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Ermittlungen gegen Kinderpornografie sind Ritt auf Rasierklinge

Der Leitende Kriminaldirektor des bayerischen Landeskriminalamts (LKA), Bernhard Egger, bezeichnet im Interview die Veröffentlichung von Missbrauchsfotos als allerletzten Schritt bei Ermittlungen gegen Kinderpornografie.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Bernhard Egger, Leitender Kriminaldirektor am Landeskriminalamt Bayern, sieht die Veröffentlichung von Missbrauchsfotos problematisch, da dadurch auch die Persönlichkeitsrechte der Opfer verletzt werden. Im Interview mit der radioWelt sagte Egger: "Das ist generell das Problem bei der Verbreitung von Kinderpornographie, dass wir von einer mehrfachen Viktimisierung sprechen. Jedes Mal, wenn ein Bild verbreitet wird, wird das Kind zum Opfer. Und deswegen ist es immer dieser Ritt auf der Rasierklinge: Veröffentlichen wir das Foto oder veröffentlichen wir es nicht."


Mehrfache Viktimisierung


Bernhard Egger hält die Veröffentlichung von Fotos allerdings für sinnvoll, wenn das Opfer weiter in Gefahr sei und alle anderen Fahndungsmethoden nicht mehr greifen würden: "Und der allerletzte Schritt ist dann die Öffentlichkeitsfahndung, die aus den Gründen, dass das für das Opfer schwierig ist, sehr sehr selten ist."


Öffentliche Fahndung am Montagabend


Am Montagabend hatte das Bundeskriminalamt das Bild einer Vierjährigen veröffentlicht, die mehrfach missbraucht worden sein soll. Wenige Stunden nach der aufsehenerregender öffentlichen Fahndung wurde ein 24 Jahre alter Mann aus dem niedersächsischen Landkreis Wesermarsch gefasst - nach zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung auf die Bilder. Der Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit stamme aus dem persönlichen Umfeld des vierjährigen Kindes und sei "kein Unbekannter der Familie", sagt Oberstaatsanwalt Ungefuk. Nähere Angaben zu dem Tatverdächtigen machten die Ermittler nicht. Er wurde am Montagabend ohne Komplikationen in einer Wohnung von der niedersächsischen Landespolizei festgenommen. Am Dienstag wurde Haftbefehl erlassen. Der Tatverdächtige war zuvor nicht polizeilich oder aus der Kinderpornoszene bekannt. Die Auswertung der in seiner Wohnung sichergestellten Datenträger soll nun über die weiteren Ermittlungsschritte entscheiden.