Gastank (bei Köln)
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Gastank (bei Köln)

    Gas nur gegen Rubel: Droht auch Deutschland ein Lieferstopp?

    Russland liefert kein Gas mehr an Polen und Bulgarien – angeblich, weil beide Länder nicht in Rubel bezahlen. Auch Deutschland und alle anderen EU-Länder weigern sich, Putins Rubel-Forderung nachzukommen. Droht nun auch uns das russische Gas-Aus?

    Polen und Bulgarien haben ihre Gaslieferungen nicht in Rubel bezahlt. Das sagt der russische Staatskonzern Gasprom und begründet damit den Lieferstopp von russischem Gas.

    Nach dieser Argumentation müsste Gasprom auch Deutschland und den anderen europäischen Ländern kein Gas mehr liefern. Denn die deutsche Gasbranche bestätigt: Hiesige Gas-Einkäufer bezahlen die russischen Lieferungen weiterhin in Euro oder Dollar – und zwar an die Gasprom-Bank. So würden das fast alle europäischen Importeure machen, eben auch die in Polen und Bulgarien.

    Buchungstricks im Hintergrund

    Unklar ist allerdings, was im Hintergrund der Geldtransaktionen abläuft. Der russische Präsident Putin hatte vergangenen Monat angekündigt, dass Russland Zahlungen für Gaslieferungen nur noch in Rubel akzeptieren werde. Das lehnen Deutschland und die anderen EU-Länder ab und verweisen auf die bestehenden Verträge. Putin besteht jedoch darauf, dass die Gasprom-Bank die überwiesenen Euros und Dollars in Rubel umtauscht – ein Buchungstrick im Hintergrund der Überweisungen.

    Ob sich Polen und Bulgarien dem verweigert haben – dazu gibt es widersprüchliche Meldungen. Wie die Zahlungen aus Deutschland künftig abgewickelt werden, klären die Energieunternehmen gerade – mit der Gasprom-Bank und der Bundesregierung.

    Hat Putin ganz andere Gründe?

    Experten der Gasbranche vermuten ohnehin andere Gründe für den Lieferstopp an Polen und Bulgarien. Putin will wohl anhand dieser beiden Länder ein Exempel statuieren und den Druck auf den Westen erhöhen.

    Timm Kehler vom Verband Zukunft Gas spricht von einem Test für die europäische Solidarität. Das russische Vorgehen ziele offensichtlich darauf ab, die Frage nach der Befüllung der Speicher für den nächsten Winter in den Mittelpunkt der Diskussion zu rücken und den Westen so herauszufordern.

    Sorge vor dem Winter

    Hintergrund ist: Die deutschen Gasspeicher sind derzeit nur zu gut 33 Prozent befüllt. Würde Putin morgen Lieferungen nach Deutschland stoppen, käme das Land ohne große Probleme durch den Sommer, so Branchenvertreter. Deutschland könnte andere Länder bei Engpässen sogar mit Lieferungen aushelfen.

    Aber: Die deutschen Speicher für Herbst und Winter könnten nicht gefüllt werden. Spätestens im Winter, wenn der Verbrauch um ein Vielfaches höher ist als derzeit, käme es zu ernsthaften Versorgungsproblemen. In Deutschland und vielen weiteren EU-Ländern.

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