Fahrzeuge der Feuerwehr in Berlin
Einen Tag nach Ausbruch des Feuers sind die meisten Flammen im Berliner Grunewald am Freitag gelöscht. Ein großes Problem aber bleibt: Der großräumig abgesperrte Sprengplatz, auf dem der Brand ausbrach. Die Explosionsgefahren waren dort noch immer so groß, dass die Experten von Feuerwehr und Polizei sich im Lauf des Tages mit gepanzerten Fahrzeugen nähern wollten, um die Lage zu untersuchen.
Grunewald: Spezialtechnik eingetroffen
In der Nacht sei weitere Spezialtechnik eingetroffen, die bei der Erkundung der Sperrzone helfen könne. Auch gepanzerte Fahrzeuge, die löschen könnten, seien gebracht worden. Die Feuerwehr habe "nahezu alles, was es an Technik gibt in Deutschland" anfahren lassen, sagte Feuerwehr-Sprecher Thomas Kirstein. "Wir fahren hier heute groß auf."
Der Sprengmeister der Polizei soll in einem Panzerfahrzeug der Bundeswehr an den Sprengplatz ranfahren und von der Außengrenze einen ersten Eindruck gewinnen und eine Einschätzung abgeben. Ein Löschpanzer einer privaten Firma, der für Gebiete mit Explosionsgefahren konstruiert ist, wird eingesetzt. Zudem sollen drei Roboter aus Niedersachsen, die auch löschen können, in den Sperrkreis Richtung Sprengplatz fahren. Auch weitere Bergepanzer der Bundeswehr wurden eingesetzt. Die Polizei wollte erneut ihren Hubschrauber über das Gebiet fliegen lassen.
Feuer breitete sich über Nacht nicht über Sperrkreis aus
Das Feuer im Berliner Grunewald breitete sich in der Nacht zum Freitag nicht über den Sperrkreis hinaus aus. "Die Brände konnten innerhalb der Ringstellung gehalten werden", teilte die Feuerwehr am Freitagmorgen auf Twitter mit. In der Nacht habe die Feuerwehr die Flächenbrände im Umkreis des Sprengplatzes weiter bekämpft, sagte Sprecher Kirstein nach der ersten Lagebesprechung. "Diese Brände sind seit heute Morgen nahezu gelöscht." Nur vereinzelt gebe es am Boden noch Glutnester und kleinere Feuer. Verletzte Menschen gab es bisher nicht.
Am Vormittag begann es immerhin leicht zu regnen. Ob das aber schon reicht, um für weitere Entlastung zu sorgen? Unklar. Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr wollten sich am Freitag auf den großen Sprengplatz konzentrieren, der seit der Nachkriegszeit mitten im Wald liegt und auf dem die Polizei normalerweise alte Weltkriegsbomben oder beschlagnahmte Explosionsstoffe sprengt.
Einsatzkräfte wappnen sich für weitere Detonationen
"Wir müssen damit rechnen, dass es weiter zu Detonationen und zum Trümmerflug kommt", hieß es von der Feuerwehr. Die Einsatzkräfte hatten am Donnerstag rund um den Sprengplatz, auf dem das Feuer ausgebrochen war, einen Sperrkreis von rund 1.000 Metern gezogen. Immer wieder waren Detonationen zu vernehmen. Am späten Donnerstagnachmittag gab es innerhalb der Sicherheitszone die ersten Löscharbeiten. Einsatzkräfte hatten die angrenzenden Waldgebiete bewässert, um ein Ausbreiten der Flammen zu erschweren.
Grunewald-Brand: Autobahn bleibt gesperrt, Zugverkehr betroffen
Wegen des Brandes bleibt die Autobahn Avus im Südwesten Berlins zunächst gesperrt. Auch der Zugverkehr sei von den Verkehrseinschränkungen weiter betroffen, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr am Freitagmorgen.
Nach einer auf Luftbildern basierenden Einschätzung der Feuerwehr vom Donnerstagnachmittag hatte sich der Brand von eineinhalb Hektar am Morgen auf etwa 50 Hektar ausgeweitet. Allerdings stehe nicht alles in diesem Bereich in Flammen, zum Teil sei es nur verraucht, schränkte der Polizeisprecher ein.
Experten üben Kritik an Kampfmittelräumung in Deutschland
Nach Angaben der Feuerwehr waren bis zu 50 Tonnen Kampfmittel auf dem Sprengplatz gelagert. Die Polizei sprengt nach eigenen Angaben mehrfach im Jahr die dort deponierten Funde, konnte dies aber wegen der Wetterbedingungen in jüngster Zeit nicht tun.
Experten kritisierten angesichts des Brandes Versäumnisse bei der Kampfmittelräumung und Brandbekämpfung in Deutschland. "Kampfmittelräumung ist Ländersache, jeder kocht da sein eigenes Süppchen", sagte Jürgen Plum von der deutschen Güteschutzgemeinschaft Kampfmittelräumung den Zeitungen der "Mediengruppe Bayern". Zudem scheitere die Kampfmittelbeseitigung oft an den Kosten.
"Um Wälder zu räumen, ist kein Geld mehr da", sagte Plum. "Aber bei Sprengplätzen aus der Nachkriegszeit sollte man noch einmal nachdenken, diese nicht doch mal zu bereinigen. Denn dort wurde nach dem Krieg in großem Maße und unsachgemäß Munition vernichtet, indem sie zusammengetragen und einfach gesprengt wurde. Allerdings flog das Material dabei eher in der Gegend herum und wurde nicht unschädlich gemacht."
Löschpanzer und Konzepte zur Brandbekämpfung gefordert
Der Deutsche Feuerwehrverband warnte derweil vor den Gefahren bei der Brandbekämpfung auf kampfmittelbelasteten Flächen. "Eigentlich brauchen wir Löschpanzer, also ein geschütztes Löschfahrzeug", sagte Ulrich Cimolino vom Feuerwehrverband den Zeitungen. "Deutschland hat keinen einzigen." Überhaupt würden Konzepte zur Brandbekämpfung fehlen - und das bei einer immer höheren Waldbrandgefahr in ganz Deutschland.
Mit Material von AFP und dpa.
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