Dutzende Bewohner eines Hochhauses in der zentralukrainischen Stadt Dnipro gelten nach dem Einschlag einer russischen Rakete am Samstag weiter als vermisst. In Dnipro schwinden die Hoffnungen, noch Überlebende aus einem durch russische Raketen zerstörten Wohnhaus zu bergen. "Die Chance, dass wir noch weitere Überlebende finden, sind minimal", sagt der Bürgermeister von Dnipro, Boris Filatow, der Nachrichtenagentur Reuters.
Im Laufe des Wochenendes war die Zahl der Toten in Dnipro immer weiter angestiegen. Rettungskräfte suchten in den Trümmern des Wohnhauses auch am Montag weiter nach Menschen. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hatte in seiner Videoansprache am Sonntagabend. Stellung zu dem Angriff genommen und dem schweigenden Teil der russischen Bevölkerung schwere Vorwürfe gemacht.
Mindestens 40 Tote in Dnipro – Dutzende vermisst
"Wir kämpfen um jeden Menschen", betonte Selenskyj mit Blick auf die Verschütteten in Dnipro. "Und die Rettungsarbeiten werden so lange andauern, wie auch nur die geringste Chance besteht, ein Leben zu retten." Die Zahl der Toten stieg am Montag offiziellen Angaben zufolge auf 40, darunter ein Kind. Weitere 73 Menschen wurden demnach verletzt. 30 Menschen galten am Montag noch immer als vermisst.
Selenskyj sprach in seiner Videobotschaft zudem auf Russisch die Menschen im Nachbarland an: "Ich möchte mich an alle in Russland wenden, die nicht einmal jetzt ein paar Worte der Verurteilung für diesen Terror haben, obwohl sie alles klar sehen und verstehen. Euer feiges Schweigen wird nur damit enden, dass diese Terroristen eines Tages auch hinter euch her sein werden."
Kreml: Wir greifen keine zivilen Ziele an
Die Regierung in Moskau wies derweil die Schuld von sich und erklärte, der Wohnblock sei gar nicht ins Visier genommen worden. Man greife keine zivilen Ziele an, sagte Präsidialamtsberater Dmitri Peskow. Peskow sprach von der Möglichkeit, dass die ukrainische Flugabwehr das Geschoss abgeschossen habe, das dann in den Wohnblock gestürzt sei. Bei der eingeschlagenen Rakete handelt es sich nach ukrainischen Angaben um eine Kh-22, die eigentlich für den Einsatz gegen Kriegsschiffe konstruiert ist.
Unterdessen ging die Debatte über die Lieferung schwerer Panzer wie den deutschen Leopard an die Ukraine weiter. Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sagte, Deutschland solle "entscheidende" Waffen liefern: "Panzer sollten nicht in Depots bleiben."
EU-Chefdiplomat Borrell: "Unmenschliche Aggression"
EU-Chefdiplomat Josep Borrell verurteilte das Vorgehen der russischen Seite als "unmenschliche Aggression, mit Zivilisten und Kindern als direkten Zielen". Die Verbrechen würden nicht straflos bleiben. Und die EU werde die Ukraine solange unterstützen, wie es nötig sei. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach sich für die Lieferung weiterer schwerer Waffen an die Ukraine aus.
Baerbock will Putin zur Rechenschaft ziehen
Außenministerin Annalena Baerbock will bei einem Besuch in Den Haag Möglichkeiten diskutieren, wie der russische Präsident Wladimir Putin wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine zur Rechenschaft gezogen werden kann. Am Internationalen Strafgerichtshof in der niederländischen Stadt will die Grünen-Politikerin am Montagvormittag zunächst dessen Präsidenten Piotr Hofmanski und anschließend Chefankläger Karim Khan treffen.
Heftige russische Angriffswelle im Gebiet Dnipropetrowsk
Der Angriff auf das im Gebiet Dnipropetrowsk gelegene Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Die heftigste russische Angriffswelle seit dem Jahreswechsel richtete sich erneut auch gegen die ukrainische Energieinfrastruktur. Neben Dnipropetrowsk waren etwa auch die Region um die Hauptstadt Kiew und Charkiw im Osten schwer betroffen.
Nach dem verheerenden russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus in Dnipro werden in der ukrainischen Stadt noch immer viele Bewohner vermisst.
Karte: Die militärische Lage in der Ukraine
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