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Berufstätige Frau mit Kleinkind

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DIW-Studie: Gender Pay Gap in Deutschland wird kleiner

Zum morgigen Weltfrauentag veröffentlichte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zwei Studien zur Gleichstellung von Männern und Frauen. Demnach hat sich auf diesem Feld schon einiges getan - am Ziel ist man aber noch lange nicht.

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Der Gender Pay Gap, also der prozentuale Unterschied zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten von Männern und Frauen in Vollzeitbeschäftigung, hat sich seit 1985 deutlich verringert - von 26,6 auf zuletzt 16 Prozent. Am stärksten sank dieser Kennwert bei den niedrigen Löhnen, beträgt hier aber immer noch sehr hohe 20,1 Prozent. Am oberen Rand der Einkommen beträgt der Unterschied zwischen Männern und Frauen noch 23,5 Prozent, seit 1985 also nur ein Rückgang von sechs Prozentpunkten.

Regionale und demographische Unterschiede

Die Lohnlücke ist für junge Frauen am geringsten. Die Forscher vermuten, dass dies an der starken Annäherung der Bildungskarrieren von Männern und Frauen liegt. Frauen im Alter von 40 bis 49 Jahren verdienen über 20 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen und daran hat sich in den letzten rund 30 Jahren auch kaum etwas geändert.

Unterschiede in dieser Entwicklung lassen sich auch beim regionalen Bezug fest stellen. In Ostdeutschland ist die Lohnlücke mit lediglich 7,5 Prozent deutlich kleiner als in Westdeutschland, wo sie bei 17,3 Prozent liegt.

Positive Entwicklung auch beim Anteil von Frauen in Führungspositionen

Eine positive Entwicklung lässt sich auch beim Frauenanteil in Spitzenpostitionen erkennen. Dass der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten mit der Einführung der Geschlechterquote im Jahr 2016 steigt, war zu erwarten. Das DIW fand jedoch heraus, dass der Frauenanteil in diesen Gremien bereits in den Jahren zuvor kontinuierlich gestiegen war. So waren 2012 nur zwölf Prozent der Aufsichtsräte weiblich, 2014 dann 17 Prozent und 2016 bereits 22 Prozent. Die Forscher erklären sich diese Entwicklung mit einer intensiven politischen Debatte über eine bindende Quote in diesem Zeitraum.

Forscher sehen noch Handlungsbedarf

Katharina Wrohlich, Co-Autorin der Studie, sieht dennoch an einigen Stellen Verbesserungspotenzial: "Das Ehegattensplitting sollte reformiert werden. Es hält insbesondere in Kombination mit Mini-Job-Regelungen Frauen davon ab, mehr und länger zu arbeiten. Individualbesteuerung und ein übertragbarer Grundfreibetrag sind hier ein vielversprechender Ansatz. Die Partner-Monate beim Elterngeld sollten verlängert werden. In Unternehmen sind ambitionierte Zielgrößen auf allen Hierarchieebenen notwendig und sollten zeitnah umgesetzt werden, begleitet von einer modernisierten Unternehmensorganisation und -kultur." In einer weiteren Studie fanden Forscher heraus, dass Frauen zunehmend selbstständiger werden und immer mehr für sich selbst sorgen wollen und dies auch tun. Alle Forscher sind sich jedoch einig, dass noch ein weiter Weg zu gehen ist, bis zur endgültigen Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Immer mehr Frauen finanzieren sich selbst

Die Frauen in Deutschland werden aber immer autonomer. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes können heute deutlich mehr als noch vor zehn Jahren selbst für ihren Unterhalt sorgen. Im Jahr 2016 lebten 72 Prozent der Frauen im Alter zwischen 25 und 55 Jahren von der eigenen Erwerbstätigkeit. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch acht Prozentpunkte niedriger. Allerdings gibt es weiter Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Im Osten finanzierten zuletzt rund 77 Prozent der Frauen ihren Lebensunterhalt vorrangig durch eigene Erwerbsarbeit, während der Anteil im Westen nur bei 70 Prozent lag.