Vom Wunderkind zum Millionär
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Unternehmer Michael Pechatnikov

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Der Erfolg russischer Einwanderer in Israel

Der Erfolg russischer Einwanderer in Israel

Vom Wunderkind zum Millionär: Die Karriere von Unternehmer Michael Pechatnikov begann in seiner frühen Jugend

Die Russen gelten in Israel als fleißig, zuverlässig, gebildet und diszipliniert. Michael Pechatnikov ist dafür ein Paradebeispiel. Wunderkind nannte ihn seine Großmutter. Als Jungunternehmer hat er so viel verdient, dass er heute nicht mehr arbeiten müsste. Er ist nicht der einzige erfolgreiche russische Einwanderer.

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Ja, dieses deutsche Wort, das seine Jugend ziemlich gut beschreibt, das kennt Michael Pechatnikov natürlich. Von seiner Großmutter hat er es gehört, die hat nämlich Jiddisch gesprochen. Wunderkind. Und ihn als Wunderkind zu bezeichnen, ist keine Übertreibung. Mit neun hat er angefangen, Computerprogramme zu schreiben. Mit 12 hatte er den ersten Job für die israelische Luftfahrtindustrie. Mit 15 begann er, Mathe zu studieren. Und mit 17 hat er sein erstes Unternehmen gegründet. Navigationsprogramme für Handys hat er entwickelt, als das noch wie eine Utopie erschien. Ein paar Jahre später hat der Weltkonzern Intel sein Start-up gekauft. Über Zahlen spricht er nicht, israelische Zeitungen schreiben von 120 Millionen Dollar. Egal wie viel: Michael Pechatnikov müsste mit seinen 33 Jahren nicht mehr arbeiten. Tut er aber trotzdem. Bislang hat er noch zwei weitere Unternehmen gegründet. Das Geheimnis seines Erfolgs? Das sei das Geheimnis der gesamten Erfolgsgeschichte der Einwanderung russischer Juden nach Israel:

"Das hat mit der Ausbildung der Juden in Russland zu tun. Sie mussten immer die Besten sein, um im Arbeitsleben Erfolg zu haben. Immer besser als andere, um eine Chance zu haben. Und als sie hierher kamen, wussten sie, dass sie auch hier besser als andere sein müssen." Michael Pechatnikov

Es sei ein latenter Antisemitismus gewesen, gegen den er und alle anderen Juden in Russland ankämpfen mussten. Als Junge sei ihm das kaum aufgefallen, aber seinen Eltern sei das sehr bewusst gewesen. 1993, da war er neun, ist Michael Pechatnikov aus St. Petersburg nach Israel gekommen. Mit seinen Eltern, beide sind Ingenieure. Der Start ins neue Leben war einfacher, als sie ganz am Anfang aus Unwissenheit vermutet hatten:

"Gleich nach unserer Ankunft haben wir einen Ausflug in die Wüste gemacht, nach Arad. Und da haben wir am Straßenrand die Wellblechhütten der Beduinen gesehen. Und wir haben gedacht: Na, so werden wir hier wohl auch leben müssen!" Michael Pechatnikov

Fast eine Million Juden haben damals nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Aliyah gemacht, den Aufstieg in die eigentliche Heimat Israel, wie es wörtlich übersetzt heißt. Seither haben sich die russischen Einwanderer einen festen Platz in der israelischen Gesellschaft erarbeitet. Und ein bestimmtes Image, das dem Image der Deutschen in der Welt nicht so unähnlich ist. In Israel gelten die Russen als fleißig, zuverlässig, gebildet und vor allem diszipliniert. Und wenn eine aus der Sowjetunion stammende Trainerin für Rhythmische Sportgymnastik dabei ertappt wird, wie sie eine der Weltklasse-Turnerinnen aus Israel mit einem Tritt in den Bauch zur Höchstleistung antreibt, dann wird auch das unter russischer Disziplin abgebucht.

Die Eliteschule als Startrampe

Michael Pechatnikov ist auf sanftere Art auf die Erfolgsspur in Israel gekommen. Seine Startrampe war die Shevach-Mofet-Schule im Süden von Tel Aviv, ein Elite-Gymnasium: „Die Schule wurde von russischen Einwanderern gegründet. Und die meisten Schüler sind Russen. Alles dreht sich um Spitzenleistungen in Mathe, Physik und Naturwissenschaften. Wir wurden von unseren Lehrern auf die Mathematik-Olympiade vorbereitet. Aus ganz Israel sind Schüler jeden Tag zu dieser Schule gefahren, sogar aus Aschkelon. Also waren da nur Schüler, die wirklich was lernen wollten.“ Deshalb ist Michael Pechatnikov auch nicht der einzige Absolvent der Schule, der als Jungunternehmer in Israel berühmt geworden ist. Die Auswanderung der russischen Juden, da ist Michael Pechatnikov sicher, hat bis zum heutigen Tag tiefe Spuren in Russland hinterlassen:

"Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum Russland technisch hinterherhinkt. Der Hightech-Sektor ist dort wirklich sehr, sehr klein." Michael Pechatnikov