Der Journalist Franz Alt zu Gast in der ARD Talkshow " Maischberger - die Woche" im Jahr 2019
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Franz Alt

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Franz Alt zu Klimaprotesten: "Da werden Anstandsregeln verletzt"

Der Journalist, Publizist und Klimaschützer Franz Alt mahnt angesichts der aufgeheizten Diskussion über die Protestaktionen der Klima-Gruppe "Letzte Generation" zu Besonnenheit, und rät den Aktivisten zu mehr Fingerspitzengefühl.

Im Vorfeld des Weltklimagipfels, der am Sonntag im ägyptischen Scharm El-Scheich beginnt, hat die Aktivistengruppe "Letzte Generation" in den vergangenen Wochen mit vielen Aktionen auf die Klimakrise aufmerksam gemacht. In mehreren Museen wurden Kunstwerke beschmiert. Anfang der Woche sorgte die Gruppe für Schlagzeilen, als sich zwei Aktivisten an einer Berliner Stadtautobahn festklebten. Eine Radfahrerin, die bei einem Unfall schwer verletzt worden war, erlag am Donnerstag ihren Verletzungen. Spekulationen, dass ihre Rettung durch die Straßenblockade der Aktivisten verzögert wurde, konnten zwar widerlegt werden. Doch die Kritik an den Protesten geht weiter.

  • Zum Artikel: Klima-Proteste: Wie radikal müssen die Aktivisten sein?

Berichterstattung über die Proteste sei "zu wenig differenziert"

Der Journalist Franz Alt ist mit der Protestform der "Letzten Generation" nicht einverstanden, trotzdem mahnte er im BR-Interview zu Besonnenheit: "Einige Kommentare, die ich dazu zum Beispiel in der Bild-Zeitung gelesen habe, habe ich journalistisch für glatt daneben gehalten. Da wurde überhaupt nicht gefragt, warum protestieren die jungen Leute? Also da wurde einfach drauf geschlagen und zu wenig differenziert."

Mehr Ärger über die Aktivisten als Verständnis

Abgesehen davon rät der überzeugte Christ den jungen Klimaaktivisten zu mehr Fingerspitzengefühl bei ihren Aktionen. "Ich empfehle den Kolleginnen und Kollegen von Fridays for Future und denen, die sich auf der Straße festkleben, mehr Achtsamkeit gegenüber den Bürgern und Bürgerinnen, die sich dann mehr ärgern über die Aktivisten als dass sie Verständnis hätten." Sich auf Autobahnen festzukleben oder Kartoffelbrei auf ein Monet-Gemälde zu schmieren, führe nach Ansicht Alts nicht dazu, Menschen für den Klimaschutz zu gewinnen. "Das ist natürlich ein Angriff auf die etablierte Kunst. Und das verärgert die Menschen. Da werden schlicht die Anstandsregeln verletzt. Und das hilft dem Klima nicht." Nach seiner Erfahrung sei es nicht gut, "wenn man Leute verärgert, um sie für etwas gewinnen zu wollen."

Aktionen sollten im Rahmen des Legalen bleiben

Nach Ansicht des Friedensaktivisten Alt dürfen die Proteste zwar provozieren, aber niemals die Grenze der Legalität überschreiten. "Als ich in den Achtzigern in meinen Report-Moderationen einige Dinge gesagt habe, die dem damaligen Bundeskanzler und meinem Intendanten nicht gefallen haben, habe ich acht Arbeitsgerichtsprozesse geführt, um wieder moderieren zu dürfen. Also Ärger gibt's immer. Den muss man in Kauf nehmen. Ärger ist nicht schlimm, aber illegale Dinge sollte man nicht machen."

Zur Person: Franz Alt (*1938) ist Journalist, Buch-Autor und Aktivist. Er moderierte 20 Jahre lang das Politmagazin "Report“"des heutigen SWR. Am Montag erscheint sein neues Buch "Frieden ist noch immer möglich: Die Kraft der Bergpredigt".

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