Ein Schild mit der Aufschrift "Bewohner mit Parkausweis frei" kennzeichnet eine Zone mit Anwohnerparkberechtigungen in der Innenstadt (Symbolbild).
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Die Deutsche Umwelthilfe fordert höhere Gebühren für das Anwohnerparken (Symbolbild)

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Deutsche Umwelthilfe kritisiert günstiges Anwohnerparken

Nach Meinung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sind die Parkgebühren für Anwohner viel zu niedrig. Die DUH spricht von einer "absurden Subventionierung des Privatautos" auf Kosten der Mobilitätswende. Bayern hält bislang an den günstigen Gebühren fest.

Mehr als zwei Jahre nach einer entsprechenden Gesetzesänderung können die Menschen in den meisten deutschen Großstädten weiterhin für rund 30 Euro im Jahr ihr Auto parken - was für viele ein erfreulicher Umstand ist, aber von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) kritisiert wird.

DUH: Absurde Subventionierung

"88 Städte verlangen nach wie vor nur acht Cent oder weniger pro Tag für einen Anwohnerparkausweis - obwohl zwei Drittel davon durch ihre Landesregierung ermächtigt sind, angemessene Gebühren festzulegen", teilte die Deutsche Umwelthilfe der Deutschen Presse-Agentur mit.

Die DUH hat die Gebühren für das Anwohnerparken in 104 Städten aufgelistet, darunter sind alle Großstädte sowie jeweils die fünf größten Städte jedes Bundeslandes. Nur 13 der abgefragten Städte hätten die Gebühren für Anwohnerparkausweise erhöht, seit Bund und Länder dies ermöglicht haben. Die Umwelthilfe spricht von einer "absurden Subventionierung des Privatautos auf Kosten der klimafreundlichen Mobilitätswende".

Viele Länder und Kommunen erhöhen Gebühren bisher nicht

Mitte 2020 hatten Bundestag und Bundesrat eine bis dahin geltende bundesweite Obergrenze bei Anwohnerparkausweisen von 30,70 Euro pro Jahr gekippt - seitdem können Länder und Kommunen die Gebühren für städtische Quartiere mit erheblichem Parkraummangel regeln. Dazu können die Landesregierungen Gebührenordnungen erlassen.

Bayern, Brandenburg, Bremen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein haben von dieser Möglichkeit bisher nicht Gebrauch gemacht, nach Angaben der DUH gilt hier weiterhin die Obergrenze von 30,70 Euro. "Hamburg hat die Gebühren zwar angehoben – jedoch so geringfügig, dass keine Lenkungswirkung zu erwarten ist", so die Umwelthilfe.

In den anderen Ländern haben die Kommunen zwar die Option, das Anwohnerparken zu verteuern, viele nutzen sie aber nicht. Im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen haben unter den Großstädten nur Neuss und Bonn bereits Preiserhöhungen beschlossen. In Köln war eine deutliche Erhöhung im Gespräch, die Entscheidung wurde aber laut DUH aufgeschoben.

DUH: Stockholm als Vorbild

Die Umwelthilfe fordert eine Anhebung der Anwohnerparkgebühren auf mindestens einen Euro pro Tag. "Für besonders große Fahrzeuge sollten dabei deutlich höhere Gebühren fällig werden als für Kleinwagen", so die DUH in ihrer Auswertung.

Bei ihrer Forderung verweist die Umwelthilfe auch auf die Gebührenordnungen in anderen Ländern. In der schwedischen Hauptstadt Stockholm etwa ist Anwohnerparken überaus teuer. Wer einen Anwohnerparkplatz im Stadtkern um die Altstadt Gamla stan sowie im Großteil des weiteren Stadtgebietes haben möchte, muss dafür 1.100 schwedische Kronen (rund 100 Euro) bezahlen - pro Monat. Pro Jahr macht das umgerechnet rund 1.200 Euro.

480 Euro pro Jahr in Freiburg

In Deutschland ist mit den bereits beschlossenen Neuregelungen ein breites Preisspektrum in den verschiedenen Städten entstanden. Während Städte wie Bochum (22 Euro) sogar deutlich unter der alten Preisobergrenze von 30,70 Euro pro Jahr bleiben, müssen Autofahrer in Freiburg bis zu 480 Euro im Jahr zahlen.

Die Regelung der Stadt im Breisgau ist nach Ansicht der DUH "vorbildlich", weil sich die Gebühren dort an der Größe des Autos orientieren.

Mehrere bayerische Städte würden Preise offenbar gerne erhöhen

In Bayern wurde die Preisobergrenze dagegen bisher noch nicht angehoben. "Die Abstimmungen zum weiteren Vorgehen laufen noch", sagte der Sprecher des Innenministeriums in München, Michael Siefener. Die aktuellen Belastungen der Bürger durch die Inflation sollten dabei beachtet werden. "In dieser Situation zusätzlich die Parkgebühren massiv zu erhöhen, muss gut bedacht werden."

Großstädte wie München, Nürnberg, Augsburg oder Regensburg verlangen derzeit maximal 30,70 Euro. Laut DUH hätten aber Erlangen, Fürth, und München bereits eine Anpassung der Gebühren für Anwohnerparkausweise angekündigt, "sobald sie die Möglichkeiten bekommen würden."

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