Kleine Büffel

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Der blutige Beigeschmack des Büffelmozzarella

Nicht nur Delikatessenläden, immer mehr Supermärkte bieten ihn an: italienischen Büffelmozzarella. Doch die Herstellung dieser Spezialität hat Schattenseiten. Das Problem erinnert an das "Kükenschreddern" in Deutschland. Von Julia Mumelter

Ein für viele Landwirte offenbar unvermeidlicher Bestandteil der Produktion von Büffelmozzarella ist das traurige Schicksal männlicher Jungbüffel: Schon wenn sie erst wenige Tage alt sind, ist ihr Schicksal besiegelt. Sie müssen sterben, weil sie für die Milchproduktion nicht in Frage kommen. So weit ist das noch nicht einmal etwas Besonderes: Dieses Schicksal teilen sie mit männlichen Kälbern und Küken.

Verhungert hinter dem Stall

Doch italienische Tierschützer und Journalisten haben immer wieder besonders drastische Skandale um diese männlichen Babybüffel aufgedeckt. Giulia Innocenzi ist Investigativ-Journalistin beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Italien. Sie hat entdeckt, dass einige Züchter ihre Tiere nach der Geburt einfach verenden lassen - dadurch sparen sie sich das Futter für die ersten Lebenstage und ungefähr 20 Euro für das Schlachten im Schlachthof.

"Ich selbst habe bei meiner Recherche ein Gerippe eines kleinen Büffels hinter einem Stall gefunden. Als ich dann die Züchter damit konfrontiert habe, haben sie sogar zugegeben, dass das das Ende ist, das die männlichen Büffel nehmen, weil sie nichts wert sind." Giulia Innocenzi, Journalistin

Schlagartiges Ende per Hammer

Die italienische Journalistin hat zusammen mit Tierschützern herausgefunden, dass einige Züchter ihre Babybüffel mit einem Hammer selbst töten oder sie mit zusammengebundenen Beinen und lebendig in Flüssen oder Seen ertränken. Diese Berichte und Bilder haben dem Image des Büffelmozzarella sehr geschadet.

Auch viele Landwirte sind wütend

Landwirte, die sich an die Regeln halten, sind wütend auf ihre Kollegen, die ihre Tiere so misshandeln. Einer von ihnen ist Salvatore Rinna. In der ländlichen Gegend zwischen Rom und Neapel hat er vier Ställe mit insgesamt tausend Büffeln.

"Uns tut das Leid, aber wir können nicht mehr tun als uns korrekt zu verhalten, das heißt nach unserem guten Gewissen und nach dem Gesetz zu arbeiten. Wir können auch nicht verhindern, dass es einige schwarze Schafe gibt unter den Büffelhaltern. Ich bin der Überzeugung, dass es sich auszahlt die Tiere gut zu halten - es zahlt sich auch wirtschaftlich aus. Sowohl für die Weibchen als auch für die Männchen." Salvatore Rinna, Büffelzüchter

Büffel-Fleisch ist gesund - aber unbeliebt

Er ist einer der wenigen Büffelhalter, die das Fleisch der männlichen Büffelkälber anbieten. Doch damit bewegt er sich in einer Nische. Das Fleisch ist nicht beliebt, obwohl es mehr Proteine und Eisen hat als Rindfleisch, aber weniger ungesundes Fett und Cholesterin. Auch er kann im Durchschnitt nur drei Kälber im Monat als Fleisch verkaufen, der Rest seiner männlichen Büffel wird zu Katzen- oder Hundefutter verarbeitet oder weggeworfen.

Deutschland ist einer der Hauptkunden für Mozzarella

Seine weiblichen Büffel müssen aber weiterhin gebären, um genügend Milch zu geben. Im vergangen Jahr wurden allein in Süditalien fast 50 Millionen Kilogramm Büffelmozzarella hergestellt. Tendenz steigend, denn die Nachfrage wächst stetig. Zu den größten Abnehmern im Ausland zählt auch Deutschland.

Fleischkonsum gegen Büffel-Elend

Die Journalistin Giulia Innocenzi ist zwar selbst Vegetarierin und isst auch keinen Büffelmozzarella, aber sie hat einen nicht-vegetarischen Ansatz, um das Problem zu lindern.

"Es würde wahrscheinlich schon reichen den Markt für Büffelfleisch aufzuwerten und die Konsumenten über die guten Eigenschaften dieses Produkts zu informieren. Damit würde man diesen männlichen Büffeln zumindest ein kurzes Leben schenken." Giulia Innocenzi, Journalistin

Ihr Fazit: Wer Büffelmozzarella mit gutem Gewissen genießen will, der muss sich über die Herkunft informieren, vielleicht ein bisschen mehr zahlen und sollte sich auch überlegen, das Fleisch der männlichen Büffel zu essen.