Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1
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Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1

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Gazprom nimmt Gastransport durch Nord Stream 1 nicht wieder auf

Die russischen Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 wurden nach Angaben des Gazprom-Konzerns vollständig gestoppt. Grund sei, dass bei Wartungsarbeiten ein Öl-Leck entdeckt wurde. Eine Gasturbine könne nicht sicher betrieben werden.

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Ursprünglich hatte der Gazprom-Konzern angekündigt, dass ab Samstagmorgen um 2 Uhr wieder erste Gaslieferungen durch die Pipeline fließen würden. Doch wie der Staatskonzern am Freitagabend bei Telegram mitteilte, ist in der Kompressorstation Portowaja Öl ausgetreten. Bis zur Beseitigung bleibe der Gasdurchfluss gestoppt.

Gazprom: Öl an mehreren Stellen gefunden

Laut Gazprom wurde das Leck bei Wartungsarbeiten festgestellt, die gemeinsam mit Experten von Siemens Energy durchgeführt werden. Das ausgetretene Öl sei an mehreren Stellen gefunden worden. Es sei nicht möglich, den sicheren Betrieb der letzten dort noch verbliebenen Gasturbine zu garantieren.

Wie Gazprom mitteilte, wurde der Chef von Siemens Energy, Christian Bruch, per Brief über die Beanstandungen am Aggregat Trent 60 mit der Nummer 24 und über die notwendigen Reparaturen informiert. Schon in der Vergangenheit sei es zu solchen Ölaustritten gekommen, hieß es von dem Energiekonzern.

Siemens Energy: kein technischer Grund für Einstellung des Betriebs

Siemens Energy teilt zu den von Gazprom gemeldeten Defekten mit: "Als Hersteller der Turbinen können wir lediglich feststellen, dass ein derartiger Befund keinen technischen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstellt." Leckagen beinträchtigten im Normalfall den Betrieb einer Turbine nicht.

Siemens Energy sei aktuell nicht mit Wartungsarbeiten beauftragt. "Unabhängig davon, haben wir bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass in der Verdichterstation Portowaja genügend weitere Turbinen für einen Betrieb von Nord Stream 1 zur Verfügung stehen", teilt das Unternehmen mit.

Bundesnetzagentur betont Bedeutung von Vorsorge

Die Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 1 waren am Mittwochmorgen begonnen worden, seitdem fließt kein Gas mehr. Der Lieferstopp sollte laut Plan bis zum 2. September dauern.

Nach der Ankündigung von Gazprom hat die Bundesnetzagentur die Bedeutung der deutschen Vorsorgemaßnahmen betont. "Angesichts der russischen Entscheidung, vorerst kein Gas über Nord Stream 1 fließen zu lassen, gewinnen die LNG Terminals, die relevanten Speicherstände und signifikante Einsparnotwendigkeiten an Bedeutung", twitterte Behördenpräsident Klaus Müller am Freitag. "Gut, dass Deutschland inzwischen besser vorbereitet ist, jetzt kommt es aber auf jede/n an", so Müller weiter.

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Wirtschaftsministerium: Russland ist unzuverlässig

Auch das Bundeswirtschaftsministerium reagierte auf die Ankündigung von Gazprom und betonte die Sicherheit der Gasversorgung. "Die Lage auf dem Gasmarkt ist angespannt, aber die Versorgungssicherheit ist gewährleistet", erklärte eine Sprecherin am Freitagabend.

Die jüngsten Meldungen von Gazprom habe man zur Kenntnis genommen, so die Sprecherin. "Wir kommentieren diese in der Sache nicht, aber die Unzuverlässigkeit Russlands haben wir in den vergangenen Wochen bereits gesehen und entsprechend haben wir unsere Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit von russischen Energieimporten unbeirrt und konsequent fortgesetzt. Dadurch sind wir jetzt wesentlich besser gerüstet als noch vor einigen Monaten." Die Gasspeicher seien zu 84,3 Prozent gefüllt, führte die Sprecherin aus.

Große Mengen Erdgas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien

Das weitaus meiste Erdgas erhält Deutschland inzwischen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. So flossen am Donnerstag nach Angaben der Bundesnetzagentur rund 2.900 Gigawattstunden Erdgas aus diesen Ländern nach Deutschland. Zum Vergleich: Am Montag, dem letzten Tag vor der angekündigten Lieferreduktion, transportierte Nord Stream 1 rund 348 Gigawattstunden russisches Erdgas. Die eingespeicherte Menge betrug zuletzt immer ein Mehrfaches dieser Liefermenge aus Russland. So wurden etwa am Dienstag 965 Gigawattstunden Erdgas in Deutschland eingespeichert.