Seit dem 10. Januar lehnt die Hilfsorganisation vorübergehend Ausländer als Neukunden bei der Essensausgabe ab - und hat damit bundesweit eine kontroverse Diskussion ausgelöst. Die Tafel hatte diesen Schritt mit einem sehr hohen Anteil an Ausländern unter ihren Kunden begründet.
Neue Regelung bei der Priorisierung
Nachdem sich unter anderem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisch geäußert hatte, war bei einem "Runden Tisch" eine neue Lösung gefunden worden: Demnach soll bei Kapazitätsengpässen der Tafel die Herkunft der Bedürftigen künftig kein Kriterium mehr sein. Stattdessen sollen Alleinerziehende, Familien mit minderjährigen Kindern sowie Senioren unabhängig von ihrer Nationalität bevorzugt aufgenommen werden. An dem Runden Tisch hatten Vertreter der Essener Tafel, der Essener Wohlfahrtsverbände sowie des Verbundes der Essener Migrantenselbstorganisationen teilgenommen.
Kritik von der Bundeskanzlerin - und Gegenkritik
Merkel hatte die Entscheidung, vorübergehend keine Ausländer mehr aufzunehmen, Ende Februar in einem Interview des Fernsehsenders RTL kritisiert. Wörtlich sagte sie: «Da sollte man nicht solche Kategorisierungen vornehmen. Das ist nicht gut.» Aber die Entscheidung der Ehrenamtlichen in Essen zeige auch «den Druck, den es gibt», und wie viele Bedürftige auf Lebensmittelspenden angewiesen seien.
Der Chef des Tafel-Bundesverbandes hatte die Kritik der Kanzlerin zurückgewiesen. "Wir lassen uns nicht von der Kanzlerin rügen, denn die aktuelle Entwicklung ist eine Konsequenz ihrer Politik", hatte der Verbandsvorsitzende Jochen Brühl der "Neuen Osnabrücker Zeitung" gesagt.