An der Rettung von 22.500 Menschen sei die Bundeswehr beteiligt gewesen, sagte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Einheiten der Mission hätten zudem 140 mutmaßliche Schleuser an italienische Behörden übergeben und mehr als 500 Schleuserboote zerstört.
Ziel der EU-Mission "Sophia" ist der Kampf gegen Schlepper, aber auch die Rettung von Flüchtlingen in Seenot. Einsatzgebiet ist das Seegebiet zwischen der italienischen und der libyschen Küste. "Unsere Marine trägt auch mit der Ausbildung der libyschen Küstenwache dazu bei, dass kriminelle Schleuser es heute deutlich schwerer haben, verzweifelte Menschen in höchste Gefahr zu bringen", sagte von der Leyen.
Auch in der Ägäis zwischen der Türkei und Griechenland spiele die Bundeswehr eine große Rolle bei der Bekämpfung der Schleuserkriminalität, fügte die Ministerin hinzu. "Als wir vor zwei Jahren in der Ägäis anfingen, kamen bis zu 5.000 Menschen am Tag, heute sind es rund 50 bis 80."
Flucht übers Mittelmeer immer gefährlicher
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) wird die Flucht über das Mittelmeer nach Europa für Migranten derzeit aber immer gefährlicher. Im Juni ist etwa jeder sechste der von Libyen auf Schmugglerbooten ablegenden Migranten im Mittelmeer ums Leben gekommen. Die Todesrate sei "dramatisch und außergewöhnlich", sagte UNHCR-Sprecherin Carlotta Sami. Dem Flüchtlingshilfswerk zufolge starben im Juni 629 Migranten auf See, während 3.136 gerettet wurden. Im Juni 2017 habe es 418 Tote gegeben, während 23.524 gerettet wurden.
In den vergangenen Wochen gestattete der rechtsgerichtete italienische Innenminister Matteo Salvini Schiffen privater Helfer nicht mehr, in Italien anzulegen. Gleichzeitig untersuchte Malta, ob die Schiffe internationale Seefahrtsregeln befolgen, daher legen sie nicht mehr in Malteser Häfen an, um Vorräte zu laden und Treibstoff zu tanken. UNHCR-Sprecherin Sami betonte: "In der gegenwärtigen Situation sind die Fähigkeiten zu suchen und zu retten eindeutig und erheblich verringert." Dies wirke sich unmittelbar auf das Überleben auf See aus.
Bundesweite Demonstrationen
Für heute rufen Flüchtlingsinitiativen in ganz Deutschland zu Demonstrationen für die Seenotrettung im Mittelmeer auf. "Wir sind geschockt, wie schamlos die EU Seenotrettung im Mittelmeer bekämpft", heißt es in dem Aufruf des Bündnisses "Seebrücke".
Gefordert werden sichere Fluchtwege nach Europa und eine Entkriminalisierung der zivilgesellschaftlichen Seenotretter. Geplant sind Demonstrationen unter anderem in Berlin, Bremen, Leipzig, Hannover, Frankfurt am Main und München.
Dem Demonstrationsbündnis gehören 13 Flüchtlingsinitiativen und Gruppen an, darunter "Sea-Watch", "Mission Lifeline", "Sea-Eye", "Gesicht zeigen!" und das "Peng Collective".