Eine Auswahl verschiedener Fairtrade-Produkte
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Fairer Handel beklagt "Corona-Delle"

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Fairer Handel beklagt "Corona-Delle"

Knapp zwei Milliarden Euro haben die Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr für fair gehandelte Produkte ausgegeben – ein Umsatzrückgang von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Schuld daran ist unter anderem: die Pandemie.

"Corona ist auch an Fairtrade nicht spurlos vorübergegangen", stellt der Vorstandsvorsitzende des Vereins Transfair, Dieter Overath, nüchtern fest. Zum ersten Mal nach 20 Jahren gebe es eine Delle beim Umsatz von fünf Prozent.

Kaffee wird vermehrt zu Hause getrunken

Besonders betroffen: der Außer-Haus-Bereich, zu dem etwa Universitäts-Mensen, Betriebskantinen oder auch die Verkehrsgastronomie der Deutschen Bahn gehören. Hier wird hauptsächlich Kaffee verkauft. Durch die Pandemie-bedingte Schließung dieser Einrichtungen machte Fairtrade deutlich weniger Umsatz, ein Minus von einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr.

Zuhause wiederum haben die Menschen mehr Kaffee konsumiert, was sich wiederum positiv auf den Umsatz beim Fairtrade-Kaffee ausgewirkt hat: Er kommt nun mit 24.000 Tonnen auf einen Marktanteil von fünf Prozent.

Rückgänge beim Textil-Verkauf

Auch beim zweiten Kerngeschäft im Fairtrade-Universum, bei Textilien und Baumwolle, gab es starke Umsatzeinbußen. Zwar wurden trotz der Pandemie und der damit verbundenen Schließung von Geschäften 15,5 Millionen Textilien mit Fairtrade-Produkt-Siegel verkauft, dennoch muss der Verband einen Rückgang von 30 Prozent notieren.

Positive Ausreißer gab es nach Angaben von Dieter Overath allerdings auch bei der Berufsbekleidung. Einige große Unternehmen wie etwa die Berliner Verkehrsbetriebe hätten komplett auf fair gehandelte Arbeitskleidung umgestellt und damit für ein Umsatzplus gesorgt.

Faire Schokolade und Blumen gegen den Corona-Frust

Insgesamt schaut der Transfair-Vorstandsvorsitzende Dieter Overath optimistisch auf die Zahlen: Fair gehandelte Tafelschokoladen verkauften sich blendend, auch bei Blumen legen immer mehr Kundinnen und Kunden wert darauf, dass sie fair gehandelt werden. Jede dritte in Deutschland verkaufte Rose etwa ist Fairtrade-zertifiziert.

Laut Overath handelt es sich dabei um Kompensationseinkäufe in der Krise, die Leute hätten anscheinend auch mehr Rosen gekauft und sich daran erfreut. Diese Einkäufe seien zum Beispiel für die Frauen in Ostafrika wichtig. Für viele Frauen dort sei der Rosenanbau die einzige Möglichkeit, eine Berufstätigkeit auszuüben.

Was ist "Fairer Handel"?

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland rund 7.700 unterschiedliche Produkte aus fairem Handel im Verkauf angeboten. Dazu gehörten unter anderem Kaffee, Tee, Kakao, Honig, Orangensaft, Schokolade, Bananen, Rosen und Textilien.

Das Fairtrade-Produkt-Siegel wird in Deutschland vom Verein Transfair e.V. vergeben: Es kennzeichnet Waren, bei deren Herstellung soziale, ökologische und ökonomische Kriterien eingehalten wurden. Ziel sind stabilere Preise in den Herkunftsländern der Produkte, bessere Arbeitsbedingungen vor Ort und langfristige Handelsbeziehungen.

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