"Ich werbe für eine Basiskandidatur und möchte den Mitgliedern wieder eine Stimme geben und sie an diesem Entscheidungsprozess ernsthaft beteiligen", begründete die 41-Jährige Lange ihren Schritt. Damit könnte sie gegen Fraktionschefin Andrea Nahles antreten, die bereits heute kommissarisch den Parteivorsitz übernehmen könnte.
Lange schrieb in dem Brief weiter, sie wolle den Mitgliedern wieder das Gefühl geben, "dass sie es sind, die die Stimmung und die Richtung der Partei bestimmen". Das wäre auch ein erster Schritt, "die SPD wieder zu dem zu machen, was sie einst war: eine stolze Partei der sozialen Gerechtigkeit".
"Gefühl der Ohnmacht an der Basis"
Lange schrieb weiter, sie könne angesichts der Neubesetzung des Bundesvorsitzes "das Gefühl der Ohnmacht vieler Mitglieder gegenüber denen, die in Berlin Entscheidungen treffen, ohne die Basis einzubeziehen, sehr gut nachvollziehen". Das Amt des Bundesvorsitzenden sei von weitreichender Bedeutung für die gesamte Partei und das gesamte Land und dürfe nicht von einer kleinen Gruppe intern festgelegt werden. Eine Einzelkandidatur, die von Funktionsträgern beschlossen und einfach durchgewunken werde, könne kein Zeichen für einen Aufschwung oder einen Neuanfang sein. Sie werde nur das Ohnmachtsgefühl vieler bestätigen.
Entscheidung pro Nahles in kleinem Kreis
Nahles könnte bereits heute kommissarisch den Parteivorsitz übernehmen. Präsidium und Vorstand der Sozialdemokraten wollen am Nachmittag über das weitere Vorgehen beraten. Erwartet wird, dass der bisherige Vorsitzende Martin Schulz dort seinen sofortigen Rückzug verkünden wird. Ein Parteitag müsste Nahles dann innerhalb von drei Monaten noch formal wählen. Allerdings gibt es an diesem Plan parteiintern heftige Kritik. Nahles wird vorgehalten, dass die Nachfolge "wie bei den Männern" wieder im kleinen Kreis entschieden worden sei. So kamen Forderungen auf, den Vorsitz künftig zwischen mehreren Bewerbern per Urwahl durch alle SPD-Mitglieder zu entscheiden.