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Grundschüler spielen und lernen mit Baukasten und Tablet

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Ganztagsbetreuung in Grundschulen kaum erfüllbar

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund lehnt die Pläne der Bundesregierung zum flächendeckenden Ausbau der Ganztagsbetreuung an Grundschulen ab. Schon jetzt sei klar, dass der Rechtsanspruch kaum erfüllbar sei, argumentiert er.

"Nicht alles, was wünschenswert ist, ist mittelfristig umsetzbar", sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Kommunen könnten den Rechtsanspruch inhaltlich, organisatorisch, personell und finanziell nicht leisten. Die Große Koalition müsse dieses Vorhaben aufgeben und stattdessen eine realistischere Bildungspolitik angehen.

Deutschland keine "Insel des Wohlstands"

Insgesamt werde eine "massive Personalausweitung in allen denkbaren Bereichen versprochen", beklagte Landsberg. Die Politik müsse aufhören, den Eindruck zu vermitteln, Deutschland sei eine ewige Insel des Wohlstandes, so der Hauptgeschäftsführer. "Teilweise wird eine ,all-inclusive Mentalität' propagiert, die vom Staat niemals erfüllt werden kann." Landsberg verweist darauf, dass es nicht genug Bewerber gebe, um eine Ganztagsbetreuung in Grundschulen und Kitas zu gewährleisten. Bis zum Jahr 2025 seien mehr als 600.000 Erzieher und Lehrer nötig, um "den flächendeckenden Anspruch der Eltern auf Betreuung in Grundschule und Kita erfüllen zu können". Die Kosten für eine flächendeckende Kindertagesbetreuung würden bei bis zu 18 Milliarden Euro liegen. Diese Zahlen habe das Deutsche Jugendinstitut ermittelt.

72 Prozent der Eltern für Ganztagsbetreuung

Die Große Koalition will für diese Legislaturperiode zwei Milliarden Euro für den Ausbau der Ganztagsbetreuung von Grundschülern ausgeben. Im Koalitionsvertrag heißt es: "Wir werden ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote für alle Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter ermöglichen. Wir werden deshalb einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für alle Kinder im Grundschulalter schaffen." Bei diesem Thema sind nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung die Erwartungen der Eltern an die Politik sehr hoch: Mit 72 Prozent wünschen sich fast drei Viertel von ihnen einen Ganztagsplatz für ihr Kind.