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Facebook im Fall Cambridge Analytica in Erklärungsnot

Nach der Kündigung der Zusammenarbeit von Facebook mit der Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica bleiben weiterhin Fragen zur Rolle des größten Social Media Netzwerks im Wahlkampf von Donald Trump offen. Nun packt ein Ex-Beteiligter aus.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

Cambridge Analytica soll der Trump-Kampagne entscheidend dabei geholfen haben, mit als Werbung geschalteten Botschaften bei Facebook seine Anhänger zu mobilisieren und zugleich potenzielle Wähler der Gegenkandidatin Hillary Clinton vom Urnengang abzubringen. Über das Ausmaß des Datenzugriffs gibt es jedoch unterschiedliche Angaben. Unter Berufung auf frühere Mitarbeiter von Cambridge Analytica berichtet die New York Times, die Firma habe Zugriff auf Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Mitgliedern ohne deren Zustimmung erhalten.

Facebook bestätigt und verharmlost

Facebook bestätigte dies bereits indirekt, betonte aber, dass beim Großteil nur Grundinformationen zum Profil zugänglich gewesen seien.

Vertieftes Wissen erhielt Cambridge Analytica offenbar über Menschen, die eine 270.000-fach heruntergeladene Umfragen-App ausfüllten. Die scheinbar harmlose Umfrage mit dem Namen "thisisyoudigitallife" versprach Nutzern einen Persönlichkeitstest.

Ihr Initiator, Professor Alexandr Kogan von der Cambridge-Universität, habe von die Nutzererlaubnis zum Zugriff auf ihre Informationen erhalten, auch weil sie als wissenschaftliche Forschung deklariert war.

Facebook fühlt sich "belogen"

Kogan habe dann die Daten an Cambridge Analytica und SCL sowie den Datenanalytiker Christopher Wylie weitergegeben, erklärte Facebook. Die über die Umfrage gesammelten Daten halfen dabei, Nutzer in verschiedene psychologische und politische Kategorien einzuordnen und die Zielgruppen entsprechend zu adressieren.

Der heute 28-jährige Christopher Wylie präsentiert sich nun als Whistleblower, indem er Daten aus dem Projekt an die "New York Times" und den "The Guardian" weitergab.

Deutlich tiefere Verstrickung in US-Wahlkampf

Wylies Unterlagen enthüllen eine noch tiefere Verstrickung von Cambridge Analytica in den Wahlkampf als bisher bekannt: So habe die Firma Wikileaks Hilfe bei der Verbreitung der gestohlenen E-Mails von Hillary Clinton angeboten. Nach Erkenntnissen westlicher Sicherheitsbehörden wurden diese zuvor von russischen Hackern gestohlen. Sie sollen im Anschluss einen maßgeblichen Anteil am Sieg von US-Präsident Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl im November 2016 gehabt haben. Auch bei der Brexit-Abstimmung soll Cambridge Analytica eine entscheidende Rolle in ähnlicher Weise gespielt haben.

Facebook sperrt Cambridge Analytica

Facebook sperrte nun Cambridge Analytica.  Die Firma und und ihre Dachgesellschaft SCL hätten entgegen früheren Zusicherungen bis 2015 gesammelte Informationen über Facebook-Nutzer nicht gelöscht, erklärte das Online-Netzwerk. US-Senatoren fordern indes strengere Auflagen für Facebook und wollen dessen Chef Mark Zuckerberg vor den Justizausschuss zitieren. Der Demokrat Mark Warner bezeichnete die Lage in der Online-Werbebranche mit dem Wilden Westen. Die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Massachusetts nahm am Samstag Ermittlungen in dem Fall auf. Auch die britischen Datenschutzbehörden kündigten eine Untersuchung an.