Einheimische schauen auf das Wrack eines abgestürzten Passagierflugzeugs und die Rettungskräfte bei den Bergungsarbeiten.
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In der nepalesischen Stadt Pokhara ist ein Passagierflugzeug mit 68 Passagieren sowie mehreren Crew-Mitgliedern an Bord abgestürzt.

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Flugzeug mit 72 Menschen an Bord in Nepal abgestürzt

In Nepal ist ein Flugzeug mit 72 Menschen an Bord abgestürzt. Die Maschine der Yeti Airlines sei in der Region Pokhara im Westen des Landes aufgeschlagen, erklärte ein Flughafensprecher. Fast alle Insassen kamen bei dem Unglück ums Leben.

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In Nepal ist es offenbar erneut zu einer Flugzeugkatastrophe gekommen: In der Region Pokhara im Westen des Landes soll am Morgen eine Passagiermaschine mit 72 Insassen abgestürzt sein. Erst Ende Mai war dort ein Flieger aufgrund sehr schlechter Sicht verunglückt. 22 Personen kamen damals dabei ums Leben, unter ihnen auch zwei Deutsche.

68 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder an Bord

Der aktuelle Absturz soll sich in der Nähe des Internationalen Flughafens der Stadt Pokhara kurz vor der Landung ereignet haben. An Bord der zweimotorigen Maschine der Yeti Airlines befanden sich 68 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder, wie die Zeitung "Kathmandu Post" berichtete. Das Blatt berief sich dabei auf einen Sprecher der Fluggesellschaft.

"Wir wissen im Moment nicht, ob es Überlebende gibt", sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft Yeti Airlines der Nachrichtenagentur AFP, wie es am Sonntag hieß. Die Leichen von 69 Personen wurden bislang an der Absturzstelle geborgen, wie die betroffene nepalesische Yeti Airlines laut der Nachrichtenagentur dpa mitteilte.

Die Rettungsarbeiten wurden am Abend wegen Dunkelheit unterbrochen. Die Suche nach den noch vermissten Personen soll am Montag fortgesetzt werden.

Absturzursache zunächst unklar

An Bord seien neben 53 Nepalesen auch fünf Inder, vier Russen, zwei Koreaner sowie je eine Person aus Irland, Australien, Argentinien und Frankreich gewesen, hieß es von der indischen Nachrichtenagentur ANI unter Berufung auf Flughafenbehörden. Nähere Details, etwa zur Absturzursache, waren zunächst nicht bekannt - die Ermittlungen dauerten an. Es sei ein Ausschuss eingerichtet worden, sagte Finanzminister Bishnu Paudel. Ergebnisse sollten innerhalb von 45 Tagen vorliegen.

Die Maschine verunglückte am Sonntagmorgen auf dem rund eine halbe Stunde dauernden Flug zwischen der Hauptstadt Kathmandu und der zweitgrößten Stadt Pokhara beim Landeanflug, hieß es von der nepalesischen Luftfahrtbehörde. Den letzten Kontakt mit dem Flughafen habe es um 10.50 Uhr Ortszeit gegeben. Von Pokhara machen sich viele Wanderbegeisterte unter anderem zum Annapurna-Massiv auf, eine beliebte Wanderregion.

Großeinsatz von Rettungskräften

Fotos und Videos auf Twitter zeigten dicken, schwarzen Rauch, der von der Absturzstelle in einer etwa eineinhalb Kilometer vom Flughafen entfernten Schlucht am Fluss Seti aufstieg. Zahlreiche Menschen versammelten sich um die Wrackteile. Das Flugzeug schlug zwischen dem alten und dem vor Kurzem neu eröffneten Internationalen Flughafen von Pokhara in Zentralnepal auf. Das Wrack stand in Flammen. Der Rumpf des Flugzeugs war in zahlreiche Teile zerbrochen, die sich über die Schlucht verteilten. Es wurde versucht, das Feuer zu löschen und die Passagiere zu retten, sagte ein örtlicher Beamter.

Hunderte Polizisten und Armeeangehörige waren an den Rettungsarbeiten beteiligt, sagte ein Polizeisprecher. Ministerpräsident Pushpa Kamal Dahal eilte an den Unglücksort. Er sprach seinen Kummer aus und rief Sicherheitskräfte sowie die Öffentlichkeit dazu auf, den Rettungseinsatz zu unterstützen. Dahal richtete zudem eine Kommission zur Untersuchung des Absturzes ein. Es ist das tödlichste Flugzeugunglück in Nepal seit drei Jahrzehnten.

Flugzeug offenbar beim Landeanflug ins Straucheln geraten

Ein Augenzeuge sagte, das Flugzeug sei beim Landeanflug wild ins Trudeln geraten. Von der Terrasse seines Hauses habe er beobachtet, wie die Maschine vornüber nach links gekippt und dann in die Schlucht gestürzt sei, sagte Gaurav Gurung. Danach sei sie in Brand geraten.

Rettungskräfte nutzten Seile, um Leichen aus dem Wrack zu bergen. Einige der Körper waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Sie wurden von Feuerwehrleuten in Krankenhäuser gebracht. Dort versammelten sich verzweifelte Angehörige.

Niedrige Sicherheitsstandards und schlechtes Wetter bereiten oft Probleme

Die Sicherheitsstandards in Nepals Luftverkehr sind angesichts unzureichender Ausbildung des Personals und mangelhafter Wartung der Maschinen niedrig. Die Europäische Union hat daher alle nepalesischen Fluggesellschaften aus ihrem Luftraum verbannt. Hinzu kommt, dass sich in dem Himalaya-Staat einige der abgelegensten und schwierigsten Landebahnen befinden. Das Wetter in Nepals Bergen kann schnell umschlagen und gefährliche Flugbedingungen schaffen.

Bei der Unglücksmaschine handelte es sich um eine ATR 72-500, ein Regionalverkehrsflugzeug für Kurzstrecken, das von einem Joint Venture der europäischen Airbus und Leonardo hergestellt wird. Die Flotte von Yeti Airlines besteht nach Unternehmensangaben aus sechs Fliegern dieses Typs. ATR gab bekannt, sie würden bei den Untersuchungen mithelfen.

Immer wieder Flugzeugunglücke in dem Gebiet

Pokhara liegt etwa 200 Kilometer nordwestlich von Kathmandu und ist Ausgangspunkt für zahlreiche Trekkingtouren im Himalaya, darunter die Annapurna-Runde. Das Annapurna-Massiv ist eine beliebte Wanderregion in dem Land. In der bergigen Region gab es schon mehrere Flugzeugabstürze. Im vergangenen Jahr starben bei einem Absturz auf der Flugroute Pokhara-Jomsom 22 Menschen, darunter zwei Hessen.

2018 waren beim Absturz einer Maschine der bangladeschischen Fluggesellschaft US-Bangla in der Nähe des internationalen Flughafens der Hauptstadt Kathmandu 51 Menschen ums Leben gekommen. Das folgenschwerste Flugzeugunglück in Nepal hatte sich 1992 ereignet. Damals starben 167 Menschen an Bord einer Maschine von Pakistan International Airlines, als diese im Anflug auf den Flughafen Kathmandu abstürzte.

Mit Informationen von AFP, dpa und Reuters

In Nepal ist ein Flugzeug mit 72 Menschen an Bord abgestürzt.
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In Nepal ist ein Flugzeug mit 72 Menschen an Bord abgestürzt.

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