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Christian Lindner und Daniel Föst

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Dreikönigstreffen der Liberalen: Bayern-FDP stützt Lindner

Seit Parteichef Lindner die Jamaika-Sondierung platzen ließ, fallen die Umfragewerte der FDP. Schlecht für die Bayern-FDP: Sie will nach der Landtagswahl mitregieren. Doch Bayerns Liberale stehen hinter Lindner - fast geschlossen. Von Wolfgang Kerler

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

"Christian Lindner bleibt die Galionsfigur der neuen FDP", bekräftigt Daniel Föst, der junge bayerische Landeschef der FDP, dem BR. "Keiner steht so für den Mut zur Veränderung wie Christian Lindner."

Daher will die Bayern-FDP mit Lindner in den Landtagswahlkampf starten. Er soll beim Politischen Aschermittwoch am 14. Februar dem Publikum einheizen. Auch für die Abschlusskundgebung ist der Parteichef schon gebucht.

Lindners Beliebtheitswerte sind abgestürzt

Allerdings hat Lindner, der die FDP mit einem Ergebnis von fast elf Prozent zurück in den Bundestag katapultierte, an Strahlkraft eingebüßt. Der Abbruch der Jamaika-Sondierungen kam bei vielen nicht gut an.

Im aktuellen ARD-Deutschlandtrend erreicht die FDP eine Zustimmung von neun Prozent, ein moderater Einbruch. Mit Lindner sind aber nur noch 27 Prozent der Befragten zufrieden. Vor dem Jamaika-Aus schaffte er noch 45 Prozent.

In Bayern will die FDP mitregieren

Nachdem es im Bund mit der Regierungsbeteiligung nicht geklappt hat, will Linder das heutige Dreikönigstreffen in Stuttgart dafür nutzen, um die Liberalen auf die neuen Ziele der Partei einzuschwören: Regierungsbeteiligungen in den Ländern. In Hessen und in Bayern wird 2018 gewählt. Auch will Daniel Föst will mitregieren. 

"Wenn die CSU sich bewegt, sind wir bereit, in Bayern eine Koalition einzugehen, die das Land modernisiert." Daniel Föst, Vorsitzender der bayerischen FDP

Bewegung erwartet Föst von der CSU bei einer Reihe von Themen. Er will mehr Bildungsgerechtigkeit, mehr Plätze in Kitas und Ganztagsschulen, mehr bezahlbaren Wohnraum, eine bessere medizinische Versorgung im ländlichen Raum, Fortschritte bei der Digitalisierung.

Da die CSU laut aktuellen Umfragen eine absolute Mehrheit im Freistaat verfehlen, die FDP dagegen den Wiedereinzug in den Landtag schaffen würde, könnte eine Neuauflage von Schwarz-Gelb rechnerisch möglich werden. Die Bayern-FDP bereitet sich darauf vor.

Fraktionsvize Thomae: Lindner offen für Kritik

Die FDP im Bund stellt sich dagegen auf vier Jahre Opposition ein. Auch in dieser Rolle könne man einiges anstoßen, sagt der Fraktionsvize Stephan Thomae aus dem Oberallgäu dem BR. "Und das werden wir auch tun." Die FDP will eigene Konzepte einbringen, zum Familiennachzug bei Flüchtlingen genauso wie zur Neuordnung der Sicherheitsbehörden.

Doch auch in der Bundestagsfraktion ging es in den letzten Wochen nicht nur um Inhalte, sondern auch um: Christian Lindner. Immer wieder wurde berichtet, FDP-Parlamentarier fürchteten sich davor, Kritik an Lindner zu äußern, der auch Fraktionsvorsitzender im Bundestag ist.

Einzelne Abgeordnete sollen für Äußerungen in Interviews, die nicht mit Lindners Ansichten übereinstimmten, vor versammelter Mannschaft gerügt worden sein. Der Fraktionsvize Stephan Thomae nimmt Lindner allerdings in Schutz.

"Christian Lindner genießt weiterhin großen Respekt und großes Ansehen. Er erlaubt eine offene Diskussionskultur. Ihn interessiert Kritik, er will auch, dass man sie äußert - und nimmt zu jedem einzelnen Punkt Stellung." Stephan Thomae, FDP, stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Bundestag

Auch Thomae selbst gibt sich bei einigen Themen differenzierter, milder als sein Parteichef – zum Beispiel, wenn es um den künftigen Umgang mit den Grünen geht. "Die sind ja keine Unmenschen", sagt Thomae auch nach dem Jamaika-Aus. Er wolle den Kontakt halten.

Leutheusser-Schnarrenberger kritisiert Lindner offen

Offene Kritik an Christian Lindner kommt von der wohl prominentesten bayerischen FDP-Politikerin. Die frühere Landeschefin und Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger beklagt "Unsicherheit, viele Fragen und Zweifel" wegen des Abbruchs der Sondierungen. Sie bedauere diese Entscheidung, sagte sie dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".

Karsten Klein dagegen, der die FDP-Landesgruppe im Bundestag leitet, berichtet von großer Geschlossenheit der Partei, das habe er nicht nur bei vielen Weihnachtsfeiern, sondern auch in den Sitzungen von Bezirks- und Landesvorstand erlebt. "Die Partei steht unheimlich geschlossen hinter dieser Entscheidung", so Klein gegenüber dem BR.