Im Juni 2016 wollten noch 1.300 ausländische Ärzte, Krankenschwestern oder Krankenpfleger aus der EU nach Großbritannien kommen, um dort zu arbeiten. Im April 2017 waren es nur noch 46 Bewerber. Seit dem Brexit-Referendum scheuen viele Nicht-Briten eine Bewerbung. Denn ob sie dauerhaft in Großbritannien bleiben können, ist ungewiss. Der britische Gesundheitsminister Jeremy Hunt zeigt sich besorgt über die Zukunft des Nationalen Gesundheitsdienstes NHS:
„Gegenwärtig kommt ein Viertel unserer Ärzte aus dem Ausland, und sie leisten großartige Arbeit. Ehrlich gesagt, der NHS würde ohne sie zusammenbrechen. Deshalb wollen wir, dass die EU-Bürger unter ihnen auch nach dem Brexit dableiben dürfen.“ Jeremy Hunt, britischer Gesundheitsminister
Regierung wie Opposition sind alarmiert. Härtere Sprachtests, geringere Gehälter und die Entwertung des britischen Pfundes verschärften die Lage zusätzlich.
Viele wollen das Land verlassen
Schon vor der Brexit-Entscheidung war die Lage angespannt, die Zahl der nicht besetzten Arztstellen um 60 Prozent gestiegen, und fast 40.000 Stellen für Krankenschwester und Krankenpfleger waren offen. Doch damit nicht genug: Eine Umfrage der British Medical Association hat ergeben, dass 42 Prozent der Ärzte aus der EU überlegen, Großbritannien wieder zu verlassen - das sind etwa 4.000. Um dem entgegenzuwirken hatte die britische Regierung zum Auftakt der Brexit-Verhandlungen den Vorschlag eingebracht, EU-Bürgern nach fünf Jahren Aufenthalt ein dauerhaftes Bleiberecht zu gewähren. Geplant ist auch, die Zahl der Medizinstudienplätze um 25 Prozent zu erhöhen.