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Gender Pricing - Wenn Frauen zu viel zahlen

Gender Pricing - Wenn Frauen zu viel zahlen

Zwei fast identische Rasierer, einer blau, einer rosa. Der rosarote kostet mehr. "Gender Pricing", die unterschiedliche Preisfestsetzung bei Produkten für Frauen und Männer, nimmt weiter zu, hat die Antidiskrimierungsstelle des Bundes festgestellt.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag am .

Es ist nicht nur der "Lady Shaver", der gut ein Drittel mehr kostet. Auch für Kosmetika, beim Friseur und in der Reinigung sowie bei Kinderkleidung und -spielzeug zahlen die Frauen oft drauf. Und bei Ebay - so eine israelische Studie - erhalten Anbieterinnen im Schnitt 20 Prozent weniger als männliche Verkäufer. Preisdifferenzierung nach Geschlecht betrifft aber nicht nur Frauen: bei Dating-Portalen, beim Schuster oder bestimmten Eintrittspreisen sind es oft Männer, die mehr berappen.

Muss der Staat einschreiten?

Beobachtet wurde das Phänomen erstmals in den 1990er-Jahren in Kalifornien - darum der englische Begriff. 1.300 Dollar zahlten Frauen damals laut einer Untersuchung im Schnitt mehr als Männer. In Kalifornien und New York ist Gender Pricing inzwischen verboten. Das aber ist in der Praxis gar nicht so einfach.

Wenn ein langmähniger Mann fürs Haareschneiden weniger bezahlt als eine Frau mit kurzem Pony, ist der Fall eindeutig. Bei den Drogerieartikeln allerdings argumentieren die Anbieter, die Produkte seien eben nur fast identisch - die Prise Zimt extra im Damenparfum koste eben auch Geld.

Die Studie: Bei Dienstleistungen

Die Antidiskrimierungsstelle des Bundes hat juristisch untersuchen lassen, ob Preisgestaltung nach Geschlechtern grundsätzlich dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz widerspricht - was die Studie bejaht.

Die Anschlussfrage: wie verbreitet ist "Gender Pricing" in Deutschland tatsächlich? Von 1682 ermittelten Produkten wiesen 62 einen eindeutigen Preisunterschied für Männer und Frauen auf. Zwar ist etwa Kleidung für Mädchen in der Tendenz teurer als Jungsklamotten, die unterschiedliche Beschaffenheit lässt aber keinen direkten Vergleich zu. Ein "Gender Pricing"-Anteil von 3,7 Prozent begründet den Forschern zufolge keinen akuten Handlungsbedarf; allerdings empfiehlt die Studie, die Situation weiter zu beobachten, um auf Veränderungen und Auswüchse reagieren zu können.

Ganz anders sieht die Sache bei den 381 ermittelten Dienstleistungen aus: Knapp sechs von zehn der untersuchten Angebote haben unterschiedliche Preise für Frauen und Männer

"Wir empfehlen insbesondere dem Reinigungs- und dem Frisiergewerbe, Dienstleistungen eher nach der konkreten Art der Leistung und nicht pauschal nach dem Geschlecht anzubieten." Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Als positives Beispiel führt die Studie Österreich an, wo die Friseurinnung ein Muster für geschlechtsneutrale Preislisten erarbeitet hat.