Grippe-Impfung" verabreicht werden könne, "um den Schutz vor Corona in eine Routine zu überführen."

Kritik an Impfungen in Apotheken und bei Tierärzten

Dass auch Apotheker und Tierärzte inzwischen an der Corona-Impfkampagne beteiligt sind, sieht der Chef des Deutsche Hausärzteverbands kritisch. Es sei "fragwürdig, wenn etwa in der Apotheke kein Arzt vor Ort ist, der bei - sehr seltenen - Komplikationen einschreiten kann". Auch vom Einsatz der Veterinäre in Impfzentren erwartet Weigeldt "kaum einen Effekt auf die Impfkampagne".

Bundestag und Bundesrat hatten am Freitag das neue Infektionsschutzgesetz gebilligt, das auch Neuerungen bei der Impfkampagne vorsieht. Demnach können künftig Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker zusätzlich gegen das Coronavirus impfen. Voraussetzung ist eine entsprechende Schulung.

Weigeldt fordert mehr Impfstoff für Hausärzte

Die allermeisten Impfungen würden ohnehin in den Hausarztpraxen stattfinden, so Weigeldt. "Besser wäre es, wenn möglichst viel Impfstoff in den Praxen ankommt", fügte er hinzu.

Der Vorsitzende der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, mahnte eine stabile Infrastruktur für weitere Impfungen an. "Es ist vorhersehbar, dass die Booster-Impfangebote bis weit in das nächste Jahr reichen werden", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Apotheken, Zahnärzte, provisorische Impfstellen und überlaufene Arztpraxen sind kein Zukunftsmodell", sagte er. So leide die medizinische Grundversorgung der Patienten. Nötig sei ein starkes Rückgrat von Impfzentren und mobilen Teams.

Sorgen wegen Omikron

Am Samstag meldete das RKI eine bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz von 402,9. Am Vortag hatte der Wert noch bei 413,7 gelegen, vor einer Woche bei 442,7. Die Gesamtzahl der Corona-Todesfälle in Deutschland stieg laut RKI um 510 auf nun 105.506. Am Freitag hatte das Robert Koch-Institut 484 Corona-Todesfälle angegeben und am Donnerstag 465.

Experten erwarten derweil eine sehr schnelle Ausbreitung der Omikron-Variante. "Wir rechnen damit, dass diese Mutation Anfang nächsten Jahres langsam die dominante Variante wird", sagte der Präsident der Intensivmediziner-Vereinigung Divi, Gernot Marx, der "Passauer Neuen Presse".

Experten für frühere Booster-Impfung

Angesichts dessen drängen Fachleute wie der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Bernd Salzberger, auf eine Verkürzung des Abstands zwischen zweiter und dritter Impfung. Die Ständige Impfkommission empfiehlt im Regelfall bisher sechs Monate, je nach Bundesland ist es auch schon früher möglich - in Bayern etwa nach fünf Monaten. Eine raschere Auffrischimpfung könne die Ausbreitung sowohl der Delta- wie auch der Omikron-Variante beeinflussen, "das zeigen die Erfahrungen aus Israel sehr eindrücklich", sagte Salzberger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen, der selbst Arzt ist, sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post": "Wir müssen nun in den Modus einer vorausschauenden Pandemiepolitik kommen. Die Folgen von Omikron spüren wir noch nicht morgen, aber schon heute müssen wir uns dagegen wappnen. Das Boostern ist wirksam und entscheidend, wie die aktuellen Daten zeigen. Wir werden auch den Zeitpunkt der Booster-Impfungen vorziehen müssen."

Größere Gefahr für Kinder?

Intensivmediziner erwarten angesichts der Omikron-Variante eine Zunahme von Covid-19-Erkrankungen bei Kindern. Die Zahl der infizierten Personen und damit auch der Kinder werde ansteigen, sagte Florian Hoffmann, Kinder-Intensivmediziner und Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Derzeit lasse sich zwar noch nicht sagen, ob Omikron auch häufiger zu schwereren Krankheitsverläufen führe, erklärte Hoffmann. Doch selbst bei milderen Verläufen könne allein die hohe Anzahl an Infizierten dazu führen, dass in absoluten Zahlen mehr Kinder ins Krankenhaus müssten als jetzt.

Zugleich warnte Hoffmann aber vor "Panikmache" bei dem Thema. "Wir haben in jeder bisherigen Welle durch verfrühte Aussagen zur potentiellen Gefährlichkeit der jeweils neu aufgetretenen Variante Sorge bei den Eltern ausgelöst, die sich dann nicht bewahrheitet haben und zu keiner Pandemie bei den Kindern geführt hat."

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