Barrikade aus mit Steinen beladenen Lastwagen
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Bojan Slavkovic

Geräumte Barrikaden: Entspannung an der Grenze des Kosovo

  • Artikel mit Audio-Inhalten

Geräumte Barrikade: Entspannung an der Grenze des Kosovo

Im Grenzkonflikt zwischen Serbien und dem Kosovo deutet sich eine Entspannung an. Erste Barrikaden wurden jetzt geräumt. Die Grenze zu überschreiten, ist wieder möglich.

Reisende können den wichtigsten Grenzübergang zwischen Serbien und dem Kosovo wieder passieren. Am Übergang Merdare sei eine Barrikade entfernt worden, wie die Polizei bestätigte. Zunächst waren die Barrikaden auf der serbischen Seite des Grenzübergangs abgebaut worden. Die Regierung in Pristina erklärte daraufhin, die Grenze sei nun wieder für den Verkehr geöffnet.

Bewegung auch an der Blockade in Rudare

Wenige Stunden später begannen serbische Bewohner des Kosovo dann damit, Lastwagen aus der größten Straßensperre in der Ortschaft Rudare nahe der zwischen Kosovaren und Serben geteilten Stadt Mitrovica zu entfernen. Etwa ein Dutzend Protestierende, die sich am Donnerstag noch an der Blockade im nahen Rudare befanden, reagierten allerdings unzufrieden auf die Entscheidung zum Abbau der Straßensperren. "Es ergibt keinen Sinn, wir haben für Rechte gekämpft, die nicht erfüllt wurden, wir fühlen uns betrogen, missbraucht", sagte einer der Männer.

Zuvor hatte der serbische Präsident Aleksandar Vucic die Räumung von mehr als einem Dutzend Barrikaden im Kosovo angekündigt. Darauf habe er sich mit Führern der serbischen Minderheit im Kosovo geeinigt.

Räumung aller Barrikaden wird "etwas dauern"

Vucic sagte, die Barrikaden sollten von Donnerstagmorgen an geräumt werden. Diese Arbeit werde allerdings etwas dauern. Am Vormittag standen noch einige Barrikaden, die größtenteils aus beladenen Trucks, anderen Fahrzeugen und Zelten bestanden. Unbekannte zündeten zwei der Lastwagen in Mitrovica an, wie die kosovarische Polizei mitteilte.

Die EU begrüßte die Entwicklung. "Die Diplomatie hat sich bei der Deeskalation der Spannungen im Nordkosovo durchgesetzt", sagte der Außenbeauftragte Josep Borrell. "Gewalt kann nie eine Lösung sein", nun sei dringend Fortschritt beim Dialog zwischen Belgrad und Pristina nötig. Der kosovarische Regierungschef Albin Kurti hob positiv hervor, dass es gelungen sei, die Auflösung der Barrikaden "ohne das Eingreifen unserer Polizei" zu erreichen.

Festnahme eines Polizisten führte zu Eskalation

Militante Serben hatten in den letzten drei Wochen an einem Dutzend Stellen im Norden des Kosovos Barrikaden errichtet, die unter anderem die Zufahrtswege zu zwei Grenzübergängen nach Serbien versperrten. Sie protestierten damit gegen die Verhaftung eines ehemaligen serbischen Beamten der Kosovo-Polizei, der nach Angaben der kosovarischen Behörden Angriffe auf die Wahlbehörde angeleitet haben soll. Ein Gericht in Pristina hatte den Ex-Beamten am Mittwoch aus der Untersuchungshaft in den Hausarrest entlassen. Vucic hob am Donnerstag die erhöhte Alarmbereitschaft für Militär und Polizei auf.

Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte früher zu Serbien gehört und ist seit 2008 unabhängig. Serbien findet sich bis heute damit nicht ab und beansprucht das Territorium des Landes für sich. Das Gebiet nördlich der geteilten Stadt Mitrovica ist fast ausschließlich von Serben bewohnt.

Mit Informationen von dpa, AP und AFP.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!