Archivbild: Mann kratzt sich vor Spiegel
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Archivbild: Mann kratzt sich vor Spiegel

    Experte: Affenpocken-Nachweise in Deutschland nur Frage der Zeit

    Ausbrüche von Affenpocken in aller Welt sorgen für Alarm. Wann das Virus in Deutschland registriert werde, sei laut Experten nur noch eine Frage der Zeit. Das Robert Koch-Institut (RKI) rief wegen der gemeldeten Fälle in Europa zu Wachsamkeit auf.

    • Zum aktuellen Artikel: "Affenpocken: Das müssen Sie jetzt wissen"

    Die Liste der Länder, in denen Affenpocken nachgewiesen wurden, wird jeden Tag länger. Die Viruserkrankung, die sich durch engen Kontakt ausbreitet und zuerst bei Affen gefunden wurde, tritt hauptsächlich in West- und Zentralafrika und nur sehr selten andernorts auf. Das Robert-Koch-Institut riet dazu, dass bei verdächtigen Symptomen - insbesondere bei Reiserückkehrern aus (West-)Afrika - eine Affenpocken-Infektion in Betracht gezogen werden sollte.

    Nachweise in Deutschland nur Frage der Zeit

    Nachweise der Affenpocken auch in Deutschland seien für den Mediziner Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft, nur eine Frage der Zeit. "Es würde mich wundern, wenn wir nicht in wenigen Tagen in Deutschland auch einige Infizierte finden", so Brockmeyer. Experten versuchen nun, Infektionsketten und mögliche neue Fälle zu identifizieren.

    Virus vielleicht schon länger im Umlauf

    Mediziner Norbert Brockmeyer gehe anhand der Vielzahl von Fällen in anderen westlichen Ländern davon aus, dass das Virus schon seit einer Weile unbemerkt im Umlauf war. "Wer denkt heute schon noch an Pocken?" Durch die gestiegene Aufmerksamkeit nach kürzlich erschienenen Meldungen ausgehend von Großbritannien, sei nun mit einem neuen Infektionsbewusstsein und damit mit vermehrten Nachweisen zu rechnen.

    Affenpocken gut kontrollierbar

    Laut Brockmeyer sind Menschen, die sexuelle Kontakte zu vielen verschiedenen Menschen haben, am stärksten gefährdet. Das Virus könne aber grundsätzlich auch bereits bei engem Körperkontakt übertragen werden. Daher rät Brockmeyer auch in der Allgemeinbevölkerung zur Vorsicht. "Es darf aber keine Hysterie entstehen. Die Affenpocken werden gut kontrollierbar sein."

    Die Affenpocken werden durch ein Virus ausgelöst, das Fiebersymptome sowie einen charakteristischen Hautausschlag verursacht. Es verbreitet sich vor allem durch Übertragungen von Tieren, aber auch - wenn auch seltener - zwischen Menschen. Es wurde 1958 erstmals bei Affen gefunden, Nagetiere gelten inzwischen vermutlich als Hauptwirt. Die Krankheit verläuft in der Regel mild. Kinder bekommen das Virus häufiger, vermutlich, weil sie intensiver mit Tieren spielen.

    Viele Deutsche nicht gegen Pocken geimpft

    Von wissenschaftlicher Seite gelte es zu prüfen, wie ansteckend das Virus sei und ob es sich um eine mutierte, ansteckendere Variante handle. "Es ist ja leider so, dass wir in Deutschland eine Riesenpopulation haben, die nicht gegen Pocken geimpft worden ist - insbesondere im sexuell aktiven Alter", sagte Brockmeyer. Das Potenzial an Infektionen durch den Erreger sei damit deutlich größer als etwa noch vor 20 Jahren. Je nach weiterer Entwicklung müsse man Pockenimpfungen in Erwägung ziehen.

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