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#faktenfuchs: Ist Obst im Erdinger Moos mit Kerosin belastet?

"Es ist doch schon lange bekannt, dass die Leute im Erdinger Moos ihr Obst nicht mehr essen können, weil es voller Flugzeugdreck ist." Schwärzlich verfärbte Äpfel gibt es dort tatsächlich, doch dahinter steckt etwas völlig anderes. Von Steffi Wagner

Ein schwarzer Belag, ähnlich einem öligen Film auf dem Apfel: das kann ja nur etwas Giftiges sein. Warum nicht Kerosin? Schließlich befindet sich das Erdinger Moos in direkter Nähe zum Flughafen München, und da liegt es doch nahe, dass Kerosin vom Flugzeug auf dem Apfel landet. So weit, so falsch. Denn tatsächlich steckt etwas völlig anderes hinter der schwärzlichen Verfärbung des Obstes.

Was steckt hinter den schwarzen Äpfeln?

Michael Neumüller ist Leiter des Obstzentrums in Hallbergmoos, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Münchner Flughafen liegt. Er kennt die Gerüchte, bekommt selber immer wieder Nachfragen von besorgten Anwohnern, denen das schwarzgefärbte Obst nicht geheuer ist. Und: Er kann Entwarnung geben. Schuld an der Verfärbung sei nicht etwa Kerosin, vielmehr sind die Äpfel von einem Pilz befallen: "Dahinter steckt die 'Rußfleckenkrankheit'", so Neumüller.

Eine Pilzerkrankung, die vor allem nach feuchten, regnerischen Sommern auftritt. Der Pilz kann sich vom Stiel über den ganzen Apfel ziehen, das vermittelt den Eindruck, das Obst sei mit schwarzer Flüssigkeit betropft worden. Manchmal tritt er auch in Verbindung mit der Fliegenschmutzkrankheit, ebenfalls ein Pilz, auf. Auch hier sind - dem Namen entsprechend - schwärzliche Verfärbungen am Obst sichtbar, allerdings in Form von kleinen Punkten. Meist lässt sich der Belag leicht entfernen, sagt Neumüller: "Einfach abwischen, dann kann der Apfel ganz ohne Bedenken verzehrt werden".

In letzter Zeit tritt der Pilz immer stärker auf, häufige Regenfälle bei warmen Temperaturen begünstigen seine Ausbreitung. Daher auch die gestiegene Nachfrage, was es mit den schwarzen Äpfeln auf sich hat. "Noch vor zwanzig, dreißig Jahren war der Pilz bei uns kaum verbreitet", sagt Neumüller. Vor fünfundzwanzig Jahren kam dann der Flughafen. Für so manchen Obstliebhaber noch ein Grund mehr, einen Zusammenhang zu sehen, wo es tatsächlich keinen gibt.

Gibt es den Kerosinausstoß?

Was ist nun aber mit dem vermeintlichen Kerosinaustoß der Flugzeuge? Den sogenannten "Treibstoff-Notablass" gibt es tatsächlich. Laut Auskunft des bayerischen Innenministeriums kommt es aber nur sehr selten dazu. Nämlich dann, wenn bei Start oder Landung ein Notfall auftritt und das Flugzeug rasch an Gewicht verlieren muss, um sicher landen zu können.

Sollte es zu einem solchen Notablass kommen, dann aber "niemals in Flughafennähe", so heißt es in einer Stellungnahme des Innenministeriums. Der Grund: Es bestehe ansonsten eine "Gefahr für den Luftverkehr, wenn ein nachfolgendes Luftfahrzeug in den Dunst des Ablassenden hineinfliegen würde". Für Erdinger und Freisinger Bürger sei daher nichts zu befürchten.

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