Brennholz ist in letzter Zeit deutlich teurer geworden. Wer einen Holzofen hat und mit Holz heizen kann, hat sich schon mit Brennholz eingedeckt. Gilt doch Heizen mit Holz bei vielen als umweltfreundliche Alternative zu Öl und Erdgas. Doch "Scheitholz aus Buche verbrennen, ist vom Umweltgesichtspunkt her schlechter als das Heizen mit Erdgas", sagt Wissenschaftler Klaus Hennenberg vom Darmstädter Öko-Institut. Er forscht zur Nachhaltigkeit von Bioenergie und Waldmodellierung.
Wald verliert CO2-Speicherleistung
Holz wächst zwar nach und setzt beim Verbrennen nur so viel CO2 frei, wie es vorher gebunden hat. Aber werden Bäume entnommen, sinkt die Speicherleistung der Waldfläche in relevantem Ausmaß. Es dauert lange, bis die nachwachsenden Bäume diese Leistung ersetzen.
Außerdem entsteht vor allem bei kleinen Holzheizungen immer eine gewisse Menge an Feinstaub und damit eine zusätzliche Luftverschmutzung. Ein Problem für die menschliche Gesundheit. Deshalb wurden bereits vor einigen Jahren alte Kachelöfen verboten.
Laubbäume sind als CO2-Senke wertvoll
Im Hinblick auf die gesetzten Klimaziele ist es wichtig, vorhandenes CO2 langfristig zu binden. Moore und Wälder spielen hier eine entscheidende Rolle. Gerade Laubbäume sollten also möglichst lange im Wald stehen bleiben. Diese Senkenleistung ist von unersetzlichem Wert. Werden Bäume gefällt, sinkt der CO2-Speicher im Wald und die positive Wirkung verpufft.
Dieser Effekt werde schon lange in der Wissenschaft diskutiert, so Klaus Hennenberg. "Er ist nur noch nicht in der üblichen Treibhausgasbilanz integriert. Wenn man das aber tut, dann ist Buchenholz zu verbrennen schlechter als Erdgas und Heizöl."
Aus Fichtenbeständen steht sehr viel Brennholz zur Verfügung
Fichtenwälder sind ökologisch weniger wertvoll. Denn in heißen Jahren verbreiten sich Schädlinge wie der Borkenkäfer und sorgen dafür, dass viele Bäume absterben. Das Käferholz muss dann schnell aus dem Wald. Dadurch steht viel Schadholz zur Verfügung, das man auch entsprechend nutzen kann, entweder als Brennholz oder als Rohstoff für Biogasanlagen.
Dazu zählten bedingt auch Fichtenbestände, sagt Hennenberg: "Das heißt die Wälder, die eh schon gefährdet sind, weil sie es klimatisch nicht mehr aushalten. Fichtenwälder in hohen Lagen und so. Wenn wir schon heizen, dann wenigstens mit denen."
Gutes Holz am besten für langlebige Produkte nutzen
Ganz anders sieht es aus, wenn Holz als Bauholz genutzt wird, dann gilt es als nachhaltiger, langlebiger Rohstoff, der CO2 weiterhin speichert. Darum empfiehlt Klaus Hennenberg vor allem in "Richtung langlebige Produkte zu schauen."
Auch bei Haussanierungen sind Holzbaustoffe empfehlenswert. Es kann verwandt werden, um Holzspanplatten oder auch Holzfaserdämmstoffe zu erzeugen. "Dann wird das CO2 aus dem Wald direkt in diese Produkte verlagert. Und die Bilanz ist wieder positiv, vor allem, wenn man sie mit Stahlbeton, Gipskarton oder auch mineralischen Dämmstoffen vergleicht."
Wer einen Holzofen hat, soll Abfallholz verfeuern
Vor allem in der aktuellen Gasknappheit sei es aber dennoch sinnvoll, bestehende Öfen weiterhin zu nutzen und damit auch Erdgas zu vermeiden. In dieser Krisensituation könne man sogar mehr Holz verfeuern, sagt Hennenberg.
Aber auf lange Sicht sollte die Politik keine Anreize geben, dass noch weitere Holzheizanlagen gebaut werden. Eine heute neu gebaute Holzanlage braucht die nächsten 20 Jahre Holz. Das torpediere den Klimaschutz auf der Waldfläche, so Hennenberg.
Fazit: Nur Rest- und Schadholz verbrennen, das andere ist zu gut
Der Wissenschaftler vom Öko-Institut in Darmstadt empfiehlt für neue Heizanlagen vor allem Wärmepumpen, die mit erneuerbarem Strom aus Wind und Solar betrieben werden. Außerdem sollten die Häuser dafür möglichst gut gedämmt werden, damit der Wirkungsgrad der Wärmepumpe optimal ist.
Dabei kann Holz ein wichtiger Faktor sein: In Dämmplatten verbautes Holz senkt den Heizenergiebedarf und speichert weiter CO2 - es ist damit doppelt gut fürs Klima. Außerdem sollten gerade Buchen und andere Laubbäume möglichst lange im Wald stehen bleiben. Und wenn sie doch gefällt werden, dann sollten sie in langlebigen Produkten verbaut werden. Wird Rest- und Abfallholz verbrannt, ist die Treibhausgasbilanz besser. Dann kommt es noch darauf an, dass dabei möglichst wenig Feinstaub entsteht.
- Zum Artikel: "Richtig Heizen mit dem Holzofen - Tipps vom Kaminkehrer"
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Klaus Hennenberg