EX-US-Präsident Donald Trump spricht am 26.7.2022 über das Heben von Gewichten auf einer Veranstaltung des America First Policy Institute im Marriott Marquis.
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Donald Trump: Ist er bald wieder da?

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Donald Trump: Ist er bald wieder da?

Ex-Präsident Trump zieht alle Strippen, um vielleicht bald wieder Präsident der USA zu werden. Dazu bekennen will er sich aber noch nicht. In jedem Fall ist er im Gespräch - und das genießt er in vollen Zügen. Eine Analyse.

Donald Trump macht es sehr zu schaffen, dass er nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten ist. Das offenbart sich auch im Kleinen: Sein exklusiver Golfplatz in Bedminster, New Jersey, ist geradezu gepflastert mit dem offiziellen Präsidentensiegel.

Das Emblem ziert normalerweise nur Regierungseinrichtungen. Derzeit wird dort ein hochkarätig besetztes Golfturnier, finanziert von saudischen Geldgebern, ausgetragen. Man könnte den Eindruck gewinnen, die US-Regierung sei Gastgeber des Sportereignisses.

Trump genießt die öffentliche Aufmerksamkeit

Seit Monaten genießt Donald Trump es, dass unaufhörlich über seine Comeback-Pläne spekuliert wird: Versucht er es noch mal? Oder doch nicht? Geschickt hält Trump die Spannung aufrecht, indem er sich auf Andeutungen beschränkt.

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Am Rande des Golfturniers wurde er einmal mehr gefragt, ob er nicht langsam mal seine Kandidatur offiziell machen wolle. Seine Antwort: "Sie werden so glücklich sein. Wir werden es Sie bald wissen lassen!" So oder so ähnlich äußert er sich seit Monaten.

Trump taktiert klug

Strategisch ist das klug. Denn einerseits hält er das Interesse wach: Schließlich reisen jedes Mal Heerscharen von Reportern an, wenn Trump öffentliche Auftritte hat. Wollen sie doch bloß nicht den Moment verpassen, in dem er seine Kandidatur verkündet oder absagt.

Andererseits lässt sich Trump das sprichwörtliche Hintertürchen offen. Sollte sich eine erneute Kandidatur als aussichtslos erweisen, bliebe ihm die Blamage einer Wahlniederlage erspart.

Trump säubert die Partei von seinen Skeptikern

Bis November könnte er das Spiel mit der Spekulation weiterspielen, bis zu den Midterms-Parlamentswahlen. In allen Landesteilen spricht Trump derzeit bei den Vorwahlen Wahlempfehlungen aus: Und zwar stets für Kandidaten, die seine Lüge von der gestohlenen Präsidentschaftswahl verbreiten.

So säubert er die Partei von Trump-Skeptikern. Und so formt er ein landesweites Netzwerk an Trump-Loyalen. Sollte diese Strategie aufgehen und beide Kammern des Kongress im November an die Republikaner fallen, dann wäre Trumps Triumph perfekt. Das wäre der ideale Zeitpunkt, seine Kandidatur für 2024 zu erklären.

Amerikaner wollen wohl einen jüngeren Präsidenten

Aber vielleicht lässt ihn noch etwas zögern: In Umfragen mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Wähler beider Parteien in den USA einen Generationswechsel wünschen und weder Trump noch Biden auf dem Wahlzettel sehen möchten.

So ergab diese Woche eine CNN-Befragung, dass inzwischen eine Mehrheit der republikanischen Wähler - 55 Prozent - sagt, sie hätten gerne einen anderen Präsidentschaftskandidaten als Trump.

Zu Jahresbeginn gab es noch keine Mehrheit dafür: Im Februar waren es nur 49 Prozent. Das Umfrageergebnis für Biden ist jedoch verheerender: 75 Prozent der demokratischen Wähler wollen einen anderen Kandidaten als Biden. Im Februar waren es nur 51 Prozent.

Überdruss an alten Männern

Der Hauptgrund für diesen Überdruss an den alten Männer in der Politik - 2024 wird Biden 82 Jahre alt sein, und Trump 78 - besteht wohl darin, dass beiden angelastet wird, sie seien auf die Vergangenheit fixiert und würden deshalb die Gegenwart aus den Augen verlieren.

Bei Trump ist es die Besessenheit mit dem angeblichen Wahlbetrug. Und den Demokraten und damit Biden wird angekreidet, sie seien besessen von Rachegelüsten gegen Trump: Der Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das Kapitol sei nichts anderes als der Versuch, Trump in einer Art drittem Amtsenthebungsverfahren zu beschädigen.

Amerikaner wollen den Blick nach vorn

Die meisten Amerikaner sorgen sich um den Preisanstieg, die Rezession, die Energieversorgung, um Kriminalität in den Großstädten und viele Gegenwartsprobleme mehr. Sie argwöhnen, dass die Politik hier weiter sein könnte, wenn sie sich nicht ewig an Vergangenem abarbeiten würde.

Trumps Rückhalt bei den Medien bröckelt

Für Trump kommt hinzu, dass sein Rückhalt bei den rechten Medien zu bröckeln scheint. Sein New Yorker Hausblatt, die Boulevardzeitung "New York Post", hat sich vergangene Woche unmissverständlich von ihm abgewandt.

In einem Leitartikel gingen die Herausgeber hart mit Trump ins Gericht - wegen seiner Rolle bei Sturm auf das Kapitol: "Grundsätzlich und weil es eine Charakter-Frage ist, hat sich Trump als unwürdig erwiesen, jemals wieder dieses Land zu führen!"

Wall Street Journal kritisiert Trump vernichtend

Zeitgleich - als wäre es abgesprochen - geht auch das "Wall Street Journal" auf Distanz zu Trump. Auch hier ergreifen die Herausgeber das Wort: "Was auch immer Sie von dem Untersuchungsausschuss halten: Die Fakten, die bei den Anhörungen vorgelegt werden, sind ernüchternd. Am haarsträubendsten war Präsident Trumps Verhalten, als der Mob raste und er Fernsehen schaute, aufheizende Tweets verschickte und sich weigerte zu helfen."

Charakter erweise sich in der Krise, so die Blattmacher, während Pence die Probe am 6. Januar bestanden habe, sei Trump schlichtweg durchgefallen.

Fox News hält noch zu Trump - aber wie lange?

Das Pikante an diesen ohnehin schon vernichtenden Worten: Beide Blätter sind nicht nur vielgelesen in konservativen Kreisen, sie gehören beide zum Medienimperium von Rupert Murdoch, so wie Fox News, Trumps Haussender. Der hält weiterhin zu Trump, vor allem in Gestalt seiner einflussreichen Starmoderatoren Sean Hannity und Tucker Carlson. Aber auch die kriegen mit, dass die Enthüllungen des Untersuchungsausschusses die öffentliche Meinung zu beeinflussen beginnen.

Mehrheit bemängelt Trumps Verhalten beim Sturm aufs Kapitol

In besagter CNN-Umfrage waren immerhin 79 Prozent der Meinung, Trump habe "unethisch" gehandelt. 77 Prozent denken, er hätte mehr tun können, um den Kapitolsturm zu stoppen. Und 61 Prozent sind der Meinung, Trumps wochenlanges Schüren von Zweifeln an der Legitimität des Wahl hätte politische Gewalt provoziert.

Auch Kapitolsturm spaltet das Land

Andererseits spiegelt die Umfrage die tiefe Spaltung des Landes: Während überwältigende 96 Prozent der demokratischen Wähler finden, dass der Kapitolsturm eine Krise und ein gravierendes Problem darstellt, stimmen dem gerade einmal 36 Prozent der republikanischen Wähler zu.

Trump lässt sich gerne feiern

Trump dürfte solcherlei Stimmungsbilder aufmerksam im Blick haben. Er weiß, dass er sich auf seine Fangemeinde an der Basis verlassen kann und lässt sich unermüdlich bei seinen öffentlichen Auftritten feiern.

Und er spürt, dass seine Partei geeint dasteht, in dem festen Willen, die Mehrheiten im Kongress und perspektivisch auch das Weiße Haus zurückzuerobern. Und: Sich entsprechend wie ein Bollwerk hinter dem Kandidaten versammeln wird, der sie in die Präsidentschaftswahl 2024 führt.

Trump führt Rankings der Republikanichen Kandidaten an

Wo immer Konservative dieser Tage zusammenkommen in den USA, wird ihnen ein Kandidatenranking abverlangt. Vergangenes Wochenende sah das beim "Turning Point USA Summit" so aus: Knapp 80 Prozent der Teilnehmer sprachen sich für Trump aus, weniger als 20 Prozent für dessen schärfsten innerparteilicher Konkurrenten, Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Nur vernichtende 0,3 Prozent votierten für Trumps in Ungnade gefallenen Vize Mike Pence.

Trumps Aussage zur Kandidatur wohl erst im November

All diese zum Teil widersprüchlichen Stimmungsbilder werden im Trump-Lager sorgsam analysiert. Offenbar halten er und seine Berater den Zeitpunkt für noch nicht gekommen. Viel spricht also dafür, dass Trump die Wahl im November abwarten wird, bis er sich endgültig erklärt.

23.07.2022, USA, Prescott: Der ehemaliger US-Präsident Trump bedankt sich bei seinen Anhängern, nachdem er auf einer "Save America"-Kundgebung in Prescott, Arizona, gesprochen hat.
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USA: Die Republikaner nach Trump

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