22.06.2020, Bayern, Freising: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. kommt am Flughafen München zu seinem Flugzeug. Er reiste nach seinem viertägigen Besuch in Regensburg wieder zurück in den Vatikan. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist am XX im Alter von 95 Jahren in Rom gestorben. Foto: Sven Hoppe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist am 31. Dezember gestorben.

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"Er ist entschlafen" - Trauer um den "bayerischen" Papst

Nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. würdigen Politiker und Kirchenführer sein Leben. Die Trauerfeier soll am Donnerstag auf dem Petersplatz in Rom stattfinden.

Nach der Todesnachricht von Benedikt XVI. beten Gläubige für den emeritierten Papst. Benedikt liegt aufgebahrt in seinem Schlafzimmer im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Hier hatte der emeritierte Papst seit seinem Amtsverzicht 2013 gelebt, mit dem langjährigen Begleiter und Privatsekretär Georg Gänswein sowie vier Frauen einer katholischen Laienvereinigung. Sie alle sitzen nun im Halbkreis um den Verstorbenen und beten zusammen.

Gestorben um 9.34 Uhr im Vatikan

Wie aus dem Kloster zu hören ist, wirkt Benedikt, als ob er nur ruhen würde. "Er ist, wie man so sagt, entschlafen", erklärt einer der Anwesenden telefonisch der Deutschen Presse-Agentur, Benedikt wirke jetzt sehr friedvoll. Der emeritierte Papst aus Deutschland, aus Bayern, aus Oberbayern, ist am frühen Vormittag des heutigen Silvestertags gestorben. Der Todeszeitpunkt wird mit 9.34 Uhr angegeben. Mit dem Jahr 2022 endet auch sein Leben.

Papst Benedikt XVI.
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Papst Benedikt XVI.

Papst Franziskus: "So edle, so sanfte Person"

Benedikts Nachfolger, der charismatische Papst Franziskus, würdigt ihn als eine "so edle, so sanfte Person". Er sei dankbar, dass Gott der Kirche den Mann aus Deutschland geschenkt habe. Und er danke Benedikt "für all das Gute, das er vollbracht hat, und vor allem für sein Zeugnis des Glaubens und des Gebets, besonders in diesen letzten Jahren, als er zurückgezogen lebte", sagt der amtierende Papst am Abend des Todestages.

Erinnerung an Benedikt XVI. in Oberbayern

Auch im oberbayerischen Marktl am Inn, im Geburtshaus des emeritierten Papstes, wird am Todestag an Benedikt XVI. erinnert. In dem Zimmer, in dem Joseph Ratzinger am 16. April 1927 zur Welt kam, brennen Kerzen. Eine weiße Rose steht auf einem schwarzen Tuch. Im Foyer liegt ein Kondolenzbuch aus. Auf dem Marktplatz in Marktl, nahe der Benedikt-Säule, zünden Gläubige Kerzen an, wie Franz Haringer erzählt, der theologische Leiter des Geburtshauses. "Am meisten behalte ich seine Fähigkeit in Erinnerung, den Glauben in einfachen und klaren Worten auszudrücken", sagt Haringer. Und dann sagt er noch, es sei "vernünftig, mit Gott zu rechnen".

BR-Reporter Andreas Wenleder und Ursula Heller
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BR-Reporter Andreas Wenleder und Ursula Heller

Pentling in der Oberpfalz: Wo Benedikts Tod die Menschen ganz besonders bewegt.
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Pentling in der Oberpfalz: Wo Benedikts Tod die Menschen ganz besonders bewegt.

Aufbahrung des Leichnams in Rom

Ab Montag, den 2. Januar, wird der Leichnam des emeritierten Papstes im Petersdom aufgebahrt. Dort können die Gläubigen Abschied vom früheren Oberhaupt der katholischen Kirche nehmen. Bis dahin werden die sterblichen Überreste des emeritierten Papstes Benedikt XVI. noch im Mater Ecclesiae-Kloster liegen bleiben.

Zum Wochenanfang soll es auch in der Münchner Frauenkirche ein Requiem für Benedikt XVI. geben. Die eigentliche Trauerfeier für den emeritierten Papst - der wie jeder Papst Bischof von Rom war - soll in Rom, also am Bischofssitz, stattfinden, und zwar am kommenden Donnerstag ab 9.30 Uhr auf dem Petersplatz. Dazu werden Dutzende amtierende und ehemalige Staats- und Regierungschefs aus aller Welt im Vatikan erwartet. Frank-Walter Steinmeier, der deutsche Bundespräsident, hat bereits erklärt, an der Trauerfeier vor Ort in Rom teilnehmen zu wollen.

Stimmen aus der Politik

Viele haben sich heute zum Tode Benedikts zu Wort gemeldet. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte, Benedikt XVI. sei als "deutscher" Papst für viele ein besonderer Kirchenführer gewesen. "Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen. Meine Gedanken sind bei Papst Franziskus". Die Flaggen am Bundestag wehen auf Halbmast.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder betonte: "Wir trauern um unseren bayerischen Papst". Die Gesellschaft verliere mit Benedikt "einen überzeugungsstarken Repräsentanten der katholischen Kirche sowie einen der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts".

Altkanzlerin Angela Merkel würdigte Benedikt XVI. als "einen der streitbarsten und bedeutendsten religiösen Denker unserer Zeit". Sie habe mit "großer Trauer" die Nachricht von seinem Tod vernommen. "Benedikt XVI. war der erste Deutsche seit Jahrhunderten im Papstamt. Ihm lagen die Beziehungen zu den orthodoxen Christen ebenso am Herzen wie der Dialog mit Juden und Muslimen."

Erzbischof von Canterbury: Benedikt richtete den Blick auf Jesus

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, würdigte als Vorstand der anglikanischen Kirchen weltweit Benedikt XVI. als "einen der größten Theologen seiner Zeit": "Er hatte in allen Dingen, nicht zuletzt in seinen Schriften und seinen Predigten, seinen Blick auf Jesus Christus gerichtet, die Verkörperung des unsichtbaren Gottes". Außerdem habe Benedikt mit seiner Entscheidung zum Rücktritt vom Amt des Kirchenoberhaupts die "Zerbrechlichkeit des Menschen" anerkannt.

Bätzing würdigt Benedikt, findet aber auch kritische Worte

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, betonte, Benedikt sei ein "beeindruckender Theologe" und "erfahrener Hirte" gewesen. "Wir trauern um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt hat". Bätzing fand aber auch kritische Worte zu Ratzingers Rolle beim Missbrauchsskandal. Zwar habe Ratzinger sich an der Aufarbeitung beteiligt und die Betroffenen um Vergebung gebeten. Doch seien Fragen offen geblieben "und er ist mit diesen Fragen in die Ewigkeit Gottes gegangen".

Proteste in München
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Proteste in München

Bedford-Strohm: Kardinal Ratzinger hatte kein tragfähiges Konzept für Ökumene

Auch die evangelische Kirche lobte Benedikts Lebensleistung als Theologe. "Joseph Ratzinger hat mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben", erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, in Hannover.

Kurschus' Amtsvorgänger Heinrich Bedford-Strohm sagte, Benedikt habe sich immer um den ökumenischen Dialog bemüht. Allerdings habe die Erklärung "Dominus Jesus", die der damalige Kardinal Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation 2000 veröffentlicht hatte, "Verletzungen hinterlassen, die nachgewirkt haben", so der bayerische Landesbischof. Der Erklärung zufolge seien die protestantischen Kirchen nicht "Kirche im eigentlichen Sinne". Die damit verbundene Vorstellung, dass die katholische Kirche die eigentliche Kirche sei und anderen Kirchen nur "kirchliche Gemeinschaften", sei kein wirklich tragfähiges Konzept von Ökumene.

Mit Informationen der Nachrichtenagenturen AFP, EPD, dpa und KNA.

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