Geplante Störung von TV-Gottesdienst: Kritik an Klima-Aktivisten
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Archivbild: Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" am Tannenbaum auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor

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Geplante Störung von TV-Gottesdienst: Kritik an Klima-Aktivisten

Neben Bundesjustizminister Buschmann kritisieren auch weitere Politiker den gescheiterten Plan von Klima-Aktivisten, einen TV-Weihnachtsgottesdienst zu stören. Die Aktion wurde verhindert, weil vorab Hinweise durchgesickert waren.

Der letztlich gescheiterte Plan von Klima-Aktivisten, die Live-Übertragung eines Gottesdienstes in der ARD zu stören, stößt auf scharfe Kritik und Spott. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) beklagte am ersten Weihnachtsfeiertag via Twitter: "Wer an Weihnachten einen Gottesdienst stürmen möchte, um für politische Ziele zu werben, dem ist nicht mehr zu helfen." So finde man keine Unterstützer, sondern bloß Gegner. Buschmann warf der Gruppe "Letzte Generation" vor, seriösem Klimaschutz zu schaden.

Heute legte der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Torsten Herbst, nach: Die Klimaaktivisten hätten bisher nichts für den Klimaschutz getan, sondern "Staus verursacht, Mitbürger genötigt, Rettungswagen behindert, Gemälde beschmiert und wollten einen Gottesdienst stören", twitterte er. "Die Weltuntergangspropheten sollten sich lieber in 'Lost Generation' umbenennen."

Spott von bayerischem Bundestagsabgeordneten Daniel Föst

Spott für die Klima-Aktivisten kam vom bayerischen FDP-Bundestagsabgeordneten Daniel Föst: "Wie geil, zu spät, um den Weihnachtsgottesdienst zu stören ;-)", schrieb der frühere FDP-Landesvorsitzende auf Twitter.

Er fügte hinzu: "Die Anbiederung der Evangelischen Kirche an die Klimakleber scheint nicht wirklich was zu helfen." Schon an Heiligabend hatte Föst betont, dass er derzeit sehr mit seiner Kirche hadere. "Was die EKD in letzter Zeit abliefert, insbesondere die Standing Ovations für Kriminelle, hat mit Religion kaum noch was zu tun." Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatten in den vergangenen Wochen mehrfach Verständnis für Aktionen der "Letzten Generation" gezeigt.

Klima-Aktivisten: "Friedlich an die Krippe stellen"

Die "Letzte Generation" verteidigte die geplante Aktion. "Die evangelische Auferstehungskirche in Stuttgart-Möhringen hatte alle dazu eingeladen, 'sich zur Krippe zu stellen und Hoffnung zu tanken: Hoffnung auf einen Neubeginn', schrieb die Gruppierung auf Twitter. Dieser Einladung hätten zwei Unterstützer folgen wollen. "Sie wollten sich im Verlauf des Gottesdienstes mit Warnweste bekleidet friedlich an die Krippe stellen als Zeichen dafür, dass die Geburt dieses Kindes, von dem man sagt, dass es die Welt verändern wird, auch uns Hoffnung macht."

Es liege der "Letzten Generation fern", einen Gottesdienst stören zu wollen. "Wir haben in diesen schwierigen Zeiten Hoffnung bitter nötig, und die Kirchen schenken sie uns." Es brauche nun vollen Einsatz zur Bewahrung der Schöpfung. "Das Kind in der Krippe wird als Erwachsener andauernd zur Umkehr rufen. Es passt, das an seinem Geburtstag auch zu tun." Auch die "Letzte Generation" rufe zur Umkehr auf.

Aktivisten stehen vor verschlossenen Kirchentüren

Die Stuttgarter Polizei hatte am Samstagabend über die vereitelte Störaktion informiert. Demnach hätte ein evangelischer Familiengottesdienst aus der Auferstehungskirche im Stadtteil Möhringen an Heiligabend eigentlich live in der ARD übertragen werden sollen. "Auf Grund von Hinweisen wurde bekannt, dass die Gruppierung 'Aufstand der letzten Generation' die Übertragung medienwirksam stören wollte." Der Gottesdienst sei daher bereits am Vortag aufgezeichnet und an Stelle der Liveübertragung ausgestrahlt worden.

Am Samstagnachmittag seien dann acht Aktivisten zur Kirche gekommen – hätten aber vor verschlossenen Türen gestanden. Das Pfarramt habe daraufhin die Polizei verständigt. Als Beamte an der Kirche eintrafen, trafen sie noch "zwei potenzielle Störer" an, denen die Polizisten einen Platzverweis erteilten.

Landeskirche wollte keine Störung der Weihnachtsfreude

Für die Evangelische Landeskirche in Württemberg hätte die Aktion nicht zum Weihnachtsgottesdienst gepasst. "Wir wollten nicht, dass die Weihnachtsfreude der Kinder und Mitfeiernden gestört wird", sagte Sprecher Dan Peter auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur. "An Weihnachten sollte die Botschaft der Hoffnung im Vordergrund stehen und nicht der Konflikt."

Zahlreiche Straßenblockaden – Hunderte Bußgeldbescheide

Seit Anfang 2022 blockiert die "Letzte Generation" Autobahnausfahrten und Kreuzungen vor allem in Berlin und auch in München, um für mehr Klimaschutz zu kämpfen. Hinzu kamen Aktionen in Museen, Stadien, Ministerien, an Flughäfen und an Ölpipelines. Kurz vor Weihnachten kappten Unterstützer der Gruppe die Spitze des Weihnachtsbaums am Brandenburger Tor in Berlin. In München klebten sich auch an Heiligabend wieder Aktivisten auf einer Fahrbahn fest - dieses Mal auf der Bayerstraße. Laut Polizei kam es aber zu keinen Verkehrsbehinderungen - die Aktion sei für die Öffentlichkeit beinahe unbemerkt geblieben.

Allein in Berlin ergingen gegen Klimaschutz-Demonstranten wegen Aktionen wie Straßenblockaden schon 600 Bußgeldbescheide. Es gebe 2.200 Strafanzeigen, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik der Deutschen Presse-Agentur. In knapp einem Jahr hätten die Aktivisten in Berlin in 276 Fällen Straßen blockiert. Dazu seien bis Mitte Dezember 42 weitere zum Teil strafbare Aktionen gekommen. In München sitzen laut der "Letzten Generation" derzeit acht Aktivisten in Präventivgewahrsam, weil sie wiederholt den Verkehr behindert und erneute Blockaden angekündigt hatten.

Mit Informationen von dpa und KNA.

Video: Nürnberger Pater solidarisiert sich mit der "Letzten Generation"

Jesuitenpater Jörg Alt bei einer Klima-Demo in Nürnberg.
Bildrechte: BR

Nürnberger Pater solidarisiert sich mit Klima-Aktivisten

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