Einen Tag nach dem Platzen eines großen Aquariums ist vor dem Berliner Hotel Radisson vom großen Chaos nicht mehr allzu viel zu sehen. Arbeiter in weißen Schutzanzügen laden am Samstag Schutt in große Baucontainer und transportieren Wannen und Netze ab. Ein großer weißer Bauzaun steht vor dem Gebäude.
Der Fokus liege weiter auf den "intensiven Aufräumarbeiten" im Außenbereich sowie auf Sicherheitsmaßnahmen der zerstörten und beschädigten Läden und offenen Fassaden, teilte Fabian Hellbusch, Sprecher des Gebäudeeigentümers Union Investment, mit.
Bereits am Freitagabend hatten die Einsatzkräfte das Hotel dem Eigentümer übergeben. Die Feuerwehr pumpte die Untergeschosse leer. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks entsorgten Trümmerteile, darunter kiloweise Acrylglas in Containern. Auch die Frage der Statik konnte geklärt werden. "Wir haben das Gebäude als sicher einstufen können. Wir haben noch in den letzten Stunden versucht, die letzten Fische zu retten, die in den Wasserbecken waren", sagte Friedrich Engel vom Technischen Hilfswerk.
Experte: Kann nur Materialversagen sein
Die Frage nach der Ursache geht unterdessen weiter. Bereits am Freitagnachmittag schloss die Polizei eine mögliche Sabotage aus. Vieles deutet auf eine Materialermüdung beim 16 Meter hohen Aquadom hin. Aquarien-Experten wie Florian Schuran, Chef einer Aquarien-Baufirma in Nordrhein-Westfalen, sehen mögliche Fehlerquellen in der komplexen Konstruktion des Aquariums. "Es kann tatsächlich nur Materialversagen sein. Das heißt ein Alterungsprozess hat stattgefunden." Bernd Schmölzing, Aquarienbauer und Großhändler von Zierfischen aus dem oberfränkischen Sonnefeld, bleibt dagegen vorsichtig: "Das ist aber äußerst ungewöhnlich. Also, ich höre das zum ersten Mal, wenn ich ehrlich bin, und ich mache das seit 35 Jahren."
Noch ist all das Spekulation, die Ursachenforschung dauert weiter an. Auch soll untersucht werden, wer was genau in den vergangenen zweieinhalb Jahren an der Säule saniert hat. Erst im Sommer war das 16 Meter hohe und 11,5 Meter im Durchmesser breite Aquarium wiedereröffnet worden. Zwei Millionen Euro sollen die Arbeiten gekostet haben.
Polizei: Keine Hinweise auf Anschlag
"Es besteht weiterhin Unklarheit, was die Gründe für das plötzliche Bersten des Acrylglaszylinders betrifft", sagte Fabian Hellbusch. Hinweise auf einen gezielten, gewaltsamen Anschlag gab es laut Polizei nicht. "Im Moment deutet nichts daraufhin, dass etwas strafrechtlich Relevantes im Raum steht", sagt eine Polizeisprecherin am Samstag.
Zur Begutachtung der Schäden sollen laut Hellbusch ab Montag Sachverständige die Flächen näher in Augenschein nehmen. Das Gebäude sei nicht einsturzgefährdet, sagte der Sprecher. Bautechnische Untersuchungen fänden aber weiterhin statt. Das am Bau des geplatzten Aquariums beteiligte US-amerikanische Unternehmen Reynolds Polymer Technology will ebenfalls ein Team zur Untersuchung des Vorfalls nach Berlin schicken.
Zeitplan für Wiedereröffnung unklar
Fest steht: Nur ein paar wenige der 1.500 exotischen Fische, darunter Rochen, Seepferdchen, Oktopusse oder Quallen, haben nach Angaben der Feuerwehr das Unglück überlebt. Sie sollen im Berliner Zoo-Aquarium unterkommen.
Am frühen Freitagmorgen war das Aquarium geplatzt. Ein lauter Knall - daraufhin ergossen sich eine Million Liter Wasser aus dem zerstörten Glaszylinder unter anderem in das Hotel und auf die Straße. Zwei Menschen, laut Hotel ein Mitarbeiter und ein Gast, wurden leicht verletzt. In dem Gebäudekomplex wurden laut Hellbusch mindestens sechs weitere Läden beschädigt.
- Zum Artikel: 16 Meter hohes Aquarium in Berliner Hotel geplatzt
Für die Menschen war es ein Beinahe-Unglück - wäre das Aquarium zu einer späteren Zeit in einem belebten Hotel geplatzt hätte es nach Einschätzung von Sicherheitskräften und Politikern schlimmer ausgehen können. Die Gäste des Hotels seien noch am Freitag in ein anderes Hotel gebracht worden, sagte Fabian Hellbusch. Man sei in engem Austausch - wie es weitergehe sei noch offen.
"Für die Wiedereröffnung des Hotels gibt es verständlicherweise noch keinen Zeitplan", heißt es. Vorrangig gelte es, das Ausmaß der Schäden aufzunehmen und für Sicherheit bei den Aufräumarbeiten zu sorgen. Auch das Schicksal des Aquadoms sei unklar. "Ob der Aquadom wiederaufgebaut wird oder eine alternative Nutzung in Frage kommt, lässt sich heute noch nicht sagen."
Mit Informationen der dpa

In Berlin-Mitte ist das weltgrößte, freistehende Aquarium mit einer Million Liter Wasser und 1500 Fischen zerborsten.
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