Ein Manometer zeigt den Druck im Erdgasnetz auf dem Gelände eines Untergrund-Gasspeichers an.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jan Woitas

Ein Manometer zeigt den Druck im Erdgasnetz auf dem Gelände eines Untergrund-Gasspeichers an.

    Gasspeicher-Füllstand: Wie lange reichen 57 Prozent?

    Die Gasspeicher in Deutschland sind zu rund 57 Prozent gefüllt. Laut Branchenverband Ines können die Speicher insgesamt etwa ein Viertel des jährlichen Gasverbrauchs vorhalten. Wie lange reicht das Gas, sollte Russland den Hahn jetzt zudrehen?

    Laut Branchenverband Ines können die Speicher in Deutschland insgesamt Gas mit einem Energiegehalt von maximal rund 256 Terawattstunden speichern. Das entspricht etwa einem Viertel des jährlichen Gasverbrauchs in Deutschland (rund 1.000 Terawattstunden). "Dieses Speichervolumen alleine kann Deutschland zwei bis drei durchschnittlich kalte Wintermonate mit Gas versorgen", sagt die Bundesregierung. Gut 56 Prozent dieses Volumens würden im Winter also einen bis anderthalb Monate reichen, bei unverändertem Verbrauch - wohlgemerkt theoretisch.

    In Deutschland wird weniger Gas verbraucht

    Denn es ist zu beachten, dass genau dieser Verbrauch bei einer sogenannten Gasmangellage noch deutlich sinken würde. Schon jetzt ist der Gasverbrauch in Deutschland infolge der stark gestiegenen Preise deutlich zurückgegangen.

    Hinzu kommt, dass bei einem Wegfall russischer Gaslieferungen weiterhin Pipeline-Gas etwa aus Norwegen und den Niederlanden fließen dürfte. Außerdem wird damit gerechnet, dass Deutschland über Anlandeterminals im Ausland dann weiterhin verflüssigtes Erdgas (LNG) erhält. Schließlich wird in Deutschland auch Erdgas gefördert. Die Frage, wie lange wir mit dem aktuell gespeicherten Erdgas hinkämen, ist also nur näherungsweise zu beantworten.

    Gesetz für mehr Gas in den Speichern

    Ein neues Gasspeichergesetz soll dafür sorgen, dass die Speicher zum Beginn des Winters ausreichend gefüllt sind. Es schreibt einen Füllstand von 80 Prozent zum 1. Oktober, von 90 Prozent zum 1. November und von 40 Prozent zum 1. Februar vor. Mit dem Gesetz werden die Speicherbetreiber in Deutschland verpflichtet, ihre Speicher schrittweise zu füllen. Es könne im Saldo weiterhin Gas eingespeichert werden, hieß es am Sonntag von der Bundesnetzagentur.

    Stromerzeugung: Statt mit Gas nun verstärkt mit Kohle

    Gas trug 2021 laut Bundeswirtschaftsministerium 15 Prozent zur Stromerzeugung bei, nach Branchenangaben lag der Anteil im Mai dieses Jahres bei etwa 10 Prozent.

    Im Strommarkt soll der Einsatz von Gas verringert werden - statt Gas soll mehr Kohle verstromt werden. Pläne der Regierung sollen möglichst schnell umgesetzt werden. Genutzt werden sollen dann Kohlekraftwerke, die derzeit nur eingeschränkt verfügbar sind, demnächst stillgelegt würden oder sich in einer Reserve befinden.

    Was ist besser für das Klima - Kohle oder Gas?

    Ein entsprechendes Gesetz soll laut Ministerium am 8. Juli vom Bundesrat beschlossen werden und dann zügig in Kraft treten. Parallel wird eine notwendige Ministerverordnung vorbereitet. "Wir rufen die Gasersatz-Reserve ab, sobald das Gesetz in Kraft getreten ist", so Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). "Das bedeutet, so ehrlich muss man sein, dann für eine Übergangszeit mehr Kohlekraftwerke. Das ist bitter, aber es ist in dieser Lage schier notwendig, um den Gasverbrauch zu senken", so Habeck weiter.

    Umstritten ist jedoch, ob Erdgas bei der Verstromung tatsächlich umweltfreundlicher ist: Tatsächlich ist der Wirkungsgrad bei der Verbrennung von Gas höher als bei Kohle. Allerdings bemängeln Kritiker, dass bei der Gewinnung und beim Transport von Erdgas sehr viel klimaschädliches Methan freigesetzt wird.

    "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!