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Putin und Trump beim G20-Treffen

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Gipfelthema Russland - die NATO, Trump und Putin

Mit seiner Andeutung kurz vor Beginn des NATO-Gipfels, sein Treffen mit Putin könnte leichter werden als das mit den Verbündeten, hat US-Präsident Trump genau den Nerv der Alliierten getroffen. Die Nervosität ist ohnehin groß. Von Kai Küstner

Auf die ihm eigene Art wischte Donald Trump vor wenigen Tagen Bedenken beiseite, dass er dem russischen Präsidenten nicht gewachsen sein könnte, wenn er ihn am Montag in Helsinki trifft: "Wird Präsident Trump vorbereitet sein?" - so äffte Trump seine Kritiker nach. Um dann zu verkünden, dass er schon sein ganzes Leben lang für das Treffen mit dem Ex-Agenten des russischen Geheimdienstes KGB vorbereitet sei.

Doch die Sorgen, mit dem die Europäer dem Trump-Putin-Gipfel entgegen sehen, vermögen solche Auftritte kaum zu zerstreuen. Schlägt der US-Präsident gegenüber dem russischen einen freundlicheren Ton an als gegenüber den eigenen Verbündeten, wäre das ein verheerendes Signal – für Europa und für die NATO gleichermaßen. EU-Ratspräsident Donald Tusk jedenfalls warnte Trump vorab davor, Putin mit einem Freund zu verwechseln: "Es ist immer gut zu wissen, wer Ihr strategischer Partner und wer Ihr strategisches Problem ist."

Welche "Deals" könnte Trump mit Putin machen?

Nun ist überhaupt nicht vorhersehbar, was der US-Präsident dem russischen im Zuge eines möglichen 'großen Deals' alles zusagen könnte. Dass der Abzug von Truppen aus Europa oder die Aufhebung schmerzhafter Wirtschaftssanktionen auf Putins Wunschliste stehen, liegt auf der Hand:

"Einige europäische Länder haben sich auch schon für eine Aufhebung der Sanktionen stark gemacht. Die könnten eine Chance wittern. Ein Ergebnis des Gipfels könnte also eine Spaltung der Europäer sein – das ist genau das, was Putin will." Pierre Vimont, ehem. Botschafter Frankreichs in den USA

Noch heftiger wären die Folgen für Europa, sollte Trump so weit gehen, die Annexion der Krim durch Moskau – und damit also die Aneignung des Territoriums eines Nachbarstaats – nachträglich anzuerkennen. Was der US-Präsident zumindest nicht kategorisch ausgeschlossen hatte. Beim G7-Treffen soll er US-Medien-Berichten zufolge seinen europäischen Partnern erläutert haben, die Krim sei russisch, weil dort russisch gesprochen werde.

NATO setzt auf Dialog und Abschreckung

So oder so wird man auch bei der NATO jede Silbe aus dem Mund Trumps und Putins genau registrieren – noch aber gibt man sich bei der Allianz gelassen:

"Ich glaube an den Dialog mit Russland. Das Land ist unser größter Nachbar und wird es auch bleiben. Wir müssen uns um eine bessere Beziehung zu Russland bemühen." Mit diesen Worten stellte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg im Interview mit dem ARD-Studio Brüssel klar, dass er das Treffen in Helsinki richtig findet. Gleichzeitig unternimmt die Allianz – neben dem Versuch, den Dialog zu pflegen - jede Menge Anstrengungen, die Abschreckung zu stärken. Und zwar vor allem gegenüber Moskau: Ein neues Logistik-Hauptquartier in Ulm soll dafür sorgen, dass Mann und Material künftig schneller durch Europa bewegt werden können. Gleichzeitig sollen Truppen im Osten im Krisenfall bald zügiger verstärkt werden können: 30 Bataillone, 30 Schiffe sowie 30 Kampfjet-Staffeln sollen innerhalb von 30 Tagen einsatzbereit sein. So die Planungen.

Doch trotz dieser und anderer praktischer Beschlüsse der NATO bei ihrem Gipfel bleibt die Grundnervosität wegen des nächsten Gipfels – zwischen Trump und Putin. Der Satz des US-Präsidenten, dass die Begegnung mit dem Kreml-Chef womöglich die einfachste von allen bei seiner Europa-Reise werden könnte, hat die europäischen Nerven nicht gerade beruhigt.