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Mesale Tolu ist unter Auflagen frei

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Nach Freilassung von Tolu: Erleichterung und Kritik

Nach Freilassung von Tolu: Erleichterung und Kritik

Die Journalistin Mesale Tolu ist wieder frei. Aus Sicht der Bundesregierung ist die Türkei damit einen ersten Schritt auf Deutschland zugegangen. Tolu reagiert erleichtert. Ihr Vater (O-Ton) kritisiert das Vorgehen der Behörde gegen seine Tochter.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Es sehe so aus, als ob man in der Beziehung zur Türkei "Schritt für Schritt kleine Fortschritte" mache, sagte Außenminister Sigmar Gabriel gestern Abend in der ARD. Beide Seiten bemühten sich, angemessen miteinander umzugehen. Von einer Normalisierung der Beziehungen könne man aber noch nicht sprechen. Immerhin: Kleine Schritte seien besser als keine, so Gabriel.

"Keine komplett gute Nachricht"

Tolu ist zwar frei, allerdings läuft das Gerichtsverfahren gegen sie weiter, und die Freilassung wurde unter Auflagen angeordnet: Die 33-Jährige darf die Türkei nicht verlassen. Vor diesem Hintergrund sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, dies sei "keine komplett gute Nachricht".

"Glücklich und erschöpft"

Am Abend kam Tolu in der Kanzlei ihrer Anwälte in Istanbul an. Dort sagte sie, sie sei sehr glücklich, aber auch sehr erschöpft. Außerdem hoffe sie, dass auch der in der Türkei inhaftierte "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel bald freigelassen werde.

"Ich muss es erstmal verarbeiten. Ich denke, dass ich in den nächsten Tagen auch vielleicht bisschen einen besseren Überblick haben werde und detallierter darüber reden kann." Mesale Tolu nach ihrer Freilassung

Über sieben Monate lang war die 33-jährige Übersetzerin und Journalistin in türkischer Haft. Mit ihr wurden fünf weitere Inhaftierte freigelassen. Ihnen allen wird Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen, außerdem Terrorpropaganda. Die Angeklagten selbst halten die Vorwürfe für politisch motiviert. Tolus Vater Ali Riza sagte zum Vorgehen der türkischen Behörden: "Was die gemacht haben, ist nicht menschlich!"

"Versteckspiel" nach der Freilassung

Am Abend hatte es noch einige Verwirrung um die Entlassung Tolus gegeben. Der deutsche Botschafter Martin Erdmann und Angehörige fuhren zum Frauengefängnis in Bakirköy, um die Journalistin in Empfang zu nehmen. Stattdessen wurde sie in einem Zivilfahrzeug mit getönten Scheiben aus dem Gefängnis gebracht. "Die spielen mit uns ein Versteckspiel", sagte Erdmann dazu empört.

Die Nachricht, dass Tolu freikommt, hatte als erster der Ulmer Solidaritätskreis überbracht. Er hatte laufend mit Tolus Anwälten in der Türkei in Kontakt gestanden.