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LKW-Elefantenrennen

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Dobrindt bringt Lkw-Überholverbot ins Gespräch

Nach vier Jahren im Amt und drei Wochen vor der Wahl hat Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ein neues Thema entdeckt: generelles Überholverbot für alle Lkw auf deutschen Autobahnen. Keine Lösung - sagt ein Spediteur. Von Mathias Flasskamp

Die meisten Autofahrer hätten nichts dagegen, wenn Brummis auf der rechten Seite der Autobahn bleiben müssten. Helmut Treffer aber nimmt den Vorschlag stirnrunzelnd zur Kenntnis. Er ist Logistikleiter bei der Spedition Andreas Schmid in Gersthofen. 150 eigene Lkw hat seine Firma auf den Straßen. Ein generelles Überholverbot - nach seiner Einschätzung ein großes Problem für sein Unternehmen.

"Das langsamste Fahrzeug auf der Autobahn darf 60 km/h fahren, das bedeutet im Endeffekt, wir würden hinter dem langsamsten Fahrzeug mit ewigen Staus hinterherfahren und ich glaube nicht, dass sich auf Dauer das Thema auch durchsetzen lässt." Helmut Treffer, Spedition Andreas Schmid

Lkw-Fahrer sind gegen Verbot

Dobrindt lässt ein Überholverbot für Lkw auf Autobahnen prüfen. Schon heute sehe die Rechtslage vor, dass nur überholen dürfe, "wer mit wesentlich höherer Geschwindigkeit fährt - und zwar mindestens zehn Stundenkilometer schneller", sagte Dobrindt.

Für die Lkw-Fahrer hieße es: längere Transportzeiten - höhere Kosten. Bernd Rose holt gerade mit seinem Brummi die Fracht für die kommende Nacht ab. Es geht nach Stuttgart. Druckmaschinen. Der 57-Jährige ist schon seit 35 Jahren Berufskraftfahrer. Dass er auf deutschen Autobahnen nur noch in einem Riesen-Konvoi mit allen anderen Lastern fahren soll, hält er sogar für gefährlich.

"Man hat zum Beispiel den langsamen Lkw überholt und man hat wieder freie Fahrt - ist die Anstrengung auf der Autobahn nicht gegeben. Aber jeder weiß, wenn man im Konvoi fährt, muss man immer 100-prozentig bei der Sache sein." Bernd Rose, Lkw-Fahrer

Das kann nicht die Lösung sein findet er. Kopfschüttelnd steigt er in sein Führerhaus und rangiert den 40-Tonner mit Anhänger souverän vom Firmenparkplatz Richtung Autobahn. Maximal 80 km/h darf er dort fahren. Sehr viel mehr geht ohnehin nicht, das verhindert sein Arbeitgeber. Mit technischen Maßnahmen an allen Lkw, erklärt sein Chef.

"Unsere Fahrzeuge sind bei maximal 85 km/h gedrosselt. Unsere Richtgeschwindigkeit sind maximal 80 km/h, so werden die Touren geplant, so wird im Endeffekt auch der Fahrer belehrt. Alles was schneller ist, bringt wenig und kostet viel." Helmut Treffer, Spedition Andreas Schmid

Selbst Geschwindigkeitskontrollen bringen jetzt schon nichts

Vor allem bei Fahrzeugen aus Osteuropa, sei das anders, berichtet er. Mittlerweile hätten dort die meisten Firmen auch Maschinen mit 500 PS. Die seien ungedrosselt oder mit leichtem Nachhelfen schon mal mit 95 bis 100 km/h unterwegs. Geschwindigkeitskontrollen für Lkw gibt es seiner Meinung nach viel zu wenig. Und auch in Zukunft wird sich daran wohl nicht viel ändern. Insofern blickt Helmut Treffer beruhigt nach vorne. Ist halt Wahlkampf, meint er.