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Ahmad Chatami

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Hardliner Chatami: Kein Erbarmen mit Demonstranten

Neun Tage nach Beginn regimekritischer Proteste im Iran hat der einflussreiche Staats-Kleriker Ahmad Chatami die Demonstranten als "Feinde des Islam und des Irans" bezeichnet. Es dürfe kein Erbarmen für sie geben, sagte Chatami beim Freitagsgebet.

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In der schwer gesicherten Imam Chomeini Mosalla Moschee in der Hauptstadt Teheran sprach Chatami damit die bisher schärfste Drohung der iranischen Führung gegen die Demonstranten aus, die auch in der Nacht in einigen Städten wieder marschiert waren.

Todesstrafe gefordert

Chatami forderte die Todesstrafe für einen Jugendlichen, der in den ersten Tagen der Proteste die Flagge der Islamischen Republik heruntergerissen und verbrannt hatte. Er ist laut Polizei bereits verhaftet worden. Chatami hat als Mitglied des Expertenrats, des führenden Klerikergremiums, keine politische Entscheidungsgewalt.

Attacken gegen Ruhani

Dann griff der Hardliner die Reformpolitik von Präsident Hassan Ruhani an, die er ebenfalls für die Proteste verantwortlich machte. "Wenn es noch mal zu solchen Unruhen kommt, werden die Menschen (gegen Ruhani) reagieren", warnte er. Chatami gilt als Erzfeind der Reformer um Ruhani. Viele iranische Analysten sagen, dass die ersten Proteste, die sich vor neun Tagen gegen hohe Preise gerichtet hatten, ursprünglich von Hardlinern und Ruhani-Gegnern organisiert worden waren, um den Präsidenten zu schwächen. Das ging allerdings nach hinten los. Schnell richteten sich die Proteste gegen den ganzen Führungsapparat.

Vorwürfe gegen das Ausland

Der Kleriker wiederholte außerdem die Vorwürfe der iranischen Führung, dass die Proteste von Kräften im Ausland organisiert worden seien. Eine «amerikanisch-israelische Verschwörung» nannte Chatami sie. Die Demonstrationen hätten nichts mit dem iranischen Volk zu tun. Die Forderungen des Volkes, solange sie vom Volk kommen, müssten gehört und ihre Probleme gelöst werden. "Aber Stimmen im Auftrag von (US-Präsident Donald) Trump und (Israels Premier Benjamin) Netanjahu sind inakzeptabel und werden vom Volk abgewürgt".

Organisierte Aufmärsche für das Regime

Um zu zeigen, dass das Regime weiterhin vom Volk unterstützt wird, begannen kurz nach dem Freitagsgebet in Teheran von der Führung organisierte Massendemonstrationen. Solche hatte die Regierung schon in den vergangenen Tagen in mehreren Städten des Landes organisiert und Hunderttausende Menschen auf die Straßen gebracht. In Teheran waren sie nach offiziellen Angaben für 40 Bezirke der Metropole mit ihren rund 20 Millionen Einwohnern geplant.