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Anton Hofreiter

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Grünen-Fraktion wählt ihre Vorsitzenden

Grünen-Fraktion wählt ihre Vorsitzenden

An der Grünen-Parteispitze gibt es Bewegung: Beim Parteitag in zwei Wochen wählen die Delegierten neue Vorsitzende. In der Bundestagsfraktion werden die bisherigen Vorsitzenden Göring-Eckardt und Hofreiter wohl im Amt bestätigt. Von Janina Lückoff

"Ich wäre jetzt lieber Ministerin", hat Katrin Göring-Eckardt vor wenigen Tagen auf ihrer Facebook-Seite unumwunden eingeräumt. Dann könnte sie umsetzen, worauf es den Grünen ankomme, meinte sie. Schon am Tag nach der Bundestagswahl, noch bevor von Jamaika-Sondierungen überhaupt die Rede war, hatte sie ihren Anspruch deutlich gemacht:

"Dass im Regierungsfall ich in jedem Fall eine Rolle spielen will, das liegt auf der Hand." Katrin Göring-Eckardt, Grüne-Spitzenkandidatin, nach der Bundestagswahl 

Das hat nicht geklappt, und Katrin Göring-Eckardt gibt zu: Nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen habe sie zwei Tage einen Blues gehabt.

Göring-Eckardt: Zu Hause in Thüringen – und im Glauben

"Stolpern, Krönchen richten, weitermachen" - dieser Spruch könnte das Motto der Thüringerin sein, der Tochter eines Tanzlehrer-Ehepaars. Ihr Studium der evangelischen Theologie brach sie ab, gründete 1989 in der DDR die politische Gruppierung "Demokratischer Aufbruch" mit, kam dann zu Bündnis90 und nach der deutschen Einheit zu Bündnis 90/Die Grünen und war lange Zeit in der thüringischen Landtagsfraktion tätig.

Ihre Heimat sei aber auch der Glaube, sagte Göring-Eckardt jüngst in einem Zeitungsinterview. Wenn ihr ein Wort, ein Satz oder eine Idee für ihr Leben fehle, fielen ihr zuerst Bibelzitate ein.

Seit 1998 ist Katrin Göring-Eckardt im Bundestag, war Parlamentarische Geschäftsführerin, renten- und gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Partei und acht Jahre lang Bundestags-Vizepräsidentin.

2013 wurde Göring-Eckardt zum ersten Mal Grünen-Spitzenkandidatin, als Vertreterin des Realo-Flügels ihrer Partei. Bei der Bundestagswahl verloren die Grünen jedoch gut zwei Prozent. Der Bundesvorstand trat zurück. Göring-Eckardt wurde zweieinhalb Wochen später Fraktionsvorsitzende.

Sie sei mitverantwortlich für den Wahlkampf gewesen und wolle sich deshalb an einer ehrlichen Analyse beteiligen, sagte Göring-Eckardt damals. Sie musste sich gegen einigen Widerstand durchsetzen - und gegen die Mitbewerberin Kerstin Andrae. Heute gilt ihre Wiederwahl als sicher.

Anton Hofreiter – Kämpfer für grüne Kernthemen

Hoffnungen auf ein Ministeramt hatte nach der Bundestagswahl auch der Fraktions-Co-Vorsitzende Anton Hofreiter - wenngleich der 47-Jährige gebürtige Münchner das nie zugegeben hat.

"Das sagt man immer, aber es stimmt auch immer: Personalfragen werden – wenn es überhaupt so weit kommt – ganz am Schluss geklärt." Anton Hofreiter, Grünen-Fraktionsvorsitzender, am Abend der Bundestagswahl

Als Fraktionsvorsitzenden will ihn die Partei-Linke behalten. Das beweist nicht zuletzt das Eingeständnis des scheidenden Parteichefs Cem Özdemir: Im Falle einer Kandidatur für den Fraktionsvorsitz hätte er keine Mehrheit bekommen, sagte er.

"Ich nehme das zur Kenntnis, wenn die Fraktion nach anderen Kriterien entscheidet wie vielleicht der Rest der Mitglieder oder der Rest unserer Wähler oder die Gesamt-Gesellschaft, ich kann das allein nicht ändern." Cem Özdemir, Grünen-Vorsitzender

Auch der studierte Biologe Hofreiter, der im Alter von 16 Jahren Grünen-Mitglied wurde, ist wie Göring-Eckardt seit 2013 im Amt; zuvor war er Vorsitzender des Bundestags-Verkehrsausschusses. Beide Themenfelder - Ökologie und Verkehr - sind nach wie vor seine Steckenpferde. Er gilt daher als Kämpfer für die grünen Kernthemen.

„Wir stehen für einen Aufbruch in Richtung mehr Ökologie, in Richtung mehr soziale Gerechtigkeit und in Richtung mehr Freiheit für alle", sagte Hofreiter nach seiner Wahl vor vier Jahren. Das könnte heute genauso klingen, denn auch seine Wiederwahl zum Fraktionsvorsitzenden gilt als sehr wahrscheinlich.