Im Fernsehstudio kann man sich richtig anbrüllen, auch jenseits von TV-Duellen - so wie Helmut Kohl und Willy Brandt in den 80ern. So laut ist Angela Merkel öffentlich noch nie geworden. Und auch mit ihrem SPD-Herausforderer Martin Schulz wird die Kanzlerin ruhiger umgehen. Sie mag eigentlich keine TV-Duelle, weiß aber, dass sie nicht drumherum kommt.
"Also, ich gebe mein Bestes. Und vielleicht überzeuge ich den einen oder anderen. Aber ob ich alle überzeuge, das weiß ich nicht." Angela Merkel (CDU), Bundeskanzlerin
In den Umfragen liegt Martin Schulz weit hinter Merkel. Der SPD-Mann gibt sich zwar demonstrativ fröhlich ...
"Der Wahlkampf ist nicht langweilig. Es gibt ja mich in diesem Wahlkampf, deshalb ist er nicht langweilig." Martin Schulz, SPD-Chef und Kanzlerkandidat
Aber kann Schulz im Duell noch mal aufholen? Eigentlich ist das Format, die direkte Konfrontation, gut für den Herausforderer, sagt der Kölner Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister. Aber es birgt auch Fallstricke.
"Er muss angreifen, aber er darf nicht übertouren. Und das ist eine fast unlösbare Aufgabe in diesem Moment des Wahlkampfs." Lutz Hachmeister, Medienwissenschaftler
Fernsehduell? Das hat nicht jeder Kanzler mitgemacht
Früher verweigerten sich Kanzler Fernsehduellen. Kurt Georg Kiesinger wollte sich nicht auf ein Stühlchen setzen, wie er sagte, und warten, bis ihm das Wort erteilt wird. Seit dem ersten Duell 2002 Stoiber gegen Schröder wissen alle: Solche Gesprächsrunden sind nicht ohne. Auch Angela Merkel war in ihrem ersten Duell 2005 gegen Gerhard Schröder noch deutlich angriffslustiger als heute. Fast hätte Schröder sie damals noch abgefangen. Er wirkte souveräner als die Herausforderin. Inzwischen hat Merkel die Gelassenheit perfektioniert. Schon gegen Frank-Walter Steinmeier oder Peer Steinbrück.
"Sie macht ein mokantes Gesicht und lässt damit testosterongesteuerte Männer auch auflaufen. Das ist ein Vorteil." Lutz Hachmeister, Medienwissenschaftler
Kampf um die unentschlossenen Wähler
Martin Schulz will Merkel im Duell überlegt und nicht wie ein Raufbold angreifen. Der SPD-Herausforderer hofft auf die vielen unentschiedenen Wähler, laut Umfragen fast jeder zweite.
Das Schlusswort muss sitzen
Ob Fernsehduelle wirklich Wahlentscheidungen beeinflussen, ist umstritten. Nicht aber, wie wichtig das Schlusswort ist. Das bleibt hängen. Steinbrück war 2013 kompliziert.
"Ich möchte gerne mit Ihnen dafür Sorge tragen, dass das sozial Gerechte übereinstimmt mit dem ökonomisch Vernünftigen." Peer Steinbrück, SPD-Kanzlerkandidat im TV-Duell 2013
Merkels Schlusswort war einfach.
"Sie kennen mich. Und Sie wissen, was ich anpacken möchte und wie ich das mache." Angela Merkel (CDU), Bundeskanzlerin im TV-Duell 2013
Martin Schulz braucht vielleicht einen Knaller, um doch noch eine Chance zu haben. Einen eigenen Duelltrainer hat der Herausforderer jedenfalls engagiert. Angela Merkel hingegen hat zwar noch nie ein Duell gewonnen, die Wahlen danach aber immer.