Frau mit Laptop und Monitor unterwegs ins winterliche Homeoffice
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Frau mit Laptop und Monitor unterwegs ins winterliche Homeoffice

    Energiesparen durch Homeoffice: Ein Plan mit vielen Fragezeichen

    Ab ins Homeoffice zum Energiesparen - so stellen sich das Teile der Politik vor. Die Unternehmen reagieren eher zögerlich, die Gewerkschaften sehen viele offene Fragen. Und was sagt das Arbeitsrecht?

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) lässt keinen Zweifel: Deutschland sei in einer ernsten Situation, der Gasverbrauch müsse runter. Eine Idee: Mehr Arbeit im Homeoffice.

    Die Heizung im Firmengebäude herunterdrehen und die Mitarbeiter mit Laptop nach Hause schicken - das könnte Energie sparen und die Betriebe bei den Heizkosten entlasten. Aber eben nur die. Denn die Beschäftigten müssen ihre Wohnung ja entsprechend gut heizen, um im Homeoffice nicht zu frieren, mal ganz abgesehen vom höheren Bedarf an Strom oder Wasser, wenn man tagsüber zu Hause ist.

    Das sieht auch Robert Habeck und weist darauf hin, dass die Energiebilanz nur dann positiv sei, wenn die Büros kalt bleiben und im Homeoffice Räume genutzt werden, die ohnehin geheizt sind. Entsprechend zurückhaltend ist das Echo auf die Idee, die bisher mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet.

    Interesse bei einzelnen Unternehmen - Skepsis bei der Gewerkschaft

    Carsten Knobel immerhin, der Chef des Konsumgüterherstellers Henkel, kann der Idee etwas abgewinnen. Laut "Rheinischer Post" erwägt der Konzern, vorübergehend wieder mehr Homeoffice einzuführen, um Gas zu sparen.

    Die Gewerkschaften sind skeptisch. So weist der DGB Rechtsschutz darauf hin, dass es zwar kein Recht auf Homeoffice für Beschäftigte gibt - aber auch kein Recht eines Arbeitgebers, dies anzuordnen. Das müsse dann mit dem Personal oder den Betriebsräten abgestimmt werden.

    Die Beschäftigten sollten zudem ihrem Arbeitgeber eine Rechnung stellen, und zwar anteilig für die Kosten, die ihnen durch das Homeoffice entstehen. Das rät Verdi Bayern - und auch Sozialpolitiker von Union bis Linke machen sich dafür stark, dass Unternehmen die gegebenenfalls eingesparten Heizkosten an ihre Beschäftigten weitergeben.

    Reicht die Steuerpauschale von 600 Euro?

    Die pauschal fünf Euro pro Tag, die man steuerlich für das Arbeiten von zu Hause aus geltend machen kann, reichen den Gewerkschaften jedenfalls nicht.

    Arbeitnehmer können in ihrer Steuererklärung für dieses Jahr bis zu 600 Euro für das Arbeiten daheim geltend machen. Die Homeoffice-Pauschale gilt unabhängig davon, ob man in Arbeitszimmer, Wohnzimmer oder in der Küche arbeitet. Sie wurde allerdings mit Blick auf die Corona-Pandemie eingeführt und nicht zur Dämpfung explodierender Energiekosten. Gewerkschaften fordern deshalb, die Homeoffice-Pauschale auszuweiten.

    IHK hinterfragt den Spareffekt

    Bei der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern ist Homeoffice zwar immer wieder Thema - speziell zu diesem Aspekt gäbe es aber noch keinen Informationsbedarf, heißt es auf Nachfrage. Das könnte sich freilich ändern, wenn der Gesetzgeber entsprechend tätig würde.

    Wie hoch das Sparpotential sein könnte, lässt sich auf die Kilowattstunde genau nicht bestimmen. Das hängt laut IHK zu sehr von den Räumlichkeiten ab. Wenn überhaupt, dann könnte in einzelnen Büros die Temperatur für bestimmte Tage von 20 auf 15 oder 16 Grad reduziert werden. Weit darunter schon aus bautechnischen Gründen nicht: Es bestehe Schimmelgefahr.

    In Großraumbüros wird es noch schwieriger. Denn wer nicht die ganze Belegschaft zum Arbeiten nach Hause schickt, der darf einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht in frostig temperierten Räumen arbeiten lassen – auch nicht, wenn er Pullover oder Decken verteilt.

    Maßgeblich ist die Arbeitsstättenverordnung

    Laut deutscher Arbeitsstättenverordnung müssen bei leichten Arbeiten im Sitzen mindestens 20 Grad Raumtemperatur herrschen. In Pausen- und Bereitschaftsräumen sind mindesten 21 Grad vorgesehen. Die EU-Kommission hat zuletzt vorgeschlagen, die Mindesttemperatur auf 19 Grad zu senken.

    Bis aus der Idee einer winterlichen Homeoffice-Offensive ein Konzept wird, sind also noch viele Fragen zu klären.

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