Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin von Deutschland, äußert sich zusammen mit dem per Video zugeschalteten Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg
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Annalena Baerbock, Außenministerin von Deutschland, äußert sich zusammen mit dem per Video zugeschalteten Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

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Finnland und Schweden vor raschem Nato-Beitritt

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Finnland die offizielle Bewerbung für einen Nato-Beitritt angekündigt. Auch in Schweden zeichnet sich der Schritt ab. Das Militärbündnis will beide Länder zügig aufnehmen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Finnland und Schweden stehen vor dem Beitritt zur Nato. Außenminister des Militärbündnisses stellten beiden nordischen Ländern zum Abschluss von Beratungen in Berlin am Sonntag die rasche Aufnahme in Aussicht. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sprachen von einem "historischen Moment". Der Ukraine sagte die Nato - wie zuvor schon die G7 - langfristige Unterstützung im Kampf gegen die russischen Angriffstruppen zu.

Die Bestrebungen der beiden nordischen Länder zur Aufnahme in die Nato waren durch die russische Invasion in der Ukraine ausgelöst worden. Die Aufnahme in die Allianz wäre für Finnland und Schweden nach jahrzehntelanger Bündnisneutralität eine historische Zäsur.

Finnland beschließt Nato-Mitgliedschaft

Finnland beschloss am Sonntag offiziell seine Bewerbung um die Nato-Mitgliedschaft. Dies teilte Präsident Sauli Niinistö nach Gesprächen mit Regierung und Parlament mit. Er sprach von einer "neuen Ära". Zwar steht die Abstimmung des finnischen Parlaments über das Beitrittsgesuch noch aus, diese gilt aber als bloße Formsache.

Auch Schwedens Sozialdemokraten pro Nato

In Schweden sprachen sich die regierenden Sozialdemokraten ebenfalls am Sonntag für einen Beitritt des Landes zur Nato aus, wie Ministerpräsidentin Magdalena Andersson nach einer Sondersitzung der Parteiführung mitteilte. "Die grundlegende Frage für uns ist, wie wir Schweden am besten schützen und der Kreml hat gezeigt, dass er zu Gewalt bereit ist, um seine politischen Ziele zu erreichen (...)". Schweden werde als Nato-Mitglied nicht nur mehr Sicherheit erreichen, sondern auch zur Sicherheit anderer Nato-Länder beitragen, so Andersson weiter.

In beiden Ländern soll nun am Montag das Parlament zusammentreten, um über die Nato-Mitgliedschaft zu debattieren. Nach der formellen Zustimmung ist dann ein einstimmiges Votum der Nato sowie die Ratifizierung durch die Parlamente aller 30 bisheriger Mitgliedstaaten nötig.

Baerbock für Schnellverfahren

Baerbock sicherte beiden Ländern einen unkomplizierten Beitritt zu. Die Türen der Nato seien "für sie geöffnet. Wenn sie sich entscheiden, durch diese Tür zu gehen, werden wir sie mit offenen Armen empfangen". Deutschland sei darauf vorbereitet, die Aufnahme der Länder im Schnellverfahren zu ratifizieren.

Der Beitritt der beiden "gefestigten Demokratien" mit ihren starken Armeen werde die Nato "stärker machen", betonte die Bundesaußenministerin. Allerdings hat die Türkei Bedenken gegen den Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands geltend gemacht. Präsident Recep Tayyip Erdogan warf den nordischen Ländern vor, kurdischen Extremisten Zuflucht zu gewähren.

Einwände aus der Türkei

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bekräftigte in Berlin zwar diese Anschuldigungen, betonte aber auch, Ankara habe die Politik der "offenen Tür" der Nato immer unterstützt. Am Rande der Ministerberatungen lobte Cavusoglu Finnland dafür, sich "sehr respektvoll" angesichts der von der Türkei vorgetragenen "Bedenken" zu zeigen. Den Schweden warf er hingegen vor, sich "nicht konstruktiv" und "provokativ" zu verhalten.

Stoltenberg zeigte sich optimistisch, dass die türkischen Bedenken ausgeräumt werden können. Die Türkei habe klargemacht, dass es den Beitritt der beiden Länder nicht "blockieren" wolle. Auch US-Außenminister Antony Blinken gab sich "sehr zuversichtlich", dass ein Konsens über die Nato-Aufnahme Finnlands und Schwedens erreicht werden könne.

Drohungen aus Russland

Moskau reagiert insbesondere auf die Nato-Beitrittsbestrebungen Finnlands mit Kritik und Drohungen. Staatschef Wladimir Putin sprach nach Kreml-Angaben in einem Telefonat mit Präsident Niinistö von einem "Fehler", da "keine Bedrohung für die Sicherheit Finnlands" bestehe.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte bereits zuvor gesagt, eine Nato-Mitgliedschaft Finnlands würde von Russland "definitiv" als Bedrohung angesehen. Finnland und Russland haben eine 1300 Kilometer lange gemeinsame Grenze.

Nato: Ukraine kann diesen Krieg gewinnen

Die Nato betonte bei dem informellen Ministertreffen ebenso wie schon am Vortag die G7-Gruppe ihre Geschlossenheit gegenüber Russland. Dank des "Mutes der ukrainischen Armee" und mit internationaler Hilfe könne die Ukraine "diesen Krieg gewinnen", sagte der Vize-Generalsekretär der Nato, Mircea Geoana. Ähnlich äußerte sich Stoltenberg: "Russland erreicht seine strategischen Ziele nicht." Die Ukraine stehe noch immer und die Nato sei stärker denn je.

Die G7-Außenminister hatten am Samstag erklärt, von Russland mit militärischer Gewalt erzwungene neue Grenzziehungen in der Ukraine würde die Gruppe führender Industriestaaten "niemals" akzeptierten.

Im Video: Kann die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen? Possoch klärt!

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