Raumthermostat mit Temperaturanzeige, die 24 Grad Celsius anzeigt.
Bildrechte: BR/Vera Johannsen

Raumthermostat mit Temperaturanzeige.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Energiekrise: Tipps von Energierechtsexpertin und Energieberater

Die Abschläge für Gas und Strom steigen drastisch. In der "Münchner Runde" erklärt Energierechtsexpertin Leonora Holling, wann es sinnvoll sein kann, Widerspruch einzulegen und Energieberater Norbert Endres gibt Tipps, um Energiekosten zu sparen.

Der Herbst ist da und mit ihm zahlreiche Briefe in den Briefkästen: Energieversorger kündigen bei vielen Kunden gerade die Erhöhung der Abschlagszahlungen an – zum Teil horrende Summen. Was kann man als Kunde da tun? Lohnt sich ein Wechsel des Energieversorgers überhaupt noch? Welche Möglichkeiten gibt es, um den Energieverbrauch und damit die Kosten zu senken?

Antworten auf all diese Fragen geben vier Energie-Experten in der Münchner Runde am Mittwoch, 21. September, um 20:15 Uhr. Haben auch Sie Fragen zur Energie-Krise, die Sie den Experten gerne stellen würden? Dann schreiben Sie an muenchner.runde@br.de.

Neue Abschlagszahlungen unbedingt überprüfen

Was tun, wenn der Abschlag vom Energieversorger erhöht wird? Als erstes nachrechnen, sagt Leonora Holling, Vorsitzende des Bunds der Energieverbraucher. Der Energieversorger sollte sich mit der Höhe des neuen Abschlags am Vorjahresverbrauch orientieren. Dann ist noch die Frage: Korrespondieren Verbrauch und Preiserhöhung mit dem Abschlag? Ist der neue Abschlag deutlich darüber, besteht ein rechtlicher Anspruch auf Reduzierung des Abschlags. "Bei Verbrauchern mit Sonderverträgen, die eine Preisgarantie beinhalten, dürften aber aktuell eigentlich keine Horrorabschläge ins Haus flattern", so Holling. Ist der Vertrag ohne Preisgarantie oder ist die Preisgarantie ausgelaufen, kann der Versorger allerdings die Abschläge deutlich erhöhen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Lohnt sich ein Wechsel des Energieversorgers noch?

Ein Versorgerwechsel könnte sich vor allem für diejenigen lohnen, deren Abschläge gerade massiv erhöht werden, weil keine Preisgarantie besteht. In diesem Fall haben die Kunden ein Sonderkündigungsrecht: Ab Verkündung der Preiserhöhung vier Wochen. Jedoch: Gerade erhöhen alle Versorger und sind teuer. Trotzdem lohnt sich ein Vergleich, gerade mit den Preisen der örtlichen Grundversorger. "Bisher haben wir immer gesagt, die Grundversorgung ist teuer. Das hat sich mittlerweile geändert", erklärt Energierechts-Expertin Holling.

Tücken beim Wechsel in die Grundversorgung

Wer wirklich zum örtlichen Grundversorger wechseln möchte, sollte aber vorher unbedingt klären, in welchem Tarif man dort genau landet. In der Grundversorgung oder in der Ersatzversorgung? Die Energieversorger haben die Wahlfreiheit, in welchen Tarif sie ihre Neukunden stecken. Während die Grundversorgungstarif aktuell eher günstig sind, sind die Ersatzversorgungstarife oftmals extrem teuer. Zwar dürfen Energieversorger Neukunden nur für maximal drei Monate in die Ersatzversorgung nehmen und müssen ihnen dann den Wechsel in die Grundversorgung ermöglichen, liegen diese drei Monate aber in der heizintensiven Zeit, von Oktober bis März, können die Abschlagszahlungen pro Monat leicht vierstellig werden.

Heizkosten sparen: Wo stehen Couch und Bürostuhl?

Klar ist aber auch: Diesen Winter gilt es, den Energieverbrauch insgesamt zu senken, um Strom- und Heizkosten zu sparen. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sagt Norbert Endres, Energiesparberater der Verbraucherzentrale Bayern. Eine Möglichkeit: Die Raumtemperatur senken. Die Bundesregierung spricht von sechs Prozent Ersparnis bei einer Absenkung auf 19 Grad.

  • Zum Artikel: Heizkosten sparen: Das können Verbraucher jetzt schon tun

Energiesparberater Endres warnt allerdings davor, das als pauschale Lösung für alle Häuser und Wohnungen zu nehmen. "Manche Häuser fühlen sich bei 19 Grad noch behaglich an, besonders moderne, gut gedämmte Gebäude, aber bei unisolierten Altbauten kann das ungemütlich werden. Wenn eine unisolierte Außenwand im Winter zehn Grad hat, fühlt sich das sehr kalt an."

Für solche Fälle empfiehlt Endres, zu schauen, wo genau Couch oder Bürostuhl im Raum stehen - etwa neben einer ungedämmten Außenwand? "Alle Menschen, denen ich empfohlen habe, das Sofa umzustellen an eine Innenwand, wo die Wandflächen wärmer sind, fühlen sich bei niedriger Raumtemperatur dort genauso wohl, wie bei hoher Raumtemperatur an der kalten Außenwand."

Stromfresser: Beleuchtung, Standby und alte Haushaltsgeräte

Auch beim Strom lassen sich mit einfachen Mitteln die Energiekosten stark senken. Allein die Umstellung der Beleuchtung auf LEDs bringt bis zu zehn Prozent, so Endres. Weitere 15 Prozent könne man einsparen, in dem die vielen Geräte, die auf Standby laufen, konsequent ausgesteckt werden. Das größte Stromsparpotential sieht Endres aber bei den Haushaltsgeräten. "Viele Kühlschränke sind 20 oder 30 Jahre alt", sagt Endres.

"Allein in den letzten 20 Jahren sind Kühl- und Gefriergeräte dreimal sparsamer geworden." Auch Spülmaschinen, Backöfen und andere Haushaltsgeräte sollten überprüft werden. Die durchschnittliche Lebenszeit dieser Geräte betrage zehn bis zwölf Jahre, so Endres. Wer Energie sparen möchte, sollte darüber nachdenken, die Geräte nach dieser Zeit durch energieeffizientere auszutauschen.

Kühlschränke häufig größer als notwendig

Gerade bei der Neuanschaffung von Kühlschränken empfiehlt der Energieberater, zu überlegen, wie groß das neue Gerät wirklich sein muss. "Ein Beispiel: Die Verbraucherzentrale empfiehlt 50 Liter Nutzvolumen pro Person und Haushalt. Demnach würde einem Zwei-Personen-Haushalt ein Gerät reichen, das 80 Zentimeter hoch, und 60 Zentimeter breit und tief ist. In der Realität sind die Kühlschränke oft dreimal größer." Bei einem durchschnittlichen Verbrauch ist es durch all diese Maßnahmen durchaus möglich, so Endres, den Stromverbrauch langfristig um rund 50 Prozent zu senken.