Ein einziger Tag könne zwar "keinen Wandel in der Gesinnung" erreichen, bringe aber "den ein oder anderen, vielleicht sogar viele Menschen zum Nachdenken", sagte Schuster den ARD-"Tagesthemen". Er habe das Gefühl, dass die Hemmschwelle "sich nicht nur antisemitisch zu äußern, sondern auch zu handeln, deutlich gesunken" sei. Schuster appellierte an die Justiz, derartige Vorfälle mit der Härte des Gesetzes zu ahnden.
Schuster: "Nicht mit Kippa herumlaufen"
Auf seine Warnung angesprochen, nicht öffentlich mit einer Kippa herumzulaufen, sagte Schuster, er habe die Sorge, dass "Kinder oder Jugendliche, wenn sie allein mit einer Kippa gehen, allein nur deshalb zu Schaden kommen". Er selber habe sich vor zehn Jahren solch eine Warnung nicht träumen lassen. Doch diese Warnung sei "ein Zeichen, dass in unserer Gesellschaft etwas nicht stimmt".
Israelischer Oppositionspolitiker kritisiert Schuster
Yair Lapid, einer der führenden Oppositionspolitiker Israels, kritisierte derweil Schusters Warnung, nicht öffentlich mit einer Kippa herumzulaufen. Wenn ein Jude in Deutschland Angst haben müsse, mit einer Kippa auf die Straßen Berlins zu gehen, laufe etwas grundlegend falsch, sagte Yair Lapid der Zeitung "Die Welt". Die Warnung sei alarmierend und hätte sich an die Bundesregierung richten müssen. Sie müsse mehr Polizei abstellen. Den Juden riet Lapid: "Dann tragt eben Kippa und einen Knüppel, um euch zur Not zu verteidigen."
Als Zeichen gegen Antisemitismus waren in mehreren deutschen Städten gestern Menschen mit der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung auf die Straße gegangen.